Mehr Raum für Fans
Dienstag, 18. Juni 2013, 10:13 Uhr
Die Fans sind bekanntlich das Herz eines jeden Fußball-Vereins. Das, was dem Sport erst Leben einhaucht und ihn interessant macht. Auch beim FC St. Pauli, der für seine besonders treue und bunte Anhängerschaft bekannt ist, wird Fankultur großgeschrieben. So kann man sich lebhaft vorstellen, wie im Sommer 2007 einige Fans des FC St. Pauli beim gut gekühlten Getränk zusammensitzen und über ihren Verein diskutieren.
Die Ausgangssituation ist zu dieser Zeit alles andere als komfortabel. Der Fanladen, der Auswärtsfahrten, Fanaktionen und vieles mehr organisiert, kämpft permanent ums Überleben. Allein die monatliche Miete aufzubringen, ist für die Betreiber und ihre Unterstützer immer schwieriger geworden. Beim Verein selbst fokussieren sich unterdessen alle Anstrengungen auf den Umbau des Millerntor-Stadions, der seit 2006 im Gange ist. Aber könnte in dieser Herausforderung nicht zugleich eine große Chance liegen? Die Nähe zwischen Fans und Verein wird bei St. Pauli großgeschrieben – also warum nicht auch die räumliche Distanz verringern und den Fanladen direkt ins Stadion integrieren? Oder gar zusätzlichen Raum schaffen, der immer offen steht für alle Fans, Mitglieder und Freunde des FC St. Pauli mit ihren Ideen und Projekten! Ein Platz, an dem auch zwischen den Spieltagen Choreos geübt und Aktionen geplant werden können. Kurz gesagt: mehr Raum für Fans!
Die Gruppe ist von ihrer Idee so begeistert, dass sie sich sofort an die Vereinsführung wendet. Dort ist man von dem Gedanken ebenfalls sehr angetan und sichert die größtmögliche Unterstützung zu – allerdings mit einer Einschränkung: Auch beim FC St. Pauli selbst sieht es finanziell nicht allzu rosig aus und mit dem laufenden Etat des Vereins sind keine großen Sprünge zu machen. Die Fans müssten zur Finanzierung ihrer Räumlichkeiten aktiv beitragen und mindestens 400.000 Euro aufbringen, um das Projekt zu realisieren. 400.000 Euro! Eine unlösbar scheinende Aufgabe…
Doch wie berauscht von ihrer Idee lassen sich die Visionäre nicht abschrecken. Beim nächsten Treffen beschließt die Gruppe kurzerhand, sich der Aufgabe zu stellen und gründet den Verein Fanräume e.V. Da sie nur zu sechst sind, für eine Vereinsgründung aber mindestens sieben Personen benötigt werden, akquirieren sie vor einer Kneipe spontan ein weiteres Gründungsmitglied. Eine bundes-, wenn nicht sogar weltweit einmalige Idee ist geboren: Fans finanzieren sich selbst Räumlichkeiten in ihrem Stadion!
Schon sehr bald besteht der neue Verein aus weit mehr als den sieben Gründungsmitgliedern. Der Rückhalt und die Hilfe, die aus dem Fan- und Freundeskreis kommen, sind riesig und mit der Abteilung Fördernde Mitglieder (AFM) wird im Herbst 2008 weitere zugkräftige Unterstützung gewonnen. Gemeinsam wollen die drei Organisationen – der Verein Jugend und Sport als Träger des Fanladens, die AFM und Fanräume e.V. – ihren Traum verwirklichen und ins neue Stadion einziehen. Außerdem wird beschlossen, in den geplanten Räumlichkeiten ein Medienarchiv für Fußballkultur einzurichten. Die Sammlung soll sich nicht nur auf den FC St. Pauli beziehen, sondern die Bedeutung von Fußball-Fankultur im Allgemeinen abbilden. Theoretisch könnte hier also sogar Material über den anderen Hamburger Proficlub Eingang finden. Eine solche Bibliothek wäre bisher einzigartig an einem deutschen Bundesligastandort.