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Oke Göttlich: „Für den FC St. Pauli kann es nur den Weg der wirtschaftlichen Vernunft geben“

Bei der ordentlichen Mitgliederversammlung des FC St. Pauli bedankte sich Präsident Oke Göttlich in seiner Rede nicht nur bei den scheidenden Vizepräsidenten Tom Happe und Reinher Karl für deren ehrenamtlicher Arbeit in den vergangenen drei Jahren, ein Sonderlob erhielten zudem Geschäftsleiter Andreas Rettig und das Team um den letztjährigen Cheftrainer Ewald Lienen. Hinsichtlich der Vermarkung verkündete der 41-Jährige, dass der FC St. Pauli die Vermarkungsaktivitäten zukünftig aus dem Verein heraus entfalten will.

Zunächst betonte der 41-Jährige, dass jedes Mitglied dafür verantwortlich sei, „dass dieser Verein seine gesellschaftlichen und sozialen Werte lebt und darstellt“. Gemeinsam habe man in den vergangenen Jahrzehnten gezeigt, dass ein anderer Fußball und eine andere Fankultur möglich seien. „Eine Kultur, die auf Respekt, Gastfreundschaft, Willkommenskultur, Selbstironie sowie Antidiskriminierungsarbeit, lokalpolitischer Verantwortung und Zivilcourage fußt“, betonte Göttlich, der sich über das zahlreiche Erscheinen der zunächst 590 und zu späterer Stunde dann 601 stimmberechtigen Mitgliedern freute und dessen Präsidiumsteam von den anwesenden Mitgliedern am späteren Abend für das zurückliegende Jahr bei 13 Enthaltungen und keiner Gegenstimme entlastet wurde.

Die intern gelebte kritische Auseinandersetzung mit verschiedenen Standpunkten bezeichnete er als „Basis für die Entwicklung unseres Vereins in den herausfordernden nächsten Jahren“. Rückblickend erklärte der Präsident, dass es „ein wichtiges Leitmotiv unserer Arbeit für den Verein gewesen ist, diesen über die eigenen persönlichen Interessen oder Befindlichkeiten zu stellen und uns nachhaltig personenunabhängig aufzustellen“.

„Ich danke Euch beiden ganz besonders für Eure fantastische Arbeit!“

Ein Lob verteilte der Präsident an die beiden scheidenden Vizepräsidenten Tom Happe und Reinher Karl: „Ich danke Euch beiden ganz besonders für Eure fantastische Arbeit für den Verein, für den Stadtteil, in allen Fanbelangen sowie für Eure Arbeit in den Bereichen Finanzen und Rechtsfragen!“ Happe, der bei der Mitgliederversammlung krankheitsbedingt gefehlt hatte, und Karl lebten die Leitidee des Vereins und hätten Ihre Arbeitsbereiche so aufgestellt, dass die NachfolgerInnen die Arbeit sehr gut fortsetzen können.

Hinsichtlich weiterer Personalentscheidungen innerhalb des Vereins stellte der 41-Jährige klar, dass sich der von der breiten Öffentlichkeit gewürdigte „St.-Pauli-Weg“ etabliert hätte und wichtige Personalien richtig getroffen, bzw. mit den richtigen Maßnahmen korrigiert wurden. Göttlich zeigte sich angesichts der nachweislich durch höchste Trainerlizenzen vorhandene Fußballfachkompetenz auf allen Ebenen des Kerngeschäfts sehr zufrieden.

Weiter blickte er auf den gestärkten Dialog zwischen Verein und Fanszene. Hier wurden gemeinsame Lösungen mit bundesweiter und beispielgebender Wirkung erarbeitet, wie der Umgang mit dem im Februar beim Heimspiel gegen Dynamo Dresden gezeigten Banners gezeigt hat, als die aktive Fanszene Ende August gemeinsam mit dem Verein eine Veranstaltung mit öffentlicher Resonanz zum Thema „Opfermythos“ in den Räumlichkeiten des FCSP durchführte.

