Hollander und Höltkemeyer im Gespräch: „Wir werden als Team versuchen, den Verein in die richtige Richtung zu lenken“
Freitag, 13. Oktober 2017, 13:00 Uhr
Fristgerecht hat Präsident Oke Göttlich dem Aufsichtsrat zwei neue KandidatInnen vorgestellt, um das Präsidium des FC St. Pauli zu komplettieren. Christiane Hollander und Carsten Höltkemeyer werden sich auf der Mitgliederversammlung des FC St. Pauli am 23. November zur Wahl stellen. Wir haben mit Christiane und Carsten gesprochen.
Hallo Christiane, hallo Carsten. Ihr seid im St. Pauli-Kosmos zwar zum Teil, aber noch nicht zu einhundert Prozent bekannt. Bevor wir über Inhalte reden, würden wir Euch bitten, Euch jeweils kurz vorstellen.
Christiane: „Gerne. Ich lebe seit 32 Jahren auf St. Pauli und gehe seit 30 Jahren zu den Spielen des FC St. Pauli am Millerntor. Hauptberuflich arbeite ich als Juristen beim Mieterverein ‚Mieter helfen Mietern’. Dort vertreten wir sehr Konsequent die Rechte von Mieterinnen und Mietern. Mein Aufgabenfeld ist die Beratung und Betreuung von Initiativen. Zum Beispiel habe ich mit den Esso-Häuser, dem Golden Pudel Club und dem Gängeviertel zusammengearbeitet. Darüber hinaus bin ich für die Beratung von Mietergemeinschaften, Stadt- und Wohnungsthemen zuständig. Neben meinem Beruf engagiere ich mich in mehreren Initiativen auf St. Pauli. Dazu gehören `Recht auf Stadt`, `St. Pauli selber machen` und `Wohl oder Übel`. Vor 17 Jahren habe ich beim SC Sternschanze im Nachwuchsbereich gearbeitet und bin seitdem auch im Fußball aktiv. Dort habe ich beim Aufbau der Jugendabteilung mitgewirkt, bis ich in den Vorstand gewechselt bin."
Carsten, Du bist zwar nicht in Hamburg geboren, lebst aber auch bereits seit einiger Zeit in der Stadt. Erzähl uns das doch bitte etwas von Dir.
Carsten: „Ich bin vor neun Jahren aus beruflichen Gründen in den Norden gezogen und arbeite für die Bank Barclaycard. Mein berufliches Leben habe ich im Banken- und Finanzbereich verbracht. Bis es mich nach Hamburg verschlagen hat, habe ich unter anderem für die Dresdener Bank und die Royal Bank of Scotland gearbeitet. Meine Familie, ich habe zwei Kinder im Alter von 11 und 15 Jahren, lebt in Düsseldorf, sodass ich mich mittlerweile in beiden Städten wohlfühle.“
Welche Verbindung hast Du zum FC St. Pauli und was ist Deine Motivation, um für ein Ehrenamt im Verein zu kandidieren?
Carsten: „Für mich ist es eine sehr spannende Sache. Ich haben den FC St. Pauli in meinen neun Jahren in Hamburg kennengelernt und als sehr besonderen Verein empfunden. Mit dem Verein verbinde ich drei Dinge, die für mich besonders wichtig sind. Zum einen steht der FC St. Pauli für eine Werteorientierung. Themen wie Toleranz, Respekt und Chancengleichheit spielen hier und auch bei mir im Unternehmen eine übergeordnete Rolle, für die ich mich seit Jahren einsetze. Weiter ist die soziale Verantwortung, die der FC St. Pauli durch seine vielen Projekte wahrnimmt, ein ausschlaggebender Punkt gewesen. So habe ich den Verein auch näher kennengelernt. Projekte wie „Spielmacher St. Pauli“ und das Hilfsprojekt „Nestwerk“ habe ich in den letzten Jahren begleiten dürfen und dadurch die Menschen hier im Viertel getroffen. Dadurch ist mir die Unterstützung der Jugendlichen auf St. Pauli ans Herz gewachsen. Das dritte Thema ist die Leidenschaft für den Fußball. Hier im Verein verbinden sich diese drei Themen und ich habe große Lust, diese Inhalte weiter voranzutreiben.“
Christiane, was hat Dich motiviert als Vizepräsidentin beim FC St. Pauli zu kandidieren?
