5:1-Sieg für die Höllenhunde
Sonnabend, 11. Oktober 2014, 17:33 Uhr
Der Wettergott scheint auch Fabian Boll-Fan zu sein, denn er hatte passend zum Spiel 17 Grad auf das Thermometer gezaubert. Das konnte ja kein Zufall sein. Nachdem der Alte Stamm „Das Herz von St. Pauli“ geschmettert hatte, konnte es auch schon losgehen.
Ralph Gunesch drosch den ersten Ball sofort auf die Tribüne. Höllehunde-Coach Holger Stanislawski hatte genug gesehen und wechselte Ralle aus. Für den Innenverteidiger kam mit Fabian Boll der wichtigste Protagonist des Nachmittags und Felgen-Ralle konnte sich wieder seiner Felgenreparatur nach Kreuzbandriss widmen.
Ansonsten arbeitete Bollers Allstar-Team vor allem in der Defensive mit allen Tricks. Robert Palikuca zeigte bei einer Grätsche eine feine Prise Härte (4.), ehe Moritz Volz Ante Budimir im Strafraum zu Fall brachte. Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus ließ das Spiel aber weiterlaufen (12.). Die Kiezkicker hatten trotzdem zwei gute Chancen, in Führung zu gehen. Erst scheiterten Mustafa Zazai und Marc Rzatkowski an den Höllenhunden, die sich todesmutig wie gewohnt in die Schüsse warfen (19.), dann war Budimir völlig frei vor Benedikt Pliquett, schoss die Kugel aber links knapp am Tor vorbei (31.).
Die Höllenhunde nutzten die ganze Tiefe ihres Kaders und wechselten fleißig durch. Marvin Braun hatte den Platz gerade betreten, als er mit dem ersten Ballkontakt Robin Himmelmann zum 1:0 überwand (37.). Ein paar Minuten später hatte Gunesch offensichtlich an einem anderen Beruf Gefallen gefunden. Im Schiedsrichtertrikot rannte er auf den Rasen, um Marc Rzatkowski, der zum Freistoß bereit stand, und allen anderen das neue Freistoßspray vorzuführen. Ratsches Schuss strich anschließend denkbar knapp an Pliquetts Gehäuse vorbