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"Unsere Mitglieder sind der wichtigste Baustein für alles"

20 Jahre AFM. Anlässlich des Jubiläums unserer mitgliederstärksten Abteilung sprachen wir mit René Born (stellvertretender Vorsitzender) über die Gründung der AFM, die hohe Zahl an NLZ-Spielern im Kader der Profis und das Hauptanliegen der Abteilung.

Moin René, vorab herzlichen Glückwunsch! Wir hoffen, der 20. Geburtstag der AFM wurde gebührend gefeiert?
Vielen Dank! Ganz besonders haben wir uns über das Banner der Jugendspieler*innen in der Halbzeitpause des Heimspiels gegen den VfL Bochum gefreut. Dass sich die Mannschaft vor diesem Spiel in Shirts mit dem AFM-Jubiläumslogo warmgemacht hat, war auch toll! Ansonsten sind wir bisher noch gar nicht richtig zu großartigen Feierlichkeiten
gekommen, da wir neben dem Alltagsgeschäft mit den Planungen unserer neuen „Mitglieder werben Mitglieder“-Aktion beschäftigt waren, die heute anläuft. Wir werden aber noch Gelegenheit haben, unser Jubiläum angemessen zu feiern.

1999 wurde die AFM gegründet. Das ist so lange her, dass wahrscheinlich nicht jeder weiß, wie sie entstanden ist. Aus welchem Impuls heraus und von wem wurde die AFM gegründet?
Bis zur Gründung der AFM gingen die Beiträge der Mitglieder, die keiner sporttreibenden Abteilung angehörten, direkt an den Verein. Niemand wusste, was genau mit diesen Geldern passiert. In den 1990er Jahren hatte sich bereits eine sehr aktive Fanszene entwickelt, die sich mehr und mehr für Vereinspolitik interessierte und die vorherrschenden Strukturen massiv hinterfragte. Die AGiM (Arbeitsgemeinschaft interessierter Mitglieder) entstand 1996, auf der MV 1997 verabschiedeten die Mitglieder eine neue Vereinssatzung, die in wesentlichen Punkten, wie der Existenz eines Aufsichtsrates bei gleichzeitiger Beibehaltung der Mitgliederversammlung als höchstem Vereinsorgan, bis heute gültig ist. Bei der MV 1999 konnte dann die erforderliche Mehrheit zur Gründung einer neuen Vereinsabteilung mit dem Ziel der Förderung der Jugendabteilungen erreicht werden, die AFM war geboren.

Wie waren die ersten Jahre als neue Abteilung im FC St. Pauli?
Recht turbulent. Zum einen stieß die Abteilung bei den damals Verantwortlichen auf entsprechende Skepsis. So etwas wie die heute vorherrschende Gesprächskultur zwischen Vereinsverantwortlichen und Fanszene gab es damals überhaupt nicht. Da wurden also so einige Kämpfe offen ausgetragen. Zum anderen musste sich die Abteilung
auch einrichten und konsolidieren sowie ihr Angebot und ihre Aufgabe spezifizieren. Auch hier musste man sich - intern und extern - ab und an
erstmal zurecht ruckeln. Das Engagement und der „Do it yourself“-Gedanke der damals Beteiligten waren aber enorm, und so entwickelte sich die Abteilung langsam zu dem, was sie heute ist. Mittlerweile hat AFM 16.700 Mitglieder und ist damit ein wichtiger und großer Förderer des FC St. Pauli in seinen verschiedensten Bereichen.

Warum habt Ihr einen so großen Zulauf?
Es ist ja generell zu beobachten, dass die Mitgliederzahlen in Fußballvereinen steigen. Die Menschen scheinen also ein Bedürfnis zu haben, sich nicht nur emotional, sondern auch praktisch an ihren Verein zu binden. Speziell bei der AFM denke ich auch, dass unser Abteilungszweck für viele, die nicht aktiv Sport treiben oder eine sporttreibende Abteilung unterstützen möchten, sehr attraktiv ist. AFM-Mitglieder spielen eine zentrale Rolle im Verein. Die Tatsache, dass die Förderung der Nachwuchsarbeit, der Fan- und Vereinskultur sowie inklusiver Maßnahmen als zentrale Abteilungszwecke festgelegt sind und die AFM-Mitglieder autonom über die Mittelverwendung entscheiden, stellt sicher, dass aktuell mehr als
90 Prozent der Abteilungsgelder in konkrete Projekte und Maßnahmen in diesen Bereichen  fließen.