Christiane: „Meine Familie und Freunde haben gesagt, dass es wichtig sei, dass eine Person, dazu noch eine Frau, aus dem Stadtteil in diesem Gremium vertreten ist. Ich habe großen Spaß daran, mit Menschen und Gruppen zu arbeiten und gemeinsam für Rechte zu kämpfen und Ziele zu erreichen. Auf der anderen Seite ist es für mich auch eine Herzensangelegenheit. Ich finde es wunderbar, dass ich die Chance habe, in diesem Gremium mitzuarbeiten und den Verein ein Stück weit in die Zukunft führen zu können, wenn die Mitglieder das wollen.“
Für den Fall der Wahl, was wäre Deine Aufgabe im Präsidium?
Christiane: „Mein Bereich wäre das Recht. Hier bin ich bereits in Absprache mit Reinher Karl. Wir werden den Verein im Sinne des Vereins aufstellen. Sehr klar und strukturiert. Weiter werde ich mich mit Mitglieder- und Fanangelegenheiten auseinandersetzen. Das ist ein Bereich, der mir sehr am Herzen liegt. Außerdem die Amateur-Abteilungen. Hier freue ich mich auf die konstruktive Zusammenarbeit mit dem Amateur-Vorstand, aber auch mit den Mitgliedern in den einzelnen Abteilungen, bei denen mir die Selbstbestimmung am Herzen liegt. Wir werden uns gemeinsam auf den Weg machen, Ideen umzusetzen und Lösungen zu entwickeln. Als Person, die im Stadtteil St. Pauli lebt und schon lange aktiv ist, fällt auch die Stadteilvernetzung in meinen Aufgabenbereich.“
Carsten, welche Aufgaben werden auf Dich zukommen, für den Fall, dass Du von der Mitgliederversammlung gewählt werden solltest?
Carsten: „Das Thema liegt ja bei mir relativ nahe. Ich kümmere mich in erster Linie um den Bereich Finanzen. Es wird in dieser herausfordernden Zeit sehr wichtig sein, den FC St. Pauli auch weiterhin stabil zu führen. Das ist in der Vergangenheit geschehen und ich freue mich, dass ich in der kommenden Zeit meine Erfahrung und meine Kompetenz hier im Verein einbringen kann.“
Du hast es angesprochen. Der Fußball entwickelt sich sehr rasant. Wo siehst Du die größten Herausforderungen für den FC St. Pauli?
Carsten: „Die Entwicklung des Profi-Fußballs geht aktuell in Dimensionen, die sich keiner vorgestellt hat. Gerade für einen Verein wie den FC St. Pauli, der auf der einen Seite wettbewerbsfähig bleiben muss und auf der anderen Seite seinen Werten verpflichtet ist, ist das ein großer Spagat. Hier braucht es teilweise neue Konzepte und Ideen, die sicherstellen, dass die solide finanzielle Basis nicht verlassen wird. Es gilt, bei diesen Zielkonflikten Lösungen zu finden, die allen gerecht werden. Das ist eine große, aber auch spannende Herausforderung."
Christiane, welche Schwierigkeiten des modernen Fußballs kommen aus Deiner Sicht auf den FC St. Pauli zu?
Christiane: „Carsten hat es ja schon angesprochen. Ich sehe es als Aufgabe, das Gleichgewicht zu halten. Es geht darum, die aktuellen Werte zu halten und zu stärken. Dabei gilt es wettbewerbsfähig zu bleiben. Das wird die große Mission sein. Ich denke, ich kann meinen Teil dazu beitragen, indem ich die Basis stärke. In diesem Gesamtkontext ist es unglaublich wichtig, dass die Basis stabil ist. Darüber hinaus freue ich mich wahnsinnig auf die Zusammenarbeit mit Oke, Joachim, Jochen und Carsten. Wir werden als Team versuchen, den Verein in die richtige Richtung zu lenken.“
(lf)
Foto: FC St. Pauli