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"Wir erfahren extrem hohe Dankbarkeit"

Durch verschiedene Aktionen hat der Kiezhelden-Spendenbeirat seit Beginn der Corona-Pandemie über 200.000 Euro eingesammelt und mit einem Großteil davon in den vergangenen Wochen und Monaten bereits unterschiedliche Projekte und Initiativen unterstützt. Wir haben mit Michael Thomsen (CSR-Geschäftsleiter), Jan-Philipp Kalla (FCSP-Legende) und Nils Margner (Fanladen St. Pauli) über die Arbeit des Kiezhelden-Spendenbeirats und die tolle Unterstützung in den vergangenen Wochen und Monaten gesprochen. 

 

Hallo Michi, Schnecke und Nils, durch verschiedene Aktionen hat der Kiezhelden-Spendenbeirat eine erfreuliche Summe einnehmen können. Wie viel ist zusammengekommen?  

Michael Thomsen: "Insgesamt sind es 236.000 Euro. Das ist echt ein Pfund! Ein großartiges Zeichen der Solidarität, die den FC St. Pauli seit vielen Jahren auszeichnet. Das gerade jetzt in diesen schwierigen Seiten wieder bestätigt zu sehen, ist wirklich beeindruckend und fantastisch."

Durch welche Aktionen ist die Summe zustande gekommen?  

Michael Thomsen: "Der größte Teil kam durch den Verzicht auf Ticket-Erstattungen von Dauerkarten- und Saisonkarten-Inhaber*innen, Business-Seat-Kunden und Sponsoren rein. Das waren knapp 130.000 Euro. Durch den Verkauf der Soli-Masken sind 73.000 Euro zusammengekommen, durch den 1-Euro-Fanshop-Artikel #stpaulisolidarisch weitere 4.108 Euro. 16.000 Euro waren es bei virtuellen Becherspenden, die wir seit Corona auf digital umgestellt haben, und weitere 16.000 Euro bei den 20359-Auktionen von Schnecke und Knolli. Zudem haben private Spenden den Topf noch mal erhöht."

Mit dem Geld könnt Ihr mit dem Kiezhelden-Spendenbeirat viele Projekte unterstützen.  

Jan-Philipp Kalla: "Es ist schon Wahnsinn, wie viele Anträge eingegangen sind und wie viel Geld noch da ist, obwohl wir so viele Anträge bewilligt haben. Wie gewohnt haben wir Geld zurückgehalten. Wir haben bewusst entschieden, einen Puffer für die kommenden Monate übrig zu behalten."

Nils Margner: "Ich bin noch nicht so lange dabei und sonst haben wir immer über 30.000 bis 40.000 Euro gesprochen und diese verteilt. Das war schon immer viel, diese Summe war jetzt einfach beeindruckend."

Hat sich die Arbeit und Verantwortung des Beirats durch die Pandemie verändert?  

Nils Margner: "In meiner ersten Runde mit dem Spendenbeirat vor den Coronabeschränkungen im Frühjahr haben wir verschiedene Projekte bewillig. Als die Gelder dann rausgehen sollten, folgte der Lockdown und vieles, was zuvor beantragt wurde, war in der Form dann gar nicht mehr möglich. Einige Projekte konnten ihre Pläne in veränderter Form aber trotzdem umsetzen oder haben diese um zwei Monate verschoben. Es war dann ganz viel Bewegung drin und viel Kommunikation war notwendig. In den unter Corona eingehenden Anträgen war das alles dann schon berücksichtigt. Das war beeindruckend zu sehen, wie die Projekte mit der völlig veränderten Situation umgegangen sind und sich auf diese eingestellt haben."