Die AFM unterstützt diverse Projekte im Verein. Was war Dein persönliches Highlight im Jahr 2019?
Für mich persönlich war es das neue Sondermagazin von Hinz & Kunzt „Das Herz von St. Pauli“, bei dem wir die Druckkosten finanziert haben. Im Heft gab es einen einmaligen Blick hinter die Kulissen des FC St. Pauli, prall gefüllt mit vielen Fotos und Geschichten. Wer einen guten Überblick bekommen möchte, was diesen Verein ausmacht und wie vielfältig er tätig ist, sollte dieses Heft unbedingt lesen. Der primäre Fokus der AFM liegt auf der Nachwuchsförderung.

Mit Blick auf die NLZ-Spieler im Profi -Kader muss Dir doch dasHerz aufgehen, oder?
Absolut. Wenn man bedenkt, dass z.B. Finn-Ole Becker bereits seit der U11 beim FC St. Pauli spielt, freut einen das natürlich ganz besonders. Aber auch die Entwicklung von Luis Coordes, Leon Schmidt und allen anderen spornt uns am allermeisten an, weiterzumachen. Dazu gehört aber natürlich immer auch die Bereitschaft im Pro bereich, jungen
Spielern eine realistische Chance einzuräumen. Unser NLZ leistet hier jedenfalls eine ganz hervorragende Arbeit. Man darf aber auch nicht vergessen, dass der Sprung vom Jugendfußball in den Pro bereich enorm schwer ist.


Was ist Euch bei der Förderung des Nachwuchsleistungszentrums besonders wichtig?
Man sollte die Bedeutung der Förderung der Fußballjugend nicht ausschließlich daran festmachen, wie hoch der Anteil derjenigen ist, die es in die 1. Mannschaft schaffen. Die jüngste Entwicklung ist zwar schön und darüber soll man sich wirklich auch mal freuen! Das ist aber keine Geschichte, die einfach so passiert. Da spielen auch Bereiche wie Sportpsychologie, Videoanalyse, Scouting, Athletik, Torwarttraining usw. eine Rolle, die wir alle auch mit AFM-Mitgliedbeiträgen unterstützen. Dazu kommt der Bereich Werte und Persönlichkeitsentwicklung. Das sind alles schöne Worte, aber es ist gar nicht so einfach, das umzusetzen. Das NLZ bietet dazu z.B. eine Antirassismus-Workshopreihe, daneben gibt es seit Anfang des Jahres einen Jahresplan zum Thema Wertevermittlung. Ich bin der Meinung, dass wir uns hier von anderen Vereinen abheben und ein breiteres und individuelleres Angebot machen können. Die Arbeit und die Initiative im sozialpädagogischen Bereich ist gar nicht hoch genug einzuschätzen und ich freue mich sehr, dass wir auch hier im NLZ ausgezeichnet besetzt sind.


2020 steht vor der Tür. Welche Projekte stehen für die AFM im kommenden Jahr auf dem Plan?
Konkret hoffen wir natürlich auf einen großen Erfolg unserer „Mitglieder werben Mitglieder“-Aktion. Unsere Mitglieder sind der wichtigste Baustein für alles, was die AFM bewegen kann. Generell wollen wir uns daneben in allen Bereichen weiterentwickeln. Wir haben zum Beispiel noch Nachholbedarf bei inklusiven Maßnahmen und freuen uns, dass dieses Thema nun auch im Verein hauptamtlich betreut wird. Daneben muss es auch darum gehen, Strukturen und Vernetzungen im Verein weiter zu optimieren. Wir bewegen uns immer im Spannungsfeld Ehrenamt und weitergehende Professionalisierung. Hier ist eine Zusammenarbeit aller Beteiligten unbedingt notwendig.

Vielen Dank für das Gespräch und vor allem vielen Dank für Eure Unterstützung

 

(lf)

Foto: AFM

 

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