2:3 n.V. - Kiezkicker verlieren Pokal-Krimi bei Wehen Wiesbaden
Freitag, 17. August 2018, 23:18 Uhr
Es sollte wieder einmal nicht sein, der FC St. Pauli ist in der 1. Runde des DFB-Pokals ausgeschieden... Beim SV Wehen Wiesbaden unterlagen die Braun-Weißen mit 2:3 (1:1) nach Verlängerung. Die Führung für den SVWW durch Sören Reddemann (35.) egalisierte Richard Neudecker (51.). In der Verlängerung zog der Drittligist dank der Treffer von Manuel Schäffler (103., FE) und Niklas Schmidt (105.+1) auf 3:1 davon, Christopher Avevor gelang nur noch der Anschlusstreffer (109.).
SVWW-Coach Rüdiger Rehm nahm nach dem jüngsten 3:3 in der 3. Liga gegen Eintracht Braunschweig vier Veränderungen vor, FCSP-Cheftrainer Markus Kauczinski wechselte im Vergleich zum 2:0-Heimsieg gegen den SV Darmstadt 98 dagegen nur einmal. Für den verletzten Christopher Buchtmann rückte Waldemar Sobota in die Startelf, dieser begann auf der rechten offensiven Außenbahn. Dafür rückte Mats Møller Dæhli von außen ins zentrale Mittelfeld vor die beiden Sechser Johannes Flum und Marvin Knoll.
Von der ersten Minute an ging’s hin und her, mit viel Tempo legten beide Teams los – Torszenen blieben zunächst aber aus. Dann zog Nicklas Shipnoski von rechts in die Mitte und bediente Stephan Andrist am linken Strafraumeck. Dieser legte sich das Leder auf rechts und visierte das rechte obere Eck an – knapp vorbei (10.). Wenig später dann auch unsere Kiezkicker mit dem ersten Torschuss: Marvin Knoll hatte nach einer kurz ausgespielten Ecke aus halbrechter Position abgezogen, sein strammer Linksschuss strich jedoch zwei Meter am rechten Pfosten vorbei (13.).
Angefeuert von den zahlreich mitgereisten FCSP-Fans erspielten sich die Braun-Weißen anschließend ein leichtes Übergewicht, mehr als ein Distanzschuss von Knoll, den SVWW-Keeper Markus Kolke sicher parierte, sprang nichts heraus (21.). Defensiv ließen die Kiezkicker um den stets aufmerksamen und zweikampfstarken Christopher Avevor nichts anbrennen. Nach etwas mehr als einer halben Stunde dann aber mal wieder der Drittligist, doch Daniel Buballa blockte einen Andrist-Schuss aus spitzem Winkel ab – allerdings auf Kosten einer Ecke (34.). Diese hatte Folgen... Sascha Mockenhaupt stieg am höchsten und köpfte Sören Reddemann an, der am schnellsten schaltete und das Leder aus acht Metern ins linke Eck beförderte – 0:1 (35.).
Die Kauczinski-Elf wirkte nicht geschockt, stattdessen legte sie sofort den Vorwärtsgang ein und wollte eine schnelle Antwort. Nachdem eine scharfe Hereingabe von Richard Neudecker keinen Abnehmer finden sollte (36.), probierte es Knoll erneut aus 28 Metern. Sein Linksschuss ging gut einen Meter vorbei (37.). Kurz nachdem Sami Allagui nach einem Zusammenprall mit Kolke liegengeblieben war und länger behandelt werden musste, ging's für unsere Jungs mit dem 0:1 in die Kabine.
45 Minuten blieben den Braun-Weißen noch, um das achte Erstrunden-Aus in den vergangen 13 Jahren abzuwenden. Kauczinski nahm für die zweite Halbzeit einen Wechsel vor: Allagui blieb angeschlagen draußen, für ihn kam nun Debütant Henk Veerman auf dem Rasen. Dieser durfte sich keine sechs Minuten später mit den Teamkollegen über den Ausgleich freuen! Knoll hatte eine Ecke an den kurzen Pfosten gebracht, Wehen Wiesbadens Patrick Schönfeld verlängerte das Leder – zur Freude von Neudecker! Dieser nahm den Ball mit dem rechten Schlappen volley und jagte ihn, unhaltbar für Kolke, zentral unter die Latte – 1:1 (51.).
Dank Robin Himmelmann währte die Freude über den Ausgleich länger als nur 120 Sekunden. Der SVWW kam über die linke Seite mit Marc Wachs, der den freistehenden Simon Brandstetter bediente. Dessen Schuss aus sechs Metern entschärfte Himmelmann mit einer starken Reaktion (53.). Nach zehn Minuten Leerlauf mit vielen Ballverlusten auf beiden Seiten dann die beste Phase der Kiezkicker: Erst verpasste Veerman eine Neudecker-Hereingabe nur knapp (63.), zudem lenkte der überragende Kolke einen herrlichen Schlenzer von Mats Møller Dæhli gerade noch über den Querbalken (64.). Die anschließende Ecke köpfte Avevor aus sechs Metern dann knapp drüber (65.), ehe Neudecker die große Chance zum 2:1 hatte. Eine perfekte Flanke von Møller Dæhli erwischte er nicht richtig – der Ball trudelte links vorbei (66.).
