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"Das Herz in Die Hand Nehmen"

Für Dynamo Dresden läuft es in der laufenden Saison nicht wie gewünscht. Aktuell belegen die Schwarz-Gelben mit zwei Zählern Rückstand auf den VfL Bochum den Relegationsplatz 16. Vor der Partie gegen unsere Kiezkicker sprachen wir mit Benjamin Kirsten, dem Keeper von Dynamo Dresden, nicht nur über die aktuelle Situation, sondern auch über Torwarttore und das Besondere an Dynamo.

Herr Kirsten, unser Torwart Philipp Tschauner hat am Montag ein sensationelles Kopfballtor gemacht. Gehören Sie auch zu den Torhütern, die am Schluss vorne reingehen?
In erster Linie ist es die Entscheidung des Trainers, ob sich der Torwart in der Schlussphase bei einem knappen Rückstand bei Standardsituationen mit in den Eingriff einschalten soll oder nicht. Generell ist es mir aber lieber, wenn wir mit zwei Toren führen und sich diese Frage überhaupt nicht stellt.

Sie hätten beste Voraussetzungen für einen Ausflug nach vorne: Bei Dynamo Dresden II spielten sie zeitweise Stürmer. Wie viele Einsätze haben Sie absolviert?
Das ist schon ein paar Jahre her, damals habe ich als Rechtsaußen mehrere Male für die zweite Mannschaft gespielt. Mir ist zwar letztlich kein Tor gelungen, aber immerhin konnte ich zwei Treffer vorbereiten. Ich habe mich früh als Nachwuchsspieler auf die Torhüterposition festgelegt und wollte irgendwann Bälle halten, anstatt wie mein Vater selbst auf Torejagd zu gehen. Ich habe diese Entscheidung nie bereut, im Gegenteil, mich macht es stolz, dass ich jetzt als Schlussmann das Tor der SG Dynamo Dresden hüten darf.

Dynamo Dresden wird in diesen Tagen 60 Jahre alt, Sie selbst wollen den Verein am liebsten gar nicht mehr verlassen. Können Sie uns in wenigen Worten die „Faszination Dynamo“ erklären?
Dynamo Dresden ist für mich nicht irgendeine beliebige Station im deutschen Profi-Fußball. Dynamo ist wie der FC St. Pauli etwas Besonderes unter den 36 Profi-Clubs und ich identifiziere mich zu 100 Prozent mit Dresden und Dynamo. Zuallererst habe ich natürlich durch meinen Vater bereits in meiner Kindheit vieles über die Faszination von Dynamo Dresden erfahren. Er hat Dynamo trotz seiner erfolgreichen Bundesliga-Zeit bei Bayer Leverkusen nie aus den Augen und vor allem nicht aus seinem Herzen verloren, und das hat er früh in meiner Kindheit an mich weitergegeben. Als Dynamo Dresden unter Christoph Franke dann von der Oberliga bis in die 2. Bundesliga durchmarschiert war, bin ich 2004 in der Regionalliga selbst als Fan bei vielen Auswärtsspielen dabei gewesen. Diese Zeit hat mich geprägt und mir ist damals einfach klar geworden: Dynamo ist nicht bloß irgendein Verein, Dynamo ist in gewisser Weise auch ein Lebensgefühl für mich.

Sportlich ist die Situation in Dresden momentan sehr angespannt. Das Team spielt gut, punktet aber nicht. Was muss sich ändern, um die nötigen Punkte für den Klassenerhalt einzufahren?
Ganz einfach: Wir müssen Spiele gewinnen! Die Situation ist für uns natürlich nicht einfach, aber wir haben in den letzten sieben Spielen alles noch selbst in der Hand. Ich bin überzeugt davon, dass wir den Klassenerhalt schaffen, weil die Mannschaft tagtäglich im Training alles dafür gibt und jeder von uns weiß, worum es jetzt geht. Für uns ist das Spiel am Samstag auch deshalb bereits eines von sieben Endspielen im Kampf um den Klassenerhalt. Wir müssen unser Herz in die Hand nehmen und die Punkte in Dresden behalten. Wir brauchen jetzt ein Erfolgserlebnis. Dabei werden wir wieder einmal in einem Heimspiel auf die Unterstützung von fast 30.000 Dresdnern bauen können, die uns auch gegen St. Pauli leidenschaftlich und lautstark nach vorne treiben werden.

Auch Ihnen werden konstant gute Leistungen attestiert. Wie hilflos fühlt man sich als Torhüter in Spielen wie zuletzt gegen Köln oder in Braunschweig, die eher unglücklich verloren gehen?
In unserer Situation reden wir nicht über Einzelschicksale! Wir befinden uns im Kampf um den Klassenerhalt, da ist es unerheblich, wer welchen Teil letztlich dazu beisteuert. Wir als gesamtes Team sind gefordert und wollen unser Ziel erreichen, da ist ausnahmslos jeder gefordert, der auf dem Platz steht, auf der Bank oder der Tribüne sitzt, alles dem Erfolg der ganzen Mannschaft unterzuordnen. Darauf sind wir fokussiert. Etwas anderes zählt für uns im Moment einfach nicht.

Was für ein Spiel erwarten Sie am Sonnabend?
Ich erwarte ein sehr umkämpftes und intensives Spiel auf Augenhöhe. Auch St. Pauli hat im bisherigen Saisonverlauf so manche Höhen und Tiefen mitgemacht. Wir wollen gewinnen und werden alles dafür geben, dass die Hamburger auch am Samstag – wie bisher immer – sieglos aus Dresden wieder abreisen. Wir brauchen die drei Punkte dringender.

Herr Kirsten, danke für das Interview.

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