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Schultz: "Ich komme zwar aus der Vergangenheit, möchte aber für die Zukunft stehen"

Der FC St. Pauli hat am Montag (13.7.) seinen neuen Cheftrainer Timo Schultz offiziell vorgestellt. Auf der Pressekonferenz sprachen der 42-jährige Fußball-Lehrer und Sportchef Andreas Bornemann über...

…über die Entscheidungsfindung:

Bornemann: „Es ist mir wichtig zu sagen, dass wir nicht in kurzer Zeit DEN Wunschkandidaten präsentieren wollten. Mir war ein mehrstufiger Prozess wichtig und dass sich am Ende dieses Prozesses dann der Wunschtrainer durchsetzt. Deshalb bin ich besonders froh, dass das geglückt ist und ich den Gremien, dem Aufsichtsrat und dem Präsidium Timo Schultz voller Überzeugung vorschlagen konnte."

Schultz: „Für mich ist das eine große Chance hier – bei meinem Verein den nächsten Schritt im Profifußball zu gehen. Ich bin Andreas und dem Verein dankbar, dass sie mir diese Chance geben. Ich muss sagen, dass die Gespräche von Anfang an transparent und offen waren. Am Ende spielt es für mich keine Rolle, ob mit mir als erstes, zweites oder drittes gesprochen wurde."

…das erste Aufwachen als Profitrainer:

Schultz: „Ich kann zugeben, dass ich heute Nacht unruhig geschlafen habe, weil ich mich einfach wahnsinnig auf die Aufgabe freue. Das ist für mich noch ein Schritt nach vorne. In der U19 hat man vielleicht noch etwas mehr Ruhe und kann Schalten und Walten, wie man es möchte. Und jetzt glaube ich, dass wir ein gutes Team haben. Wir haben einiges vor."

…seinen bisherigen Blick auf die Spiele der Profis:

Schultz: „Ich bin jetzt seit 15 Jahren im Verein und seit acht Jahren Trainer. Wenn es möglich gewesen ist, war ich bei den Heimspielen am Millerntor und habe mir auch die Auswärtsspiele angeschaut. Ich würde daher behaupten, dass ich die Mannschaft sehr gut kenne. Das ist ein Vorteil, um mich schnell einzuarbeiten."

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Die PK in voller Länge von FC St. Pauli TV:

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…seinen Führungsstil:

Schultz: „Offen und transparent. Ich bin der Meinung, dass dir am langen Ende immer nur die Wahrheit hilft. Ansonsten würde ich mich freuen, wenn die Jungs mit Spaß zur Arbeit kommen. Ich glaube, das brauchen wir, wenn wir uns entwickeln wollen und vielleicht auch neue, innovative Sachen ausprobieren. Ich glaube, dass wir einiges zusammen auf die Beine stellen können.“

…die Philosophie:

Schultz: „Grundsätzlich will jeder attraktiven und offensiven Fußball sehen – das wäre auch meine Wunschvorstellung. Mir ist es aber wichtig eine Mannschaft zu sehen, bei der ich als Trainer sehe, dass sie lebt und füreinander da ist. Dass sie auch einen guten Plan hat, den wir uns der Vorbereitung erarbeiten und der dann umgesetzt wird. Das ist mein Ziel. Das kann ich als Trainer aktiv beeinflussen.“

…das Trainerteam:

Schultz: „Es ist schon so, dass wir zusammen unsere Ideen haben. Das werden wir in den nächsten Tagen besprechen. Das müssen wir mit den betreffenden Personen aber erstmal kommunizieren und dann folgt der nächste Schritt.“

…den Rahmen der Vorbereitung:

Bornemann: „Ein Starttermin ist für Spieler die Rückstand hatten der 20. Juli und die gesamte Mannschaft steigt dann ab dem 1. August wieder ein. Es gibt jetzt einen groben Rahmenplan, der jetzt mit den verantwortlichen Trainern ausgearbeitet wird. Wenn der Wunsch nach einem Trainingslager kommt, werden wir das überprüfen. Ansonsten haben wir aber auch die Möglichkeiten uns an der Kollau vorzubereiten.“

…den Kader:

Schultz: „Wir halten immer die Augen auf nach sehr guten Spielern. Wir sind in der glücklichen Lage, dass wir Jungs im Kader haben, die sehr flexibel einsetzbar sind. Grundsätzlich glaube ich, dass uns etwas mehr Physis guttun würde.“

