Eye-Able Logo
Zum Inhalt springen

Vor 50 Jahren: Das erste Duell mit dem KSC in der Bundesliga-Aufstiegsrunde

Vor dem Heimspiel gegen den Karlsruher SC (Sonnabend, 28.10., 13 Uhr) haben wir mal ganz tief im Archiv gekramt und gehen zurück in die Saison 1972/73. Der FC St. Pauli hat nach einer überragenden Saison in der damals zweitklassigen Regionalliga Nord die Bundesliga-Aufstiegsrunde erreicht, in dieser kam es im Mai 1973 zum allerersten Pflichtspiel gegen den Karlsruher SC. Auch wenn das Spiel schon 50 Jahre zurückliegt, der damals 19-jährige Franz Gerber kann sich noch an das Spiel erinnern.

Mit 13 Spielen in Folge ohne Niederlage (elf Siege, zwei Remis) legten unsere Kiezkicker in der Saison 1972/73 einen Traumstart in der Regionalliga Nord hin. Auch die erste Niederlage beim 1. SC Göttingen 05 warf das Team nicht um, im Gegenteil: Die Mannschaft von Trainer Karl-Heinz Mülhausen feierte anschließend elf Siege in Folge und beendete die Saison am Ende als souveräner Meister. „Wir hatten eine spielerisch sehr starke Mannschaft zusammen, wenn ich an Spieler wie Wolfgang Wellnitz, Horst Wohlers, Rolf Höfert, Werner Greth oder auch Gerd Wieczorkowski denke. Der Ball lief richtig gut“, erinnert sich Franz Gerber noch gut an das Team und die begeisternde Spielweise.

Für Gerber war es die erste von insgesamt sechs Spielzeiten (1972 bis 1974, 1976 bis 1978 und 1986 bis 1988) am Millerntor. „Es war meine erste Saison im Herrenbereich überhaupt. Ich kam aus der Jugend des FC Bayern München, bei dem ich im März 1972 meinen ersten Vertrag für die erste Mannschaft unterschrieben hatte. Ich habe dann noch ein Bundesligaspiel absolviert und war im Europapokal mit auf Reisen. Es war aber klar, dass ich als Jugendspieler nicht an Spielern wie Gerd Müller und Ulli Hoeneß vorbeikommen würde“, blickt der heutige Geschäftsführer des Nordost-Regionalligisten RW Erfurt auf den Sommer 1972 zurück. „Ich wollte unbedingt spielen und habe mich zu St. Pauli ausleihen lassen. Es waren ein paar Vereine im Gespräch, mir haben St. Pauli und Hamburg am besten zugesagt und deshalb habe ich mich so entschieden.“

Eine sehr gute Entscheidung. Der damals 19-jährige Stürmer trug mit 17 Toren in 24 Spielen maßgeblich zur überragenden Saison bei, hinter Alfred Hußner (24 Tore) war er zweitbester Torschütze des FCSP. In der Aufstiegsrunde hießen die Gegner dann Fortuna Köln, 1. FSV Mainz 05, BW Berlin und Karlsruher SC. Nach einer bitteren 0:3-Pleite in Mainz kam es am 27. Mai 1973 zum ersten Pflichtspiel gegen den KSC. Über 50 Jahre ist das schon her, Gerber weiß aber noch zu berichten: „Es war viel los am Millerntor, es war ja das erste Heimspiel in der Aufstiegsrunde. Wir wollten den Fans ein gutes Spiel zeigen“, so der heute 69-Jährige. 10.000 Fans waren am Millerntor, das damals noch Wilhelm-Koch-Stadion hieß, dabei und sie erlebten mit, wie Gerber nach 13 Minuten die Führung erzielte. „Ich meine, dass ein Pass zu mir durchgesteckt wurde und ich dann am Torwart vorbeigegangen bin“, so der Stürmer, der sich zudem an eine dominante erste Hälfte erinnerte, in der die Kiezkicker den wichtigen zweiten oder gar dritten Treffer verpassten. Die beste Chance hatte Hußner, der kurz vor der Pause einen Elfmeter verschoss.

„Das Spiel verlief nach der Pause dann nicht so glücklich für uns“, so Gerber, den das Hamburger Abendblatt in seinem Spielbericht (siehe unten) gegen den KSC als „agil und gefährlich“ gesehen hatte, weiter. Die Karlsruher konnten die Partie dank der beiden Treffer von Horst Wild (60.) und Hans Fritsche (68.) drehen. Einen Grund für den Leistungsabfall sieht Gerber rückblickend auch bei der Fitness. „Die war damals nicht die beste. Viele Spieler haben damals gearbeitet und wir haben deshalb immer erst spät trainiert. Wir waren eine Feierabend-Mannschaft. Das hat sich auch auf die Fitness ausgewirkt. Wirklich topfit waren wir nie.“ Im Spiel gegen den KSC kämpften sich Gerber und Co. aber noch mal zurück. Fünf Minuten vor dem Abpfiff erzielte Horst Neumann das 2:2 und sorgte mit seinem Treffer im allerersten Duell mit dem KSC für den ersten Punkt in der Aufstiegsrunde.

„St. Pauli nicht reif“ titelte das Hamburger Abendblatt nach dem Remis gegen den KSC. Trotz eines 5:4-Erfolgs im Rückspiel im Karlsruher Wildparkstadion sowie weiterer Siege gegen BW Berlin (6:2 und 4:1) und Fortuna Köln (3:2) reichte es am Ende nicht für den Aufstieg. Die Fortuna (13:3 Punkte) verwies unseren FCSP (10:6) auf Rang zwei. Reif waren unsere Kiezkicker dann aber vier Jahre später, als Meister der 1974 eingeführten 2. Bundesliga Nord stiegen sie auch dank der insgesamt 27 Saisontore von Gerber im Sommer 1977 erstmals in die Bundesliga auf.

Der Original-Bericht des Hamburger Abendblatts zum Spiel gegen den KSC (Quelle: Zeitungsarchiv Hamburger Abendblatt)

Der Original-Bericht des Hamburger Abendblatts zum Spiel gegen den KSC (Quelle: Zeitungsarchiv Hamburger Abendblatt)

(hb)

Fotos: Witters / Hamburger Abendblatt

Anzeige

Congstar