2:0! Kiezkicker beim MSV Eiskalt
Sonntag, 28. Februar 2016, 13:25 Uhr
Vor dem Anpfiff in Duisburg war das Improvisationstalent von Cheftrainer Ewald Lienen gefragt. Kurzfristig fiel mit Lasse Sobiech (krank) und Philipp Ziereis (muskuläre Probleme) die etatmäßige Innenverteidigung aus. Weil neben den Langzeitverletzten auch Jan-Philipp Kalla und Davidson Eden krankheitsbedingt in Hamburg geblieben waren, starteten Bernd Nehrig und Jung-Profi Joel Keller in der Viererkette. Oder vielmehr sollten die beiden starten, denn kurz vor Anpfiff musste auch Nehrig passen – Wahnsinn!
Für Bernd rückte Marc Hornschuh nach innen und Jeremy Dudziak war plötzlich rechter Außenverteidiger. Kyoungrok Choi wiederum nahm den Platz unserer Nummer Acht auf der linken Außenbahn ein. Rund 4.000 mitgereiste St. Pauli-Fans unterstützten also eine Lienen-Elf, die so noch nie zusammengespielt hatte. Dementsprechend nutzten unsere Jungs die Anfangsphase, um sich in ihren teils neuen Rollen zu akklimatisieren. Die erste nennenswerte Aktion des Spiels war ein abgefälschter Schuss der Hausherren, der deutlich neben Himmelmanns Gehäuse landete (13.). Auch eine Freistoß-konnte entschärften die Kiezkicker wenig später problemlos (16.).
Das Spiel Spiel hatte zunächst sein Muster gefunden. Der MSV hatte mehr Ballbesitz, wurde aber kaum gefährlich. Die Boys in Brown lauerten auf Konter: In der 21. Minute ergrätschte sich Enis Alushi die Kugel, Marc Rzatkowski schaltete schnell um, doch beim folgenden Abspiel stand John Verhoek hauchdünn im Abseits. Die Nicklichkeiten auf dem Rasen häuften sich und damit auch die Standardsituationen in Strafraumnähe. Weder Robin noch sein Gegenüber Michael Ratajczak wurden dabei ernsthaft geprüft.
In den letzten 15 Minuten der ersten Halbzeit übernahmen die Kiezkicker zunehmend die Spielkontrolle. Vier Minuten vor der Pause nahm sich Choi aus der Distanz ein Herz, der Ball rauschte aber am linken Pfosten vorbei (41.). Auf der Gegenseite wurden die Zebras noch bei drei Standardsituationen mit hohen Bällen gefährlich. Doch die braun-weiße Abwehr präsentierte sich sattelfest, so dass es mit einem torlosen Unentschieden in die Kabinen ging.
Beide Teams kamen unverändert vom Pausentee auf den Rasen zurück. Diesmal dauerte es bis zur ersten Chance keine zwei Minuten. Alushi zwang mit einem satten Distanzschuss Ratajczak zu einer Glanzparade (47.). Für eine ganze Weile war das die einzige nennenswerte Spielszene. Erst in der 59. Minute kam MSV-Stürmer Tomane in Tornähe wieder an den Ball. Sein Kopfball aus rund zehn Metern war eine leichte und sichere Beute für Himmelmann.
Und unsere Kiezkicker? Die schlugen fünf Minuten später eiskalt zu. Dudziak behauptete das Leder im Sechzehner, legte die Kugel auf Rzatkowski ab, der den Ball von der Strafraumkante überlegt ins rechte Toreck beförderte: 1:0 (64.)! Kurz darauf wechselte Cheftrainer Lienen zum ersten Mal. Für Kyoungrok Choi war nun Waldemar Sobota im Spiel (72.). Die Boys in Brown verteidigten den knappen Vorsprung mit allen Mitteln. Dabei sah Christopher Buchtmann seine fünfte Gelbe Karte der Saison, die ihn gegen Braunschweig zum Zuschauen verdonnerte. Das war aber in Duisburg rund zehn Minuten vor dem Abpfiff noch Zukunftsmusik.
Der MSV warf in der Schlussphase alles nach vorne, war jedoch nur noch bei Standards gefährlich. Der eingewechselte Victor Obinna blieb mit einem Freistoß aus 18 Metern in der braun-weißen Mauer hängen (86.). Die Uhr tickte und tickte und tickte. In der Nachspielzeit war Robin noch einmal gefordert, als er einen leicht abgefälschten Obinna-Schuss entschärfen musste (90.+1). Quasi mit Schlusspfiff behielt John Verhoek beim einem Konter vor Ratajczak die Nerven und machte mit dem 2:0 den Auswärtssieg endgültig perfekt (90.+4).
MSV Duisburg
Ratajczak – Feltscher, Bohl, Meißner, Poggenberg – Albutat (79. Obinna), Özbek, Chanturia, Janjic (61. Onuegbu), Wolze – Tomane
Trainer: Ilia Gruev
FC St. Pauli
Himmelmann – Dudziak, Hornschuh, Keller, Buballa – Alushi, Rzatkowski, Buchtmann, Choi (72. Sobota) – Thy, Verhoek
Trainer: Ewald Lienen
Tore: 0:1 Rzatkowski (64.), 0:2 Verhoek (90.+4)
Gelbe Karten: Albutat, Özbek, Poggenberg - Rzatkowski, Dudziak, Verhoek, Buchtmann, Keller
Schiedsrichter: Frank Willenborg (Osnabrück)
Zuschauer: 20.790
(jk)
Fotos: Witters