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Nehrig vor 100. Pflichtspiel: „Ich bin ein Mensch, der viel nach dem Herz entscheidet“

Im Juli 2013 zum FC St. Pauli gewechselt, steht Bernd Nehrig am Sonntag gegen Regensburg vor seinem 100. Pflichtspiel für die Braun-Weißen. Insgesamt ist der FC St. Pauli erst seine dritte Profistation. Der gebürtige Baden-Württemberger kennt seine Vorlieben und weiß, worauf es für ihn ankommt.

9:13 Uhr am Trainingsgelände des FC St. Pauli an der Kollaustraße: Bernd Nehrig kommt langsam auf den Parkplatz gefahren. Bis zum Beginn des Vormittagstrainings sind es noch über zwei Stunden. „Das ist mein morgendliches Ritual“, erzählt der Kapitän. „Ich bin einfach ein Typ, der lieber zu früh kommt, als in Stress auszubrechen. Deswegen komme ich morgens ganz entspannt hierher, trinke einen Kaffee, lass mich vielleicht noch ein bisschen behandeln und bereite mich dann in Ruhe aufs Training vor.“

In der Länderspielpause nutzte der Routinier die beiden freien Tage am Wochenende für einen Kurztrip nach Mittelfranken. „Ich habe Freunde besucht und ein bisschen Zeit mit ihnen verbracht. Damals in Fürther Zeiten haben wir im selben Haus gewohnt, dadurch ist über die Jahre eine enge Freundschaft entstanden.“ Von 2007 bis 2013 hatte Nehrig für die Spielvereinigung Greuther Fürth die Fußballschuhe geschnürt und dabei 184-mal für die Franken auf dem Platz gestanden. Im Trikot des FC St. Pauli nähert er sich eine ähnlich eindrucksvolle Marke. Gegen Regensburg steht der 31-Jährige vor seinem 100. Pflichtspiel für die Kiezkicker. Besonders ist die Partie für Nehrig deshalb aber nicht: „Das ist ein schönes Jubiläum und ich freue mich darüber. Das nimmt man gerne mit, aber wenn man sich wohlfühlt, dann ist das nur Beiwerk und ich hoffe, da kommen noch einige Spiele mehr dazu“, so der gebürtige Heidenheimer.

An diesen Zahlen ist unschwer erkennbar, dass der Mittelfeldmotor nichts vom, im Profifußball scheinbar zur Norm werdenden, alljährlichen „Vereinshopping“ hält. Seit über vier Jahren kickt er nun schon am Millerntor. „Ich bin ein Mensch, der viel nach dem Herz entscheidet“, erklärt der Kapitän der Kiezkicker. „Ich bin bei einem Verein, bei dem ich mich extrem wohlfühle und wo das Miteinander und das Klima absolut passt. Wenn ich mich dann noch in der Stadt wohl fühle, gibt es für mich keinen Reiz nach nur ein, zwei Jahren wieder irgendwo anders hinzurennen und mich wieder neu einleben zu müssen.“

Wenn ich das Gefühl habe, ich werde bei einem Verein akzeptiert und gebraucht, dann bleibe ich gerne länger.
Bernd Nehrig

Dabei hatte Nehrig nicht nur einfache Jahre am Millerntor. In seiner zweiten Saison beim FC St. Pauli bestritt er, auch aufgrund einiger Verletzungen, insgesamt nur fünf Pflichtspiele. „In meiner Zeit hier gab es Höhen und Tiefen, persönlich bei mir, aber auch mit der Mannschaft. Das sind Erlebnisse wie eine Achterbahnfahrt. Ich hatte Spiele dabei, die absolute Highlights waren wie die Siege gegen Leipzig. Im Gegenzug stehen natürlich auch viele Nackenschläge, vor allem in der Vorrunde der vergangenen Saison“, so der Mittelfeldmann und stellt klar, was für ihn oberste Priorität genießt: „Wenn ich das Gefühl habe, ich werde bei einem Verein akzeptiert und gebraucht, dann bleibe ich gerne länger. Das Wichtigste ist einfach, dass man Spaß am Fußball hat und dadurch Leistung bringt.“

Leistung brachte Nehrig auch in Partie Nummer 99. Vor knapp zwei Wochen gab es trotzdem die unglückliche 0:1-Niederlage gegen Union Berlin. Das Testspiel gegen Odense vergangenes Wochenende zählt nicht in die Statistik, dennoch gaben beide Begegnungen weitere Aufschlüsse: „Aus dem Union-Spiel nehmen wir mit, dass das frühe Anlaufen gut geklappt hat. Das wollten wir einfach noch stärker trainieren und im Testspiel weiter verbessern. So lassen wir weniger Chancen zu. Durch das hohe Pressen sind wir näher am gegnerischen Tor und kommen zu mehr Chancen,“ erklärt der Mittelfeldmotor, auch mit Blick auf die zurückliegende Trainingswoche.  

Eine taktische Ausrichtung, die auch gegen den kommenden Gegner Früchte tragen könnte. Der SSV Jahn Regensburg kommt erst das zweite Mal ans Millerntor und ist entsprechend schwer einzuschätzen. Bernd Nehrig erwartet einen ebenwürdigen Gegner: „Es spielt keine Rolle, ob die Spieler vor zwei Jahren noch Regionalliga gespielt haben“, stellt er klar. Unter Trainer Heiko Herrlich war den Oberpfälzern mit zwei Aufstiegen in Folge der Durchmarsch in die zweite Liga gelungen. „Die Jungs haben schon gezeigt, dass sie auch in dieser Liga auswärts Leistung bringen können, deswegen wird das ein Spiel auf Augenhöhe. Wir müssen versuchen, die Jungs aus Regensburg mit dem Stadion und unserer Leistung zu beeindrucken und einzuschüchtern. Wir geben 100 Prozent, alles andere können wir nicht beeinflussen.“

 

(jb)

Fotos: Witters

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