„Für den FC St. Pauli kann es nur den Weg der wirtschaftlichen Vernunft geben.“

Hinsichtlich der finanziellen Situation des Vereins betonte Göttlich mit Nachdruck: „Für den FC St. Pauli kann es nur den Weg der wirtschaftlichen Vernunft geben.“ Hier blickte der 41-Jährige auf die schwierige sportliche Situation zu Beginn des Jahres zurück, als sich die Zweitligamannschaft ganz tief im Abstiegskampf befunden hatte. Anstatt wie viele andere Vereine Millionen in die vermeintliche Rettung zu investieren, wurde mit Weitsicht auf ein mögliches Drittliga-Szenario mit dem Transfer von Vegar Eggen Hedenstad zu Rosenborg Trondheim sogar ein Transferüberschuss erzielt. „Gerade bei einem mitgliedergeführten Verein, der sein Risikogeschäft bewusst nicht ausgliedert, ist nur mit dem Weg der wirtschaftlichen Vernunft ein Worst-Case-Szenario für den Verein überlebensfähig darzustellen und für die Zukunft sicher und wachsend aufzustellen“, erklärte der Präsident, der kurz darauf einen erneut positiven Jahresabschluss mit einem Konzernüberschuss von 0,89 Mio. Euro verkündete. Mehr Infos: KLICK! Göttlich vermeldete bei der Mitgliederversammlung zudem, dass die Lizenz trotz der Investition in die Zukunftsfähigkeit durch die jährliche Tilgung der Stadionfinanzierung in Höhe von ca. 2 Mio. Euro erneut ohne Auflagen und Bedingungen erteilt wurde.

„Trotz der sportlichen Misere erfolgte eine Steigerung der Vermarktungserlöse. Die Stadionauslastung und auch die Auslastung der Business-Bereiche bewegen sich auf einem top Niveau. Ein Lob an U!Sports für den guten Job, den sie gemacht haben“, so der 41-Jährige, der hinzufügte: „Wir wollen zukünftig wieder die Vermarktungsaktivitäten aus dem Verein heraus entfalten und damit einen wichtigen Schritt in Richtung Eigenvermarktung gehen.“ Dabei betonte Göttlich: „Es ist keine Entscheidung gegen U!Sports, sondern eine Entscheidung für die Eigenvermarktung des FC St. Pauli.“ So werden derzeit bereits Gespräche mit dem Vermarktungspartner, dessen Vertrag noch bis zum 30. Juni 2019 läuft, über eine mögliche modifizierte Partnerschaft geführt.

„In der Diskussion um weitere Sportflächen für den FC St. Pauli müssen wir uns noch ernsthafter und lauter einbringen.“

Göttlich lobte in seiner Rede die Zusammenarbeit mit dem neuen Amateurvorstand. „Diese ist sehr gut, lösungsorientiert und nach vorne gerichtet“, so der 41-Jährige, der hinzufügte: „Es wurde ein sinnvoller Weg gefunden, einen Flickenteppich gemeinsam und auf Augenhöhe zu restaurieren.“ Ein Ergebnis wird die Ausschreibung einer Geschäftsleitungsstelle für den Amateursport sein. Dadurch werden beim FCSP erstmals Möglichkeiten ausgeschöpft, „als einer der mitgliederstärksten Vereine auch professionell in Hamburgs Sportpolitik vertreten zu sein und unsere Interessen als Breitensportverein mit seinen 21 Abteilungen zu vertreten“, so Göttlich. Der 41-Jährige betonte dabei: „Wir müssen uns in die Diskussion um weitere Sportflächen für den FC St. Pauli noch ernsthafter und lauter einbringen. Sonst laufen wir Gefahr zu überaltern und Förderungen der Verbände zu verlieren.“

„Was für eine Leistung, liebes Team, lieber Ewald, lieber Olaf!“

Abschließend, aber nicht weniger wichtig, widmete sich unser Präsident dem sportlichen Bereich. Hier hob Göttlich die Arbeit des letztjährigen Cheftrainers Ewald Lienen und des während der Saison verpflichteten Co-Trainers Olaf Janßen hervor: „Sechs Punkte aus 14 Spielen, 34 aus den letzten 17 Spielen – was für eine Leistung, liebes Team, lieber Ewald und lieber Olaf! Ihr habt es geschafft, dass wir mit einem Augenzwinkern behaupten können, wie angekündigt all unsere sportlichen Ziele erreicht zu haben: Klassenerhalt im ersten Amtsjahr, Platz 4 im zweiten Amtsjahr und mit Platz 7 unter den ersten 8 Teams im dritten Amtsjahr.“

Ein Sonderlob erhielt auch Andreas Rettig, der fast zehn Monate lang in Doppelfunktion bei einfachem Gehalt die Rollen des Geschäftsleiters und Sportchefs übernommen hatte: „Gerade in der letztgenannten Position hast Du einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der sportlichen Ziele geleistet. Andreas, Dir einen herzlichen Dank!“

Mit einem Augenzwinkern beendete Göttlich seine Rede: „Das amtierende Präsidium ist das erfolgreichste in der Geschichte des FCSP – zumindest nach gewonnenen „Tor des Monats“-Auszeichnungen. Ein Dank geht an Julian Koch und Cenk Sahin. In diesem Sinne: Danke Euch allen bis hierhin. Es war eine tolle Zeit. St. Pauli till we die!”

 

(hb)

Foto: Witters

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