Wieder gegen Hannover – Kiezkicker verlieren erstmals am Millerntor
Sonntag, 20. Februar 2022, 15:25 Uhr
Der FC St. Pauli hat die erste Heimniederlage in der laufenden Saison kassiert, am Sonntag (20.2.) unterlagen die Kiezkicker Hannover 96 vor 8.470 Fans mit 0:3 (0:1). Dominik Kaiser hatte die 96er kurz vor der Pause in Führung geschossen, nach dem Seitenwechsel legten Sebastian Kerk (57.) und Sebastian Stolze (72.) nach. Symptomatisch für den gebrauchten Tag der Kiezkicker waren die von Guido Burgstaller (79.) und Daniel-Kofi Kyereh (81., Wiederholung) verschossenen Elfmeter. Erstmals seit Mai 2021, damals auch gegen Hannover (1:2), verloren die Kiezkicker wieder ein Heimspiel in Liga zwei.
Nach dem 3:2-Erfolg beim SSV Jahn Regensburg musste Cheftrainer Timo Schultz den einen oder anderen Wechsel vornehmen. So standen Kapitän Philipp Ziereis, Etienne Amenyido und Maximilian Dittgen aufgrund muskulärer Probleme für das Heimspiel gegen Hannover 96 nicht zur Verfügung. Weil auch James Lawrence mit muskulären Problemen weiterhin fehlte, rückte Adam Dźwigała neben Jakov Medić ins Abwehrzentrum. Im Mittelfeld begann Finn Ole Becker anstelle von Jackson Irvine (Bank), Daniel-Kofi Kyereh ersetzte zudem Etienne Amenyido und Igor Matanović bildete mit Guido Burgstaller das Sturm-Duo.
Bei bestem Hamburger Wetter starteten beide Teams vor 8.470 Fans am Millerntor in die Partie. Während ordentlich Wasser von oben runterkam, hielt sich der Wind in Grenzen. Angeführt von Leart Paqarada, der erstmals in dieser Saison von Beginn an als Kapitän auflief, legten die Boys in Brown mit viel Offensivdrang los. Nach Schnittstellenpass von Daniel-Kofi Kyereh konnte 96-Keeper Ron-Robert Zieler einen Querpass von Marcel Hartels auf Guido Burgstaller gerade noch per Fuß entschärfen und so die erste Großchance verhindern (2.). Nicht viel später legte Hartel dann in den Rückraum auf Kyereh ab, dessen 16-Meter-Schuss wehrte Zieler per Faustabwehr ab (6.). Die Kiezkicker blieben am Drücker: Paqarada brachte den Ball von der linken Seite flach in die Mitte und fand Igor Matanović. Dessen Drehschuss aus 13 Metern konnte Julian Börner gerade noch blocken (11.).
Wenngleich die Gäste immer wieder auch den Vorwärtsgang suchten, fanden sie gegen die gut verteidigende FCSP-Defensive nicht die richtigen Mittel, um sich die erste Torchance zu erspielen. Deutlich zwingender und gefährlicher hingegen die Angriffe der Schultz-Elf, wenngleich auch nicht jeder Ball auf dem nassen Untergrund ankam. Dann ging’s aber mal schnell und ein genauer Pass reichte: Paqarada spielte den Ball scharf und präzise in die Spitze zu Kyereh, der ließ den Ball durch die Beine zu Hartel durchlaufen. Der nahm den Ball auf, ging noch ein paar Metern, zog aus knapp 18 Metern ab, zielte aber zu hoch. Da war mehr drin (19.). Dann der erste Torschuss der Gäste: Sebastian Kerk trat zum Freistoß aus etwas mehr als 30 Metern an, jagte den Ball aber gut drei Metern neben den rechten Pfosten (24.). Auf der Gegenseite strich ein leicht abgefälschter Kyereh-Querpass nur knapp am Gäste-Gehäuse vorbei (25.). Kurz darauf zielte Kyereh mit einem Linksschuss aus dem Rückraum deutlich vorbei (27.).
Dann legten die Gäste den Turbo ein: Über die rechte Seite war Cedric Teuchert enteilt, aus recht spitzem Winkel scheiterte er aber an Nikola Vasilj (29.). Wenig später kam Mark Diemers aus halblinker Position zum Abschluss, sein 25-Meter-Schlenzer strich aber einen guten Meter am FCSP-Gehäuse vorbei (33.). Lautstark unterstützt von den FCSP-Fans ging's in die Schlussphase der ersten Halbzeit, die große Chance zum 1:0 hatten aber die 96. Nach Flanke von Niklas Hult köpfte der am langen Pfosten völlig freistehende Kerk den Ball aber nicht ins nahezu leere Tor, sondern genau auf Vasilj, der am kurzen Pfosten stand (39.).
