„Man hat die Qualität, um diesen Lauf fortzusetzen“
Sonnabend, 27. Januar 2024, 11:00 Uhr
Wenn einer sowohl den FC St. Pauli als auch die Fortuna aus Düsseldorf ganz genau kennt, dann er: Rouwen Hennings. 2010 stieg er mit den Kiezkickern in die Bundesliga auf, das gleiche Kunststück gelang dem gebürtigen Bad Oldesloer 2018 auch mit den Rheinländern. Vor dem Topspiel-Doppelpack in der Liga und im DFB-Pokal haben wir uns mit dem ehemaligen Zweitliga-Goalgetter, der aktuell bei Drittligist SV Sandhausen unter Vertrag steht, unterhalten.
Ein Knipser durch und durch. Insgesamt 78 Pflichtspiele absolvierte Angreifer Rouwen Hennings beim FC St. Pauli (12 Tore, 6 Vorlagen) und stieg mit den Kiezkickern in der Saison 2009/10 sensationell in die Bundesliga auf. Nach vier Jahren am Millerntor folgten die Stationen Osnabrück, Karlsruhe und Burnley - daraufhin trug der heute 36-Jährige sieben Spielzeiten lang das Trikot von Fortuna Düsseldorf. Dort erzielte er in 229 Pflichtspielen satte 84 Tore und legte dazu noch 28 weitere Treffer auf. Auch am Aufstieg der Rheinländer 2018 hatte Hennings großen Anteil mit seinen Buden - seit dieser Saison geht er in der dritten Liga für den SV Sandhausen auf Torejagd.
Moin Rouwen! Danke, dass Du Dir Zeit für uns genommen hast. Mit dem Topspiel in der Liga plus das Pokalspiel stehen gleich zwei brisante Duelle an. Für beide Vereine warst Du sehr erfolgreich. Wie wirst Du die Duelle Deiner beiden Ex-Vereine verfolgen?
„Moin, ich werde mir beide Spiele natürlich anschauen, ganz entspannt von zu Hause aus.“
Gibt es bei der Konstellation einen Favoriten aus Deiner Sicht für die beiden Duelle?
„Das ist sehr schwer zu sagen. Ich habe aber ganz persönlich das Gefühl, dass St. Pauli das Spiel in der Liga bei der Fortuna für sich entscheiden wird und die Fortuna wiederum dafür im Pokal weiterkommt. Im Pokal hat die Fortuna im Moment das Glück auf ihrer Seite, von daher denke ich, dass sie ins Halbfinale einziehen werden. Dafür läuft es in der Liga bei St. Pauli einfach, sie sind sehr konstant und daher denke ich, dass sie weiter vorneweg marschieren werden.“
Wie verfolgst Du denn generell den aktuellen Weg des FC St. Pauli unter Fabian Hürzeler?
„Ehrlich gesagt nur vor dem Fernseher. So die Kontakte zum Verein habe ich nicht mehr, es ist ja auch schon etwas länger her, als ich aktiv bei St. Pauli war (lacht). Aber natürlich verfolge ich die Spiele des FC St. Pauli immer noch intensiv.“
Durch die Aktion „Fortuna für alle“ erwartet die Kiezkicker ein ausverkauftes Stadion in Düsseldorf. Dass die Atmosphäre bei einem Flutlichtspiel am Millerntor besonders ist, weißt Du selbst ohnehin. Auf welche Art haben beide Kulissen ihre Besonderheiten?
„Die Atmosphäre ist in beiden Stadien super. Die Millerntor-Atmosphäre ist natürlich in ganz Deutschland bekannt. Wenn die Hells-Bells-Glocken erklingen, da macht das ganze Stadion direkt mit und das pusht einen selbst dann auch nochmal nach vorne. Wenn das Stadion in Düsseldorf dann ausverkauft ist, macht es auch da richtig Spaß.“
Bleiben wir bei den besonderen Kulissen: Du warst im vergangenen Jahr auch bei Jan-Philipp Kallas Abschiedsspiel. Wie war das für Dich, nach langer Zeit im FCSP-Trikot mit alten Bekannten wieder am Millerntor zu sein?
„Das hat einfach durchweg Spaß gemacht. Es war wie ein Kicken mit Freunden, bei einer ganz besonderen Kulisse - auch für mich persönlich war das nochmal was anderes. Ein würdiger Abschied für 'Schnecke', er hatte eine lange und tolle Zeit im Verein, ist auch da heute noch und er passt da auch einfach hin, was eine total runde Geschichte ist.“
Als treffsicherer Stürmer hast Du sowohl im FCSP-Trikot gegen die Fortuna genetzt als auch im F95-Trikot gegen den FCSP: Hast Du ein Duell, welches Dir persönlich besonders in Erinnerung geblieben ist?
„Das war tatsächlich das Heimspiel mit der Fortuna gegen St. Pauli in der vergangenen Saison. Ich hatte länger nicht gespielt, bin aber rechtzeitig fit geworden. Ich durfte direkt von Beginn an spielen und habe das entscheidende 1:0 erzielt, da war 'Schulle' (Anm. d. Redaktion: Timo Schultz) bei St. Pauli noch bei Trainer an der Seitenlinie. Für mich war es ohnehin immer etwas Besonderes, gegen ihn zu spielen, weil wir uns noch aus gemeinsamen St.-Pauli-Zeiten her kennen. Da waren er und der Verein leider in einer Phase, in der es nicht so gut lief. Für mich persönlich war das aber schon ein kleiner Befreiungsschlag.“
Dir ist das Kunststück gelungen, sowohl mit dem FC St. Pauli (2010) als auch mit Fortuna Düsseldorf (2018) in die Bundesliga aufzusteigen. Was muss alles passen und welche Faktoren müssen zusammenkommen, damit ein Aufstieg in dieser engen 2. Bundesliga überhaupt funktioniert?
„Ich denke, dass man einfach konstant bei sich selbst bleiben und versuchen muss, nichts von außen an sich herankommen zu lassen. Also gar keine großen Rechenspielchen veranstalten, welcher Gegner wo wann spielt, sondern sich auf seinen eigenen Weg konzentrieren und sich das auch immer wieder vor Augen zu führen. Genauso an sich selbst zu glauben, denn man steht zurecht da oben und hat die Qualität, um diesen Lauf fortzusetzen.“
(ch)
Fotos: Witters