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„Dafür sind auch wir verantwortlich“

Den einen oder anderen Abstiegskampf hat Jan-Philipp Kalla mit dem FC St. Pauli bereits auf dem Buckel. Irgendwie logisch, dass die Nummer 27 der Boys in Brown auch in der vergangenen Saison, als die Kiezkicker gegen den Fall in die dritte Liga kämpften, gefragt war. Wir sprachen mit ihm über das Saisonfinale und sein persönliches Fazit für die Saison 2017/18.

Es war ein kurzer Moment der Unruhe am Millerntor, ehe nach dem Spiel gegen Arminia Bielefeld die Ergebnisse der Konkurrenz auf der Anzeigetafel erschienen und allen klar war, dass der FC St. Pauli auch in der nächsten Spielzeit zweitklassig Fußball spielen wird. Nun gibt es in solchen Momenten viele Möglichkeiten, seine Freude auszudrücken. Jan-Philipp Kalla wählte zunächst die ruhige Variante. „Nach Abpfiff haben alle um mich herum gejubelt. Ehrlich gesagt, habe ich eher erleichtert durchgeatmet, ohne zu wissen, dass wir es hundertprozentig geschafft haben und saß ein paar Sekunden auf der Bank“, erinnert sich 'Schnecke'.

Betrachtet man die Situation vor den letzten beiden Heimspielen gegen Fürth und Bielefeld, war das Durchpusten nur allzu verständlich. „Wir wussten, was auf dem Spiel stand. Ein Abstieg wäre für das Viertel, die Mitarbeiter im Verein und alle Fans schwer zu verkraften gewesen. Für so etwas möchte man natürlich auch nicht verantwortlich sein“, stellt der 31-Jähirge klar und bekräftigt, dass sich die Mannschaft ihrer Verantwortung im Kampf um den Klassenerhalt absolut bewusst war.

Dass diese, gerade mental, kräftezehrende Zeit nicht spurlos an den Braun-Weißen vorbeigegangen ist, bestätigte Kalla. „Weil dieser Druck, der gerade in den letzten Spielen da war, sich über einen längeren Zeitraum entwickelt hat, war es auch ein Prozess, diesen Druck wieder abzubauen. Klar purzelt nach dem Abpfiff ein großer Stein vom Herzen, aber so richtig verarbeitet man das Ganze erst mit der Zeit“, gibt er offen zu und fügt an, dass man sich den Abstiegskampf in den kommenden Spielzeiten gerne sparen könne. „Ich hoffe, dass wir es in den nächsten Jahren nicht mehr so spannend machen.“

Ein Grund für die starken restlichen Spiele war, laut Aussage etlicher Kiezkicker, die Zeit an der Kollaustraße, wie auch Schnecke nochmals bestätigte. „Wir haben viel Zeit mit unseren Kollegen an der Kollaustraße verbracht und investiert. Ich glaube, für das Große und Ganze war es gut. Der Verein hat sich extrem bemüht, um optimale Bedingungen zu schaffen. Jeder hat die Zeit genutzt“, blickt Kalla, der sich in diesen Tagen und Wochen öfter mit Mats Møller Dæhli beim Schach duellierte, zurück. „Laut Mats war ich ein guter Gegner, obwohl ich vor Jahrzehnten das letzte Mal Schach gespielt habe. Mit meiner aggressiven Spielweise habe ich ihm Probleme bereitet. Man könnte sagen, es war eine Art Angriffspressing“, scherzt unsere Nummer 27.

Zwar konnte die Saison am Ende für alle positiv beendet werden, dennoch blickt Kalla auch kritisch auf die abgelaufene Spielzeit. „Ich habe mir die Saison natürlich anders vorgestellt und hätte gerne mehr Spielzeit gehabt. Am Ende ist es aber so gekommen und ich konnte zeigen, dass ich da bin, wenn man mich braucht. Durch die letzten entscheidenden Spiele konnte ich jedoch einen wichtigen Beitrag zum Klassenerhalt leisten und so auch persönlich versöhnlich aus der Saison gehen.“

Was bleibt als aus dieser Saison? Für Schnecke ist die Sache klar. „Speziell die letzten beiden Spiele haben gezeigt, welches Faustpfand das Millerntor sein kann. Diesen Hexenkessel hatten wir lange nicht mehr. Doch dafür sind auch wir verantwortlich. Wir müssen die Zuschauer mitreißen und sie dann uns. Das war sagenhaft“, erhofft sich der langjährige St. Paulianer, dass Fans und Mannschaft die Stimmung mit in die neue Saison nehmen.

 

(lf)

Fotos: Witters

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