„Die Saison war eine richtige Achterbahnfahrt“
Dienstag, 15. Mai 2018, 10:00 Uhr
Am Montag (14.5.) hatten Sportchef Uwe Stöver und Cheftrainer Markus Kauczinski die Hamburger Pressevertreter ans Trainingszentrum an der Kollaustraße geladen, um mit ihnen ausführlich über die abgelaufene Saison zu sprechen. Dabei sprachen Stöver und Kauczinski über...
...ein Fazit zur abgelaufenen Saison:
Markus Kauczinski: „Es bleibt ein gemischtes Gefühl, weil man nicht zufrieden sein, aber aufatmen kann, dass wir die Kurve gekriegt haben. Die Saison war eine richtige Achterbahnfahrt. In unseren Auftritten waren wir zu schwankend. Nach gutem Beginn vor und nach der Winterpause hatten wir schlechtere Spiele drin, dann wieder eine starke Phase mit den Spielen gegen Nürnberg bis Kiel, dann wieder eine schlechte Phase und zum Abschluss ein starkes Finish. Mit einigen Auftritten können wir nicht zufrieden sein, es gab aber auch gute Spiele, für die wir uns nicht schämen müssen.“
...das dramatische Saisonfinale:
Markus Kauczinski: „Es gab viele Mannschaften, die mit hohen Zielen in die Saison gestartet sind und nicht damit gerechnet hatten, bis zum letzten Spieltag im Abstiegskampf zu stecken. Da waren wir in guter Gesellschaft. Es zeigt, was für eine heikle Liga es ist, weil alles möglich ist. Man hat nie Sicherheit, muss immer auf der Hut sein. Es ist immer ein harter Kampf und wir haben gekämpft.“
...die letzten beiden Heimspiele gegen Fürth und Bielefeld:
Uwe Stöver: „Es muss unser Bestreben sein, auf dem Niveau unsere Heimspiele so zu bestreiten, wie wir sie angegangen sind. Die Signale von Seiten der Mannschaft waren von der ersten Minute an da. Wenn der Funke über entsprechendes Engagement auf die Ränge geht, dann wird das zurückgespiegelt. Wichtig ist, die Grundtugenden wie Leidenschaft und Willen zu zeigen. Ab einem gewissen Niveau musst du diese Basis haben, sonst kommst du nicht weiter.“
...den Zusammenerhalt im Saisonfinale:
Markus Kauczinski: „In der Zeit, als uns das Messer an der Kehle stand, sind die Mitarbeiter zum Training gekommen und haben Spalier gestanden. Wir haben Briefe erhalten, auch Jugendspieler standen beim Heimspiel gegen Bielefeld Spalier. Nicht nur sie, auch die Fans standen hinter uns und haben uns Mut zugesprochen.“
...das Thema Einstellung:
Uwe Stöver: „Spätestens nach dem Regensburg-Spiel, als wir kurz vor dem Abgrund standen, hatte ich das Gefühl, dass es wirklich jeder erkannt hat. Da sind die Dinge, die man gebetsmühlenartig zum Besten gegeben hat, auch angekommen. Wir hatten zwei sehr, sehr intensive Wochen, in denen wir uns zusammenraufen konnten. In den beiden Heimspielen haben wir den Kraftakt dann bewerkstelligen und den Worst Case vermeiden können. Man hat gesehen, was wir brauchen, um erfolgreich zu sein. Das haben wir, so ehrlich müssen wir sein, über weite Teile der Saison vermissen lassen.“
...über die Vielzahl von Verletzungen:
Uwe Stöver: „Nach dem Winter-Trainingslager in Spanien haben wir zweieinhalb Monate auf Kunstrasen trainieren müssen. Sehnen-, Muskel und Rückenprobleme waren wesentlich häufiger die Folge als noch vor Weihnachten. Für uns heißt es, auch am Thema Infrastruktur zu arbeiten und für optimale Bedingungen zu sorgen. Es ist wichtig, auch in Wintermonaten auf Rasen weiter zu trainieren. Am Thema Rasenheizung für den Platz direkt an der Kollaustraße sind wir dran, die Kosten bewegen sich zwischen 450.000 und 500.000 Euro. Auch die Ernährung und eine intensivere Trainingsvor- und nachbereitung sind wesentliche Punkte für uns. Wir denken im Moment in alle Richtungen und wollen alle Möglichkeiten zur Verbesserung ausschöpfen.“