Nach einer kurz darauffolgenden Ecke jubelten die Gäste dann aber, Teuchert legte den Ball von der Grundlinie in die Mitte und da traf Dominik Kaiser aus kurzer Distanz – 0:1 (40.). Kyereh hatte dann noch mal freie Bahn und zog aus 23 Metern ab, das Leder strich aber links unten vorbei (43.). Im Gegenzug profitierte Teuchert davon, dass Medić einen langen Ball unterschätzte und auch noch ausrutschte. Er eilte alleine auf Vasilj zu, der mit einer starken Fußabwehr aber das 0:2 verhinderte (44.). Kurz darauf ertönte der Halbzeitpfiff.
Personell unverändert kehrten beide Mannschaften auf den Rasen zurück, die Gäste hatten nach etwas mehr als 120 Sekunden auch schon die erste Chance. Nach Ballverlust in der eigenen Hälfte zog Kerk aus 25 Metern energisch ab, Vasilj lenkte den Schuss aber über den Querbalken (48.). Die anschließende Ecke verlängerte Börner mit dem Oberschenkel dann gut zwei Meter am rechten Pfosten vorbei (49.). Weiter Hannover: Nach Diagonalball von Teuchert nahm der mitgelaufene Börner den Ball volley – oben links vorbei (50.). Keine Frage: Die ersten Minuten im zweiten Durchgang gehörten den Gästen. Dann aber die Kiezkicker mit zwei Paqarada-Eckbällen hintereinander. Erst scheiterte Burgstaller per Kopf von linken Fünf-Meter-Eck am hellwachen Zieler (52.), ehe Medić den Ball aus identischer Position am langen Pfosten vorbeiköpfte (53.).
Die Partie blieb temporeich, es ging weiter hin und her. Die Gäste legten wieder den Vorwärtsgang ein: Nachdem Maximilian Beier nach Teuchert-Pass aus 15 Metern zunächst an Vasilj gescheitert scheiterte, war Kerk beim abgewehrten Ball zur Stelle und hob diesen über Vasilj hinweg ins Tor – 0:2 (57.). Cheftrainer Timo Schultz reagierte und brachte Afeez Aremu, Jackson Irvine und Simon Makienok für Eric Smith, Finn Ole Becker und Igor Matanović (61.). Aufregung dann in Minute 68, nachdem Burgstaller im 96-Strafraum zu Fall gekommen war. Gegenspieler Börner hatte den Angreifer mit seiner Grätsche aber nicht getroffen und so zeigte Schiedsrichter Bastian Dankert auch nicht auf den Punkt (69.).
Die Kiezkicker, inzwischen mit Sebastian Ohlsson für Luca Zander (71.), rannten immer wieder an, fanden aber nicht das richtige Mittel. Die Gäste wiederum schlugen zum dritten Mal zu. Nach Flanke von Kaiser landete der Ball nach einem Zweikampf zwischen Dźwigała und Beier bei Sebastian Stolze und der jagte das Leder aus sieben Metern in die Maschen. Vasilj hatte keine Abwehrchance – 0:3 (72.). Nach unstrittigem Foul von Börner an Kyereh zeigte Dankert dann aber doch auf den Punkt. Burgstaller schnappte sich das Leder und wählte die rechte Ecke. In die war Zieler aber auch abgetaucht und konnte parieren (79.). Dankert ließ den Elfmeter aber wiederholen, weil Zieler die Linie zufrüh verlassen hatte. Kyereh trat den zweiten Strafstoß, setzte diesen aber an die Unterkante der Latte. Von da aus sprang der Ball ganz knapp vor die Linie - also wieder kein Tor (81.).
Kurz darauf kam Makienok nach einer Ecke zum Kopfball, der war aber kein Problem für Zieler (82.). Auf der Gegenseite musste sich Vasilj bei einem Schuss von Diemers strecken, er lenkte den Ball gerade noch um den Pfosten (86.). Der am langen Pfosten freistehende Kaiser setzte den Ball bei der anschließenden Ecke dann knapp vorbei (87.). Kurz vor dem Abpfiff verhindert Medić per Grätsche gegen den durchgestarteten Linton Maina gerade noch das 0:4 (90.+3). Augenblicke später war Feierabend.
FC St. Pauli
Vasilj - Zander (71. Ohlsson), Dźwigała, Medić, Paqarada - Smith (61. Aremu), Becker (61. Irvine), Hartel, Kyereh (85. Daschner) - Matanović (61. Makienok), Burgstaller
Cheftrainer: Timo Schultz
Hannover 96
Zieler - Dehm (80. Krajnc) , Franke, Börner, Hult - Kaiser, Diemers, Stolze (80. Muroya), Kerk, Teuchert (74. Maina) - Beier (87. Hinterseer)
Cheftrainer: Christoph Dabrowski
Tore: 0:1 Kaiser (40.), 0:2 Kerk (57.), 0:3 Stolze (72.)
Bes. Vorkommnis: Zieler hält Foulelfmeter von Burgstaller (79.), Kyereh schießt wiederholten Elfmeter an die Latte (81.)
Gelbe Karten: Becker / Börner, Dehm, Cheftrainer Dabrowski
Schiedsrichter: Bastian Dankert (Rostock)
Fans: 8.470
(hb)
Fotos: Witters