Janosch Emonts: „Veränderungen sind immer eine Chance“
Donnerstag, 05. April 2018, 11:00 Uhr
Unseren Athletiktrainer Janosch Emonts wirft normalerweise nichts so schnell aus der Bahn. Mit unheimlicher Akribie arbeitet er seit über drei Jahren an der Fitness der Kiezkicker und bringt unsere Jungs Woche für Woche in physische Topform. In den letzten Monaten sah man ihn jedoch selten auf dem Rasen: Ein Tumor im Rückenmark zwang Janosch zu einer gesundheitlichen Auszeit. Nun ist er zurück bei der Mannschaft und berichtet, wie er die Krankheit besiegte und wie es ihm heute geht.
„Ich hatte schon seit meiner Jugend immer mal wieder Rückenbeschwerden. Im vergangenen September wurden die Schmerzen allerdings so stark, dass ich kaum noch laufen konnte und auch andere Körperbereiche anfingen wehzutun“, beginnt Janosch seine Erzählung. Nachdem der Belgier daraufhin verschiedene Ärzte aufsuchte, wurde schnell klar, dass die Ursache im Rückenmark liegen muss. „Schmerz ist ein Warnsignal unseres Körpers, dass man ernst nehmen sollte“, so der Athletikcoach weiter. Ein Neurochirurg vermutete, dass es ein Tumor sein könnte und überwies ihn ins Universitätsklinikum Eppendorf. Dort wurde ihm das endgültige Ergebnis der MRT-Untersuchungen mitgeteilt: ein Tumor im Rücken auf Höhe der Brustwirbelsäule.
Der Tumor war bereits seit über zehn Jahren im Rückenmark des 32-Jährigen gewachsen und hatte eine Größe von 1,5 Zentimetern erreicht. Eine Operation war aufgrund des fortgeschrittenen Stadiums unausweichlich. „Im ersten Moment war die Diagnose für mich ein Stück weit eine Erleichterung, weil sie vieles erklärt hat, was mir die letzten Jahre Probleme bereitet hatte. Im zweiten Moment kam dann auch Trauer und ein kleiner Schock dazu.“ Janosch informierte sofort sein Trainerteam und bekam vom Verein volle Rückendeckung: „Der Klub hat mir direkt frei gegeben, damit ich meine Frau und Familie informieren kann. Danach wollte ich mir mit dem Eingriff nicht viel Zeit lassen.“ Zweieinhalb Wochen nach der Diagnose wurde der Tumor im UKE in einer sechsstündigen Operation entfernt.
In der Folge begann für Janosch ein langer Weg zurück: „Am ersten Tag nach der OP konnte ich schon wieder aufstehen. Natürlich habe ich noch Nachwirkungen gespürt, aber was die Ärzte da geleistet haben, ist schon ganz große Kunst.“ Anschließend ging es für unseren Athletiktrainer zur Rehabilitation nach Damp an die Ostsee. Dort erzielte er große Fortschritte: „Ich konnte in der Reha in vielen Gesprächen und Kursen einiges lernen und habe viele neue Ideen bekommen.“ Super gefiel ihm die Nähe zum Meer: „Ich war oft am Strand spazieren und bin sogar mal in der Ostsee schwimmen gegangen, auch wenn das sehr kalt war. Die Natur tat mir einfach gut.“ Nach der Reha-Phase läuft für Janosch nun die Wiedereingliederung in den Arbeitsalltag.
„Manchmal muss ich noch aufpassen, dass ich nicht über das Ziel hinausschieße“, sagt er. Darum steigert er sein Arbeitspensum momentan behutsam von Woche zu Woche. Aktuell kümmert er sich viel um das individuelle Training der Reha-Spieler, möchte aber zur Sommervorbereitung wieder voll in den Trainingsbetrieb einsteigen. „Ich habe die Chance bekommen, gesünder zu werden und den Fokus auf Dinge zu richten, die man vielleicht vorher vernachlässigt hat. Veränderungen sind auch immer eine Chance auf Verbesserung“, reflektiert Janosch die vergangenen Monate. „Ich möchte vor allem meiner Frau Laura und meiner Familie dafür danken, dass sie immer an meiner Seite waren. Darüber hinaus hat der FC St. Pauli mich großartig unterstützt, immer wieder waren Kollegen zu Besuch im Krankenhaus, die Mannschaft hat an mich gedacht, das gab mir alles viel Kraft." Aktuell laufen Gespräche über die Verlängerung seines bis Saisonende laufenden Arbeitspapiers. Dass Janosch sich in Hamburg und bei den Kiezkickern wohlfühlt, steht dabei außer Frage: "Ich kann mich sehr gut mit dem Verein und seinen Werten identifizieren und freue mich auf die Zukunft hier.“
Schön, dass du wieder da bist, Janosch!
(jh)
Fotos: Witters