Markus Kauczinski: „Eine eingespielte Mannschaft hast du nur dann, wenn du sie auch einspielen kannst. Es sind immer wieder Veränderungen drin gewesen. Teilweise hatte ich nur eine Einheit, um die Mannschaft auf das jeweilige Spiel vorzubereiten. Eine solche Fluktuation im Personal habe ich so noch nicht erlebt, das war schon extrem. Ziel ist es natürlich, eine Mannschaft fit und gesund zu bekommen. Dann schaffst du es auch, Dinge einzuspielen. Wir machen uns viele Gedanken und tun alles dafür, die Infrastruktur zu schaffen, um die Spieler fit und gesund auf den Platz zu bekommen.“
...die zu ziehenden Schlüsse für die neue Saison:
Uwe Stöver: „Wir werden gezielte Veränderungen vornehmen. In welcher Anzahl bleibt abzuwarten. Wir werden für alle Mannschaftsteile Augen und Ohren offenhalten. Wir befinden uns in intensiven Gesprächen mit möglichen Neuzugängen. Mentalität, Teamgeist, Identifikation und Leistungsbereitschaft sind wichtige Komponenten für uns.“
Markus Kauczinski: „Wir werden die Saison analysieren und schauen, was wir besser machen können, wo Spieler Entwicklungspotenzial haben. Wir wissen, dass wir es so nicht weiterwollen. Sei es, dass wir Verhaltensweisen ändern werden, aber auch Verstärkungen für den Kader suchen. Klar ist, dass wir konstanter unsere Leistungen abrufen müssen. In einigen Spielen, die wie gegen Kaiserslautern oder Sandhausen auf Messers Schneide standen, haben wir entscheidende Momente nicht für uns genutzt. Wir müssen Spieler finden, die ein Spiel entscheiden können. Da schauen wir aber auch in der Herangehensweise im Training, dass wir das besser hinbekommen.“
...die Verpflichtung eines Psychologen oder Mentaltrainers:
Markus Kauczinski: „Es ist ein Thema, mit dem wir uns beschäftigen. Es ist ein sehr spezieller, sehr sensibler Bereich. Man muss das Gefühl haben, dass eine Vertrauensbasis mit der Mannschaft entstehen kann. Ich habe in der Vergangenheit gute Erfahrungen gemacht, Uwe ist da auch sehr aufgeschlossen. Wir führen Gespräche und schauen, ob wir jemanden finden, der zu uns passt.“
...die Erweiterung des Trainerteams:
Markus Kauczinski: „Während der Saison wollten wir niemanden dazu holen, der sich erst zurechtfinden muss. Die Idee besteht, uns auf der Position breiter uns stärker aufzustellen.“
...die Leihspieler Mats Möller Daehli und Marvin Ducksch:
Uwe Stöver: „Mit Mats haben wir gesprochen, das Gespräch mit seinem Berater folgt. Dann wird man sehen, was passiert. Bei Marvin Ducksch gibt es aktuell keinen anderen Sachstand, als dass er am 24. Juni den Trainingsbetrieb bei uns aufnehmen wird. Wir haben Spiele von Kiel gesehen, zudem haben wir im Laufe der Saison mehrfach telefoniert, aus Anstand aber nicht in den letzten vier Wochen.“
...über Nachwuchsspieler:
Markus Kauczinski: „Mat hat gesehen, dass sich Jungs aus dem eigenen Stall Stück für Stück entwickelt haben. Yiyoung Park und Jan-Marc Schneider haben sich etabliert, Ersin Zehir hat seine ersten Einsätze erhalten, Brian Koglin am Ende ebenfalls. Mit Luis Coordes und Jakob Münzner stoßen zudem zwei Talente dazu, die Fußball spielen können, körperlich aber noch zulegen müssen. Sie werden wir ranführen.“
...den Sommer-Fahrplan für die Saison 2018/19:
Uwe Stöver: „Der Trainingsstart wird am 25. Juni erfolgen, somit haben wir sechs Wochen Vorbereitung. Die Spieler haben entsprechende Pläne für die Zeit bis zum Trainingsstart erhalten, sodass wir auf einem guten Niveau einsteigen können. Bereits am 24. Juni wird die Mannschaft aber schon beim congstar-Turnier Kiez-Champion teilnehmen. Da werden alle Spieler anwesend sein und die Jungs unterstützen, die spielen werden. Das Trainingslager findet vom 10. bis 19. Juli statt, wir werden wieder im Hüttendorf in Maria Alm sein.“
(hb)
Fotos: Witters