Die mangelnde Chancenverwertung hätte sich beinahe gerächt, doch Andrist jagte das Leder, das zuvor durch den kompletten FCSP-Strafraum an Freund und Feind vorbeigeflogen war, aus 13 Metern oben links vorbei (73.). Kurz darauf wechselte Kauczinski ein zweites Mal: Cenk Sahin ersetzte Sobota (75.). Anschließend scheiterte der eingewechselte Niklas Schmidt an Himmelmann (77.), auf der Gegenseite setzte Veerman einen wuchtigen Kopfball von der Strafraumgrenze drüber (78.). Anschließend verließ Flum den Rasen, Bernd Nehrig neu im Spiel (79.).
Eine nervenaufreibende Schlussphase mit Großchancen auf beiden Seiten sollte folgen. Nach tollem Neudecker-Diagonalpass verarbeitete Veerman das Leder überragend, scheiterte aber an Kolke (86.). Auf der Gegenseite dann Andrist gegen Himmelmann, der lange wartete, ebenfalls stark parierte und so den Rückstand verhinderte (88.). Wieder rüber auf die andere Seite: Nach Steilpass von Knoll hatte erneut Veerman das 2:1 auf dem Fuß, wieder fand er im SVWW-Keeper seinen Meister (89.)! Zum Abschluss der regulären Spielzeit fischte Kolke dann erst noch einen Knoll-Freistoß raus (90.+2.), ehe er einen Schuss von Møller Dæhli parierte (90.+3). Es blieb beim 1:1 – Verlängerung!
Die erste Möglichkeit für den SVWW, doch Moritz Kuhn setzte einen 19-Meter-Freistoß in die Mauer (94.). Kauczinski wechselte ein viertes und letztes Mal: Dimitrios Diamantakos nun für Møller Dæhli in der Partie (98.). Kurz darauf wieder Himmelmann mit einer starken Reaktion: Einen Andrist-Schuss aus kurzer Distanz entschärfte er mit dem linken Arm (100.).
Wenig später Elfmeter dann für Wehen Wiesbaden... Nach einem Zweikampf von Philipp Ziereis gegen Stephan Andrist zeigte Schiedsrichter Christian Dingert auf den Punkt. Eine harte Entscheidung, zumal Sahin wenige Augenblicke zuvor von Alf Mintzel, ungeahndet von Dingert, kurz vor der Mittellinie zu Fall gebracht worden war. Schäffler war's egal, er verwandelte zum 2:1 für den SVWW (103.). Doch damit nicht genug: Kurz vor dem Halbzeitpfiff erhöhte Schmidt nach Vorlage von Brandstetter auf 3:1 (105.+1).
In der zweiten Hälfte der Verlängerung probierten die Kiezkicker alles und wurden mit dem Anschlusstreffer belohnt. Nach Sahin-Flanke verpasste Neudecker gegen Kolke zunächst, der inzwischen als Angreifer agierende Avevor verwandelte den Abpraller (109.). Dann verpasste Knoll eine Dudziak-Hereingabe, der Abpraller landete aber bei Veerman, Mockenhaupt konnte gerade noch klären (116.). Es war die letzte nennenswerte Szene, der erhoffte Ausgleich gelang den Braun-Weißen nicht mehr und so mussten sie sich in einem wahren Pokal-Krimi dem SVWW geschlagen geben.
SV Wehen Wiesbaden
Kolke – Kuhn, Mockenhaupt, Reddemann, Wachs (101. Mintzel) – Andrist, Mrowca, Schönfeld (69. Schmidt), Brandstetter (118. Modica) – Schäffler, Shipnoski (69. Kofi-Kyereh)
Cheftrainer: Rüdiger Rehm
FC St. Pauli
Himmelmann – Dudziak, Ziereis, Avevor, Buballa – Flum (79. Nehrig), Knoll – Sobota (75. Sahin), Møller Dæhli (98. Diamantakos), Neudecker – Allagui (46. Veerman)
Cheftrainer: Markus Kauczinski
Tore: 1:0 Reddemann (35.), 1:1 Neudecker (51.), 2:1 Schäffler (103., FE), 3:1 Schmidt (105.+1), 3:2 Avevor (109.)
Gelbe Karten: Shipnoski, Andrist, Mrowca / Buballa, Knoll, Ziereis, Diamantakos
Schiedsrichter: Christian Dingert
Zuschauer: 10.007
(hb)
Fotos: Witters