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KIEZBEBEN-Geschichten - Volker Ippig im Aktuellen Sportstudio

Auf über 600 Quadratmetern erzählt die große Ausstellung KIEZBEBEN im FC St. Pauli-Museum in der Gegengerade, wie der FC St. Pauli wurde, was er heute ist: „Die zweite Geburt des FC St. Pauli“, so der Untertitel der Ausstellung. Aufwändig inszeniert und recherchiert, lässt sie ihre Besucher braun-weiße Geschichte und Geschichten neu erleben – mit etlichen Original-Ausstellungsstücken, in Film, Foto und Text. Einige der schönsten KIEZBEBEN-Stories erzählen wir hier auf fcstpauli.com. Diesmal gehen wir „hinter die Kulissen“ eines der legendärsten Spieler-Auftritte der deutschen Sport-Fernsehgeschichte.

Es war das Heimspiel der Saison: Nach dem sensationellen Aufstieg 1988 fieberten viele Fans dem Duell gegen den FC Bayern München entgegen (die Derbys wurden damals beide im Volkspark-Stadion ausgetragen). Klein gegen Groß, „Fußball-Arbeiter“ gegen „Fußball-Kapitalisten“, David gegen Goliath – die Medien überschlugen sich mit Sensations-Schlagzeilen und Berichten.

Ausstellungs-Plakat: Volker Ippig im Hafenstraßen-Shirt

Ausstellungs-Plakat: Volker Ippig im Hafenstraßen-Shirt

Am 13. Spieltag war es dann endlich so weit – und die braun-weißen Aufsteiger schlugen sich für viele überraschend gut. Das Team von Trainer Helmut Schulte trotzte den „Fußball-Millionären“ von Trainer Jupp Heynckes und Manager Uli Hoeneß ein 0:0 ab. Nicht zuletzt dank einer starken Leistung von Keeper Volker Ippig. Kein Wunder, dass das Fernsehen rief.

1988: Volker Ippig gegen Bayerns Roland Wohlfahrt

1988: Volker Ippig gegen Bayerns Roland Wohlfahrt

„Das war ja auch irre“, erzählt Volker Ippig in einem der vielen Interviews, die von den Aktiven des „Museumsvereins“ 1910 e.V. eigens für die KIEZBEBEN-Ausstellung auf 4K-Video aufgezeichnet wurden: „Irgendwann kriegtest du Bescheid: ‚Du sollst zum ZDF ins Aktuelle Sportstudio‘. Ja ja, alles klar, logisch. Und dann bin ich da hingeflogen: Von Hamburg nach Frankfurt und dann von Frankfurt mit dem Taxi nach Mainz, das war der übliche Weg.“

In Mainz wartete bereits Moderator Bernd Heller – der sich für seinen Gast besondere Fragen überlegt hatte. Denn einen Fußballprofi, der schon einmal als Entwicklungshelfer in Nicaragua gewesen war und in der Hafenstraße gelebt hatte, so etwas war neu. St. Paulis Keeper dagegen ging das Interview ohne jede Fernseh-Erfahrung an.

Zwei, die nicht wussten, was sie erwartet: Keeper Volker Ippig und Moderator Bernd Heller

Zwei, die nicht wussten, was sie erwartet: Keeper Volker Ippig und Moderator Bernd Heller

„Eine Vorbereitung gab’s nicht“, erinnert sich Ippig in der KIEZBEBEN-Ausstellung. „Bei uns gab es damals eben keine Struktur in dem Sinne. Bei anderen Klubs gab es bestimmt irgendwelche Presse-Begleiter, kann ich mir gut vorstellen. Aber bei uns?“

Entsprechend zermürbend geriet dann auch die Anreise und die Wartezeit: „Ich war total nervös“, so Volker Ippig. „Ich wusste ja gar nicht, was auf mich zukommt. Und dann stellt der solche Fragen ...“

Heller: Ich will’s mal so formulieren: Nicaragua, Hafenstraße, Fußballprofi – da hab ich ein bisschen Schwierigkeiten, das alles auf die Reihe zu kriegen, und Sie?

Ippig: Tjoa … Also, hab ich nich’, die Schwierigkeit, muss ich ganz ehrlich sagen, ne? 

Publikum: lacht

Ungeplante Mediensensation: Eigentlich war Volker Ippig nur nervös...

Ungeplante Mediensensation: Eigentlich war Volker Ippig nur nervös...

„Wie kleingeistig!“, so Volker Ippig heute zu dem legendär gewordenen Austausch: „Das war für mich kein Widerspruch. Das ist ja mein Leben!“ Zwar waren seine wortkargen Antworten eher aus der Nervosität geboren. Doch schnell war klar, dass er die Zuschauer auf seiner Seite hatte.

Heller: Herr Ippig, wie ist das Wechselspiel zwischen Zuschauern und Spielern und Torhüter in Hamburg?

Ippig: Joa, also, pfffff… Wir geben unser Bestes, sie geben uns ihr Bestes, also die Zuschauer auch, und so läuft das dann halt, ne?

„Ich habe gemerkt, dass ich relativ leicht darauf antworten konnte“, erzählt Volker Ippig heute. „Dass ich da vielleicht irgendwelche Vorträge hätte halten sollen, war mir nicht klar. Die Zuschauer haben dann ja auch gelacht und ich habe gemerkt: Mehr muss ich ja gar nicht abgeben. Und dann wurde das auch lockerer für mich mit der Zeit.“

Die Zuschauer im Studio und vor den Bildschirmen hatte Volker Ippig schnell auf seiner Seite.

Die Zuschauer im Studio und vor den Bildschirmen hatte Volker Ippig schnell auf seiner Seite.

Das Ergebnis: Wer bis zu diesem denkwürdigen Abend noch nichts vom FC St. Pauli gehört hatte – nun hatte er es. Denn natürlich wurde über den Auftritt nicht nur geredet, sondern auch in vielen anderen Medien berichtet. So trug das ungleiche Duell zwischen spießig-konventionellem Moderator und kodderig-wortkargem Torhüter erheblich zur Entstehung des „Mythos St. Pauli“ bei. Eine Mediensensation – vollkommen ungeplant, wie das ganze KIEZBEBEN auch.

Über die Wirkung ist Volker Ippig noch heute überrascht. Und gibt besonders in Bezug auf die Zeit vor dem Interview zu: „Das war wesentlich mehr Stress als gegen Bayern zu spielen. Wesentlich mehr Stress.“

Wollt Ihr Volker Ippig im bewegten Bild sehen statt nur über ihn zu lesen, mehr Ausschnitte aus dem legendären Video kennenlernen – und unzählige weitere KIEZBEBEN-Geschichten aus Verein und Viertel erleben? Dann seht Euch die Ausstellung an! KIEZBEBEN. Immer Mittwoch bis Freitag von 12 bis 20 Uhr, am Sonnabend und Sonntag von 12 bis 20 Uhr im FC St. Pauli-Museum, Heiligengeistfeld 1. Hin da, es lohnt sich!

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Mehr Infos findet Ihr hier:

 

Text: 1910 e.V.

Fotos: 1910 e.V. / Christopher Radke / Witters / ZDF (Screenshots)

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