Michael Thomsen: "Während der Corona-Pandemie sind uns mit den Einnahmen mit den Becherspenden bei den Heimspielen und mit unserem Golf-Turnier über 100.000 Euro weggebrochen. Da war es absolut notwendig, dass wir alle im Verein andere Formate finden, um den Kiezhelden-Spendenbeirat so zu unterstützen, damit seine Arbeit und damit auch die Arbeit der Projekte weiterlaufen kann. Ein großer Dank geht an all unsere Fans und Mitglieder, die Inhaber*innen von Dauer- und Saisonkarten, Business-Seat-Kunden, Sponsoren und privaten Spender. Zudem möchte ich mich beim Kiezhelden-Spendenbeirat, beim CSR-Bereich, den Kolleg*innen der Vermarktung und im Marketing, bei den Merchandising-Mitarbeiter*innen im Lager und Customer-Service, bei unserer Buchhaltung, die alles abwickelt, und bei der Medienabteilung, die alles nach außen trägt, bedanken."

Kalla und Marger stehen vor dem Haus der Familie

Auch das Haus der Familie hat Support bekommen.

Was ist mit den gespendeten Geldern bereits passiert? 

Nils Margner: "Wir haben uns für unsere letzte Spendenbeirats-Sitzung zuletzt am 20. Oktober getroffen und haben da auch schon eine größere Summe vergeben. Wie Schnecke schon erwähnt hat, haben wir einen Puffer zurückgehalten. Wir haben verschiedenste Anträge bewilligt und unterschiedliche Projekte damit unterstützt. Wir haben Projekte aus der FCSP-Fanszene unterstützt, einen Antrag vom FCSP-Museum bewilligt, wir haben aber auch St. Depri unterstützt und wir als Fanladen hatten wir für unsere U18-Gruppe einen Antrag gestellt, der bewilligt wurde. Ein Schwerpunkt war auch die Hilfe für Wohnungslose, was parallel ja auch schon läuft. Das Café mit Herz hat Gelder für sechs feste und nachhaltige Schlafplätze für obdachlose Menschen beantragt, um diese von der Straße zu holen. Für diese nachhaltige Lösung haben wir 10.000 Euro bereitgestellt. Das Haus der Familie hat Geld bekommen und ein Antrag der Initiative rund um Park Fiction wurde auch bewilligt. Da geht es um die Neugestaltung des öffentlichen Raums. Zudem haben wir zwei Langzeitprojekte unterstützt, zum einen das Projekt Chancenreiter in Harburg. Da waren wir auch zu Besuch, als es noch erlaubt war, und haben uns vor Ort angeschaut, was da für Jugendliche und Kinder gemacht wird. Zum anderen haben wir auch das Projekt Spielmacher unterstützt, bei dem es um Fußballtraining und andere soziale Arbeit mit den Kids geht."

Jan-Philipp Kalla: "Es ist einfach cool, dass es ein ganz breit gefächertes Spektrum von Projekten ist, die wir unterstützen können. Von sehr vereinsnahen Projekten wie dem Fanladen und dem Museum über Projekte wie die Chancenreiter, die in Harburg zuhause und damit nicht hier im Stadtteil zu finden sind."

War die breite Unterstützung von Projekten nur durch den unerwartet hohen Spendentopf möglich?  

Nils Margner: "Durch den konnten wir einerseits breiter unterstützen und mussten kaum Projekte ablehnen oder kürzen. Es sind Projekte dabei, die etwas kostenintensiver sind und die teilweise in den fünfstelligen Bereich gehen. Viel Geld wurde aktuell auch für infrastrukturelle Maßnahmen benötigt. Viele Projekte und Initiativen mussten vieles oder alles in den digitalen Raum verlagern und Hygienekonzepte umsetzen, was hohe Kosten verursacht. Das hat die benötigten Gelder in die Höhe getrieben. Mit dem normalen Spendentopf wäre eine Unterstützung nicht möglich gewesen. Da hätten wir wahrscheinlich gesagt, dass es zwar super wäre, das Projekt zu unterstützen, wir hätten den Antrag aufgrund der begrenzten finanziellen Mittel aber nicht bewilligen können. Jetzt konnten wir guten Gewissens entscheiden, dass wir mit der kompletten Summe das Projekt unterstützen."

