Sobiech mit schmerzhaftem, aber erfolgreichem Jubiläum
Montag, 17. April 2017, 09:00 Uhr
Lasse Sobiech hatte beim Heimspiel gegen die Würzburger Kickers gleich doppelten Grund zur Freude. Der 26-Jährige konnte mit den Teamkollegen nicht nur drei wichtige Zähler im Kampf um den Klassenerhalt einfahren, sondern auch ein Jubiläum feiern. Der Innenverteidiger bestritt sein 100. Zweitligaspiel für den FCSP und ist neben Jan-Philipp Kalla (128 Spiele), Lennart Thy (116) und Christopher Buchtmann (108) nun der vierte Kiezkicker des aktuellen Kaders, der die 100-Zweitligaspiele-Marke im FCSP-Dress geknackt hat.
Als „erfreulich, aber ganz klar nebensächlich“ bezeichnete der 26-Jährige sein Jubiläum beim Heimspiel gegen Würzburg. Viel wichtiger waren ihm drei Punkte im Kampf um den Klassenerhalt. Und die konnten Sobiech und Co. dank des späten Treffers von Christopher Buchtmann einfahren. „Wir haben bis zum Schluss gekämpft und sind glücklich, dass wir das Ding dank unseres Willens gewinnen konnten“, stellte der Jubilar nach der Partie klar. Nach durchwachsener erster Halbzeit gaben die Kiezkicker die Hoffnung auf drei Punkte nie auf und belohnten sich spät. „Es war wie so oft hier am Millerntor ein hoch emotionales Spiel“, betonte Sobiech, der sich abseits seines Jubiläums vor allem über „drei ganz wichtige Punkte in der heißen Phase der Saison“ freute.
Angefangen hatte alles im Juli 2011, als der von Borussia Dortmund ausgeliehene Sobiech sein erstes Zweitligaspiel für den FC St. Pauli absolviert hatte. „Gutes Wetter, zwei schöne Tore von Boller und drei Punkte“, erinnert sich der Innenverteidiger noch gut an seine Zweitligadebüt gegen den FC Ingolstadt, das nach dem Bierbecherwurf im Heimspiel gegen Schalke 04 in der Vorsaison nicht am Millerntor, sondern an der Lübecker Lohmühle ausgetragen wurde. Sein erstes Millerntor-Heimspiel dann drei Wochen später gegen Alemannia Aachen: „Wir haben 3:1 gewonnen – ein riesen Erlebnis“, schwärmte er auch Jahre danach. Auf neun Spiele am Stück in der Startelf folgten sieben Monate Pause aufgrund einer komplizierten Sprunggelenksverletzung. „Das war brutal ärgerlich für mich“, erklärte Sobiech rückblickend.
Im Sommer 2012 ging’s auf Leihbasis zu Bundesliga-Aufsteiger Greuther Fürth, anschließend wechselte er fest zu den „Rothosen“. Im Sommer 2014 dann die Rückkehr ans Millerntor, erst einmal auf Leihbasis, im Sommer 2015 wurde der 1,96m große Abwehrspieler dann fest verpflichtet und verpasste seitdem nur wenige Partien. Bis zum Würzburg-Spiel hat Sobiech mit dem FCSP seit Sommer 2011 so einiges erlebt: Bittere Heim-Niederlagen wie das 0:4 gegen den Karlsruher SC in der Saison 2014/15 oder die 1:2-Heimpleite gegen Erzgebirge Aue in der Hinrunde der aktuellen Spielzeit.
Der Innenverteidiger konnte aber auf viele erfolgreiche Partien zurückblicken - so zum Beispiel in seinem ersten Jahr gegen den TSV 1860 München. „Ein verrücktes Spiel. Da hat das Millerntor richtig getobt“, konnte sich Sobiech erinnern. Nach 0:2-Rückstand drehten die Kiezkicker die Partie im September 2011 mit vier Toren binnen 20 Minuten und siegten mit 4:2. Gerne erinnert sich der Innenverteidiger auch an das 1:0 gegen den 1. FC Nürnberg vor gut zwei Jahren zurück. Hier gelang ihm in der Schlussminute der 1:0-Siegtreffer, der drei wichtige Zähler sichern sollte. „Das war eine ganz intensive Phase, jedes Spiel war ein Endspiel für uns“, erklärte Sobiech rückblickend. Mit fünf Siegen aus sieben Spielen kämpften sich die Kiezkicker im Saisonfinale zurück, die abschließende Niederlage in Darmstadt war für Sobiech dann die „schönste Niederlage“ mit dem FCSP, konnte er nach dem Abpfiff mit den Teamkollegen doch den nicht mehr für möglich gehaltenen Klassenerhalt feiern.
Mit dem FC St. Pauli hat Sobiech in 100 Spielen und fast vier Spielzeiten bislang eine Achterbahnfahrt erlebt: Auf Platz vier in der Saison 2011/12 folgte der Last-Minute-Klassenerhalt 2014/15, im Vorjahr spielten die Kiezkicker dann lange um den Aufstieg mit, in seinem vierten Jahr geht’s aktuell wieder um den Klassenerhalt. „Speziell dieses Jahr haben wir uns alle natürlich anders vorgestellt. Wir können das nun nicht mehr ändern und wollen in den verbleibenden fünf Spielen mit aller Macht unser Ziel erreichen“, betont der 26-Jährige nach dem Heimsieg gegen Würzburg.
In 100 Zweitliga-Partien für den FC St. Pauli erzielte der Innenverteidiger elf Tore und bereite drei weitere Treffer vor. 33 Partien endeten zu Null, über 30 Mal führte Sobiech die Mannschaft als Kapitän aufs Feld – erstmals im September 2015 gegen Duisburg. „Es ist eine riesen Ehre, das Team aufs Feld zu führen und als Erster ins Stadion einzulaufen. Das war gegen Duisburg so und hat sich bis heute nicht geändert“, betont der 26-Jährige, der sich in der Saison 2014/15 als „unkaputtbar“ erwies. Eine angebrochene Rippe, ein gebrochener Finger und ein abgebrochener Zahn konnten ihn nicht stoppen, mit Brustpanzer, Gebissschiene und fixiertem Finger schmiss er sich in die Zweikämpfe.
Auch beim Jubiläums-Spiel gegen die Kickers musste Sobiech auf die Zähne beißen. Nach einem Schlag auf die rechte Schulter schlenderte er mit Eisbeutel in die Kabine. „Heimsiege und dann noch solche wie heute sind die schönsten. Da ist mir der Schmerz egal. Der Sieg gibt Kraft für die kommenden Aufgaben.“ Mit dem FCSP. In Liga zwei!
(hb)
Fotos: Witters / FC St. Pauli