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„Die Sportpsychologie ist bei der Ausbildung unserer Talente ein gleichwertiger Baustein“

Seit dem 1. August ist Daniel Klewer als neuer Mentaltrainer in unserem NLZ-Team dabei. Gemeinsam mit Sportpsychologe Michael Schirmer soll der langjährige Profi-Torwart unsere Talente in puncto Mentalität und Persönlichkeit weiterentwickeln. Mit dem Duo und unserem NLZ-Leiter Roger Stilz sprachen wir über die Bedeutung der Sportpsychologie bei der Ausbildung unserer Talente.

Moin moin, Roger. Du hast das Team im sportpsychologischen Bereich Anfang August mit Daniel Klewer erweitert. Warum?

Roger: „Wir wollen unsere Talente nicht nur in den Bereichen Fußballtechnik und Fußballtaktik, Athletik, Umfeld sowie Schule und Beruf, sondern auch im Bereich Mentalität und Persönlichkeit gut betreuen und bestmöglich weiterentwickeln. Die Sportpsychologie ist ein gleichwertiger Baustein. Die Anforderungen an die jungen Spieler steigen. Gerade die mentalen. Wir sind überzeugt, dass uns in diesem Bereich Daniels Kompetenz richtig guttut.“

„Ich habe Daniel als sehr reflektierten, wissbegierigen und zuverlässigen Kollegen kennen- und schätzen gelernt“
NLZ-Leiter Roger Stilz

Wie bist Du auf Daniel gekommen und was zeichnet ihn aus?

Roger: „In meiner Zeit als Co-Trainer in Nürnberg habe ich mit Daniel zusammengearbeitet. Ich habe ihn als sehr reflektierten, wissbegierigen und zuverlässigen Kollegen kennen- und schätzen gelernt. Daniel hat sich im Vorjahr weitergebildet und bringt viel Erfahrung als Profi mit. Er passt gut in unser Team und auch zum FC St. Pauli.“

Daniel, Du bist seit etwas knapp vier Wochen bei unserem FCSP. Wie ist dein erster Eindruck vom Verein, insbesondere auch von unserem NLZ? 

Daniel: „Ich bin echt glücklich, bei diesem sympathischen Verein meinen Teil im NLZ in der Sportpsychologie beitragen zu dürfen. Meine neuen Kollegen haben mich hervorragend aufgenommen, die Kommunikation ist unkompliziert. Insgesamt gefällt mir im NLZ die angenehme, nahezu familiäre Atmosphäre.“

Befindest Du Dich aktuell noch in der Beobachter-Rolle oder bist Du bereits aktiv? Woraus bestehen Deine ersten Aufgaben?
Daniel: „Anfänglich war es für mich wichtig, die neuen Menschen um mich herum kennenzulernen. In der vergangenen Woche habe ich schließlich auch die Arbeit mit den zu begleitenden Talenten aufgenommen. In dem Bereich Sportpsychologie ist es relevant, eine enge Bindung zu den Trainern und Spielern aufzubauen. Je enger die Beziehung zu den Athleten, desto erfolgreicher wird letztendlich auch die Arbeit.“

„Ich möchte jetzt jemand sein, den ich damals in meiner Jugendzeit vermisst habe“
NLZ-Mentaltrainer Daniel Klewer

Du warst 15 Jahre lang Profi in Rostock und Nürnberg, beim FCN warst Du zuletzt als Torwarttrainer im Nachwuchs- und Profibereich aktiv. Nicht wenige Spieler werden nach der aktiven Karriere Spielerberater, Trainer oder Manager. Du hast Dich für die Ausbildung zum Mentaltrainer entschieden. Warum?

Daniel: „Nach der Reflektion meiner eigenen Karriere bin ich zu dem Schluss gekommen, dass ich mich als Jugendlicher, der auf dem Sprung zu den Profis stand, relativ alleine gefühlt habe - speziell was den mentalen Bereich betrifft. Ich wusste damals nicht, was mich oben erwartet. In gewisser Weise musste ich mich da selbst durchkämpfen. Ich möchte jetzt jemand sein, den ich damals in meiner Jugendzeit vermisst habe. Jemand, der den Jungs als Begleiter und Wegweiser dient und sie auf die Anforderungen im Profibereich vorbereitet.“

Du wirst zukünftig nicht mehr auf, sondern neben dem Platz arbeiten.

