"Viel besser geht es kaum"
Donnerstag, 14. März 2013, 14:01 Uhr
Guten Tag, Herr Neuhaus. 25 Spieltage sind in der laufenden Spielzeit bereits absolviert und bei den Partien Ihrer Mannschaft fielen die drittmeisten Treffer – 75 insgesamt. Da muss man draußen auf der Bank gute Nerven haben, oder?
Das muss man in der Tat, denn die Tore sind nicht so verteilt, wie ich mir das vorgestellt habe. Zumindest bekommen die Zuschauer etwas geboten, aber aus sportlicher Sicht ist das nicht zufriedenstellend.
3:3 gegen Regensburg und Kaiserslautern, 3:4 gegen Braunschweig, zudem drei Mal 2:2. Oftmals ging es sehr turbulent zu. Warum ist Ihr Team so oft in torreiche Begegnungen verwickelt? Haben Sie dafür eine Erklärung?
Unsere offensive Qualität ist schon recht gut, aber wir kassieren einfach zu viel Gegentore. Das war bereits in der letzten Saison so und es ist uns leider nicht gelungen, das abzustellen. Die gesamte Mannschaft muss in der Defensivarbeit noch kompromissloser werden. So bringen wir uns immer wieder um den Lohn unserer Arbeit.
Auch das Hinspiel am Millerntor, das 2:2 endete, war sehr spannend. Seitdem hat sich einiges verändert, denn beide Teams konnten sich Luft von den Abstiegsrängen verschaffen, Ihr Team hat Platz drei noch im Blick. Welche Ziele haben Sie sich für den Rest der Saison gesetzt?
Die letzten Wochen haben gezeigt, dass wir noch nicht stabil genug sind. Wir tun gut daran, nur auf das jeweils nächste Spiel zu gucken. Unser Saisonziel war Platz 5 bis 7 und das haben wir nie geändert – auch nicht, als es anfangs schlecht lief. Das zu erreichen wird schwer genug.
Sie sind bereits im sechsten Jahr bei Union Berlin und sind damit der dienstälteste Trainer der 2. Bundesliga bei einem Verein. Warum fühlen Sie sich so wohl bei den Eisernen? Was macht den Verein aus?
Die Mentalität der Menschen hier bei Union ist vergleichbar mit der im Ruhrgebiet, wo ich herkomme. Die Unioner sind vielleicht noch etwas verrückter, im positiven Sinne. Ehrliche Arbeit wird hier immer honoriert – damit kann ich mich sehr gut identifizieren. Inzwischen hat sich über die lange Dauer natürlich ein Vertrauensverhältnis zwischen den Entscheidungsträgern im Verein aufgebaut, wie man es im Fußball nicht so oft findet. Wir kennen uns jetzt gut, haben zusammen Erfolge gefeiert und Krisen bewältigt und wissen, was wir voneinander erwarten können. Das ist eine sehr gute Arbeitsgrundlage.
Kontinuität ist auch den Kader betreffend das Stichwort, denn dieser ist der treueste der ganzen Liga. Auch für die kommende Spielzeit haben bereits 17 Spieler Verträge. Wie wichtig ist diese Konstanz, um erfolgreich zu sein?
Wir haben die Mannschaft behutsam weiterentwickelt und Schritt für Schritt positionsspezifisch Spieler dazu geholt. Wenn man nicht gerade im Geld schwimmt, braucht man viel Geduld. Unser Weg ist nicht der des schnellen Erfolges um jeden Preis. Wir gehen kleinere Schritte und versuchen, den gesamten Verein voranzubringen. Das, was wir bisher erreicht haben, kann sich durchaus sehen lassen.
Beim FC St. Pauli lief es zuletzt auch konstant gut – die maximale Ausbeute von neun Punkten aus drei Spielen wurde eingefahren. Was für einenGegner erwarten Sie am Freitagabend?
Ich erwarte immer einen Gegner, der alles versuchen wird, um uns schlagen. Genauso erwarte ich von meiner Mannschaft, dass sie alles gibt, um das Spiel zu gewinnen. Auf diesen Freitagabend kann man sich einfach nur freuen: Flutlicht, ausverkauftes Stadion, lautstarke Unterstützung für beide Mannschaften – viel besser geht es kaum in der 2. Liga.
Vielen Dank für das Interview und bis Freitagabend!
(hb)
Fotos: Witters