Mr. Sankt pauli
Sonntag, 01. Juli 2012, 08:02 Uhr
Fabian Boll ist alles andere als ein typischer Profi. Dies zeigt sich nicht nur an der Tatsache, dass er unabhängig von jeglicher Ligazugehörigkeit einem „Nebenjob“ nachgeht. Er ist Identifikationsfigur, Leistungsträger, Fan, Vorbild und Träumer. Einer seiner größten Wünsche ist es, noch einmal im neuen fertigen Millerntor-Stadion aufzulaufen.
Zehn Jahre FC St. Pauli: Das reicht in diesem Verein für ein ganzes Leben. Abstiege, Aufstiege, richtig schlechte und richtig, richtig gute Zeiten. Immer mit geprägt von ihm auf zentraler Position vor der Abwehr. Noch viel länger ist er jedoch Fan der Kiezkicker. Seit 1995 ist es Liebe, zuerst auf den Rängen, jubelnd, feiernd, aber auch trauernd, wenn Braun-Weiß sich nicht durchsetzen konnte, später auf dem Platz. Er kann nachempfinden, was die Anhänger auf der Tribüne fühlen – er war und ist selber einer von Ihnen, von Euch, von uns.
2002 kam er vom Oberligisten 1. SC Norderstedt, kickte zunächst in der U23 – alsbald ging es in die erste Mannschaft. Nach dem Trainerwechsel wurde Boller von Andreas Bergmann gegen Chemnitz in die Startelf gestellt. Er nutzte seine Chance und netzte zum 1:0-Siegtreffer ein. Seitdem hat Fabian Boll eine Metamorphose erlebt – er wird von Saison zu Saison besser und in dieser Saison wird er Spielführer seines Vereins sein.
Die Hälfte seiner bislang zehnjährigen FC St. Pauli-Zeit spielte der Bad Bramstedter mit U23-Kapitän Hauke Brückner zusammen: „Fünf Jahre haben wir gemeinsam auf dem Platz gestanden und es waren die fünf besten Jahre meines Lebens (lacht). Ich habe selten so viel Spaß mit einem Mitspieler gehabt.“ Auch die Liebe zu Süßem hat die beiden zusammengeschweißt: „Bei Auswärtsfahrten waren wir beiden die Naschkatzen in der Truppe“, berichtet Hauke, ehe er zu einer Lobeshymne auf seinen ehemaligen Teamkameraden anstimmt. „Es war einfach überragend, mit ihm auf dem Platz zu stehen. Es freut mich wirklich sehr, dass er dem Verein so lange treu geblieben ist und dabei Jahr für Jahr als Stammspieler ein Aktivposten und ein Vorbild auf und neben dem Platz war. Ich ziehe den Hut davor, wie Boller sich in all den Jahren immer wieder durchgesetzt hat und sich selber dabei immer treu geblieben ist. Er ist der gleiche Kerl wie damals, worüber ich mich sehr freue.“
Auch Carsten Rothenbach wollte es sich nicht nehmen lassen dem Jubilar zu gratulieren: „Ich gratuliere Boller zu seinem 10-Jährigen. Das ist nicht selbstverständlich, er fühlt sich beim FC St. Pauli heimisch und es ist logisch, dass er hier auch seine Karriere beenden wird. Es war immer ein Vergnügen vor dem Spiel, wenn wir uns die Bälle hin und her zugespielt haben, denn das kann man ja nicht allein (lacht). Das haben wir all die Jahre beibehalten bis zum Schluss. Wenn man gemeinsam so einen langen Weg miteinander geht, auch in Anbetracht der Aufstiege, verbindet das einen natürlich.“
(jdk)
Fotos: inside-picture.de