Daniel: „Das wollte ich mittelfristig sowieso. Dass es jetzt so schnell geklappt hat und ich hier beim FC St. Pauli die Möglichkeit erhalte, freut mich sehr.“

Welche Bedeutung misst Du dem Bereich Mentalität im heutigen Fußball zu?

Daniel: „Ich bin davon überzeugt, dass nicht nur im Fußball, sondern im Sport allgemein, Mentalität Talent schlägt. Als Inhaber der Trainer-A-Lizenz kann ich technisch, taktisch und athletisch gut ausbilden. Ich habe aber gemerkt, dass mein Wissen um die Bedeutung des mentalen Trainings nicht ausreichend war, um jungen Sportlern auf ihrem Weg zum Profi ausreichend behilflich zu sein. Deswegen habe ich im vergangenen Jahr die Ausbildung Sportpsychologisches Training im Leistungssport absolviert. Das dabei erlernte Wissen konnte ich bereits im Zuge dieser Ausbildung mit Athleten verschiedener Sportarten erfolgreich anwenden.“ 

Michael, Du bist seit 2008 in unserem NLZ als Sportpsychologe tätig. Wie beurteilst Du die Entwicklung in diesem Bereich im Allgemeinen und wie beim FCSP?

Michael: „Bei immer mehr Vereinen nimmt die Bedeutung der Sportpsychologie zu. Als ich damals angefangen habe, war sie für viele Trainer Neuland. Aber nicht nur sie, sondern auch die Spieler wissen immer genauer über den möglichen Mehrwert Bescheid. Bei uns wurden die Themen immer größer, die Strukturen immer klarer. Die Entwicklung ist echt positiv.“

„Der Umgang mit dem Thema ist sehr offen und flexibel, was sehr erfreulich ist“
NLZ-Sportpsychologe Michael Schirmer

Nach Spielen, ob nun in der Regionalliga, 2. Bundesliga oder auch in der Champions League, hört man von Trainern und Spielern nicht selten auch, dass Frische und Konzentration gefehlt, manchmal aber auch die Einstellung oder der Wille nicht gestimmt haben. Bestätigen die Aussagen die Wichtigkeit der Sportpsychologie?

Michael: „Die Aussagen belegen, dass der mentale Bereich sehr wichtig ist. Er entscheidet oft über Sieg oder Niederlage. Gerade in diesem Bereich ist das Potential der Spieler noch sehr groß und deshalb setzen wir beim FCSP verstärkt darauf.“

Übernimmst Du in der Regel die Initiative, wenn es um die Gespräche geht?

Michael: „Nein, das geht von allen Seiten aus. Mal gehe ich auf einen Trainer oder Spieler zu, mal kommt ein Trainer oder Spieler aber auch zu mir.

Gab und gibt es Berührungsängste seitens der Trainer und Spieler?

Michael: „Nein. Der Umgang mit dem Thema ist offen und flexibel, was sehr erfreulich ist.“

Setzt Ihr Euch auch in größerer Runde mit allen Trainern und Mitarbeitern zusammen und wenn ja wie oft?

Roger: „Wir sitzen allwöchentlich einmal zusammen und besprechen uns im Team, gerade auch zu einzelnen Spielern. Dazu haben wir einen bestimmten Meeting-Tag. Dabei werden von den Trainern, den Sportpsychologen oder aber von mir direkt konkrete Fragen zu einzelnen Spielern aufgerufen und in der Runde diskutiert.“

Gibt es besondere Momente oder auch Phasen, in denen die Gespräche häufiger stattfinden? Mit einer kompletten Mannschaft beispielsweise vor einem wichtigen Spiel?

Michael: „In jeder Vorbereitungsphase führen wir mit allen Mannschaften Teambuilding-Maßnahmen durch. Jedem Jahrgang, von der U14 bis zur U23, geben wir Schwerpunkte und Impulse mit auf den Weg. Im Laufe der Saison arbeiten wir in kleinen Gruppen zu dem jeweiligen Thema weiter. Mit besonderen Stresssituationen oder speziellen Themen befassen wir uns während der Saison natürlich immer wieder.“

Vielen Dank für das Gespräch!

(hb)

Fotos: FC St. Pauli

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