Bornemann: „Es geht in der Planung auch darum, wo der Trainer die Spieler sieht und wo sie ihre Stärken entfalten können. Die Grundsubstanz des Kaders hätte die Möglichkeit geboten, etwas weiter vorne zu landen. Das heißt aber nicht, dass wir Timo einen großen Rucksack auf die Schultern packen, dass er oben mitspielen muss. Nach den letzten Jahren ist der Zeitpunkt gekommen, ein bisschen demütiger in der Zielformulierung zu sein. Wir werden einen Umbruch mit vielen jungen Spielern haben. Und auf dieser Basis müssen wir uns durch harte Arbeit eine bessere Perspektive erarbeiten.“

…Spieler, deren Verträge ausgelaufen sind:

Bornemann: „Ein enges Zeitkorsett lassen wir uns nicht aufdrücken. Es ist aber sicherlich ein Punkt der Fairness, wenn wir frühzeitig kommunizieren, wenn eine Entscheidung negativ ausgefallen ist.“

…die Leihspieler:

Bornemann: „Die Leihspieler waren in dieser Saison keine Belastung, sondern eine große Bereicherung. Dennoch wussten wir, dass diese Leihe endlich ist. Jetzt spielen einige Faktoren rein. Alle Spieler haben erklärt, dass sie sich hier sehr wohl gefühlt haben. Sie entscheiden aber nicht alleine, sondern die Vereine, bei denen sie unter Vertrag stehen.“

…die Jungprofis:

Schultz: „Das ist eine Frage der Kaderplanung und der kurz- und mittelfristigen Perspektive. Ja, ich kenne die jungen Spieler alle sehr gut, aber es werden die spielen, die am besten sind. Bei dem einen oder anderen der jungen Spieler hat mir die letzte Gier gefehlt, zu zeigen, dass sie besser sind als andere. Der einzige, der in meinen Augen den Durchbruch als Stammspieler geschafft hat, ist Finn Ole Becker. Ansonsten sind im NLZ viele Spieler, die den Etablierten richtig Feuer machen können. Das müssen sie aber auch beweisen und dann stehen ihnen die Türen offen.“

…den Kontakt zu Jos Luhukay:

Schultz: „Durch die Corona-Pause war ich seit März gar nicht mehr an der Kollau. Ich glaube, dass Jos viele Steine angestoßen hat, bei denen ich inhaltlich nicht weit von ihm weg bin. Jetzt geht es darum, diese Steine wieder aufeinander zu legen. Es liegt jetzt an uns, diesen Weg zu finden. Ich bin der festen Überzeugung, dass wir wissen, welche Sachen wir verändern können. Ich komme zwar aus der Vergangenheit, mir wäre es aber lieber, wenn ich für die Zukunft stehen würde. Dafür möchte ich stehen und auch ein stückweit Innovationskultur einfließen lassen. Wenn wir hinbekommen, dass das Füreinander wieder spürbar ist, dann haben wir eine wahnsinnige Power.“

…Debüts als Trainer:

Schultz: „Die U17 habe ich damals an einem Donnerstagabend von Hansi Bargfrede übernommen. Am Freitag saß ich dann schon im Bus nach Leipzig, wo wir nach 20 Minuten 0:3 zurücklagen. Das Debüt muss sich nicht wiederholen. Allerdings gibt es auch einen großen Unterschied zu einer üblichen Trainerverpflichtung. Ich habe eine ganze Menge Zeit, die Vorbereitung und den Kader zu planen. Das ist ein großer Vorteil, den ich als Trainer nicht hoch genug einschätzen kann. Ich freue mich auf mein Debüt, das erste Training, das erste Testspiel und irgendwann auch das erste Pflichtspiel.“

…Einsparungen durch die Corona-Auswirkungen:

Bornemann: „Jeder wird sich ausrechnen können, dass es nicht optimal ist, wenn wir monatelang ohne Zuschauer spielen. Die letzten Auswirkungen kennen wir alle noch nicht. Wir dürfen im Moment nicht davon ausgehen, dass zeitnah wieder Zuschauer zugelassen werden. Deswegen müssen wir uns den Gegebenheiten anpassen und daraus den bestmöglichen Fußball zu organisieren.“

 

(ms)

Foto: Witters

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