Michael Thomsen: "Anhand der Geldbeträge kann man sehen, dass die Corona-Pandemie gerade sozialen Einrichtungen richtig weh tut. Da ist die Hilfe des Kiezhelden-Spendenbeirats noch mal umso wichtiger. In dem Zusammenhang muss man auch sagen, dass der vorhandene Puffer, den der Spendenbeirat mit ins nächste Jahr nimmt, sehr wertvoll sein wird. Mit Blick auf den Verlauf der Krise ist damit zu rechnen, dass soziale Einrichtungen in den kommenden Monaten auf Gelder angewiesen sind. Dafür ist die Rücklage sehr wichtig."

 

Der Spendenbereirat vor dem Fanladen St. Pauli

Auch der Fanladen konnte durch die vielen Spenden unterstützt werden.

Wie läuft der Entscheidungsprozess im Spendenbeirat ab: Seid Ihr Euch da schnell einig, welche Initiativen und Projekte unterstützt werden sollen?  

Jan-Philipp Kalla: "Wir schauen uns die Projekte inhaltlich ganz genau an und entscheiden dann gemeinsam, was gefördert werden kann und was nicht. Wir nehmen uns dafür sehr viel Zeit. Wir besprechen und diskutieren jeden Antrag, ob er unterstützenswert ist oder nicht."

Nils Margner: "Wir haben ein Konsens-Prinzip bei der Entscheidungsfindung. Im Vorwege unserer Sitzungen erhalten wir alle Projektanträge zugeschickt und alle bereiten sich gewissenhaft vor. Wie Schnecke schon gesagt hat, hauen wir das Geld nicht einfach so raus, sondern gucken uns ganz genau an, ob wir die Projekte gut finden, die Höhe der Summe angemessen und die Finanzierung in sich schlüssig ist."

Wie waren die Rückmeldungen von Projekten, die von Euch zuletzt eine Zusage erhalten haben?  

Jan-Philipp Kalla: "Auch wenn wir nicht vor Ort sein können und die direkte Reaktion entfällt, erfahren wir eine extrem hohe Dankbarkeit – ob nun per E-Mail oder telefonisch. Auch dass wir den Stadtteil nicht aus dem Blick verlieren, spürst du gerade bei den Dauerprojekten auf St. Pauli immer."

Die bisherige Unterstützung war riesig und die knapp 240.000 Euro eine tolle Summe, abnehmen darf die Solidarität und Unterstützung aber nicht.  

Nils Margner: "Ich gehe davon aus, dass der Bedarf nicht weniger, sondern eher noch steigen wird."

Jan-Philipp Kalla: "Es ist sehr wichtig, dass die Unterstützung nicht aufhört und die Leute weiterhin spenden. Es darf gerne so weitergehen."

Welche Möglichkeiten gibt es, aktuell zu unterstützen?

Michael Thomsen: "Die digitalen Becherspenden laufen weiter, bald gibt es dazu auch Aufkleber, die wir im Viertel stickern werden. Den 1-Euro-Artikel #stpaulisolidarisch wird es ebenfalls weiterhin geben. Über jede private Spende, die auf dem Kiezhelden-Spendenkonto eingeht, freuen wir uns natürlich auch. Und mal schauen, was Schnecke und Knolli gemeinsam mit der Mannschaft noch mal auf die Beine stellen können."

Jan-Philipp Kalla: "Knolli und ich haben dazu schon gesprochen, wir wollen demnächst wieder anfangen, coole Sachen einzusammeln. Mal schauen, was wir zusammenbekommen werden und ob da wieder so etwas dabei sein wird wie Trullers Trikot. Wir freuen uns natürlich, wenn wieder möglichst viele Leute viele coole Sachen beisteuern werden."

Wir sind gespannt und wünschen schon mal viel Erfolg beim Sammeln!

Vielen Dank fürs Interview! 

 

(hb/lf)

Fotos: FC St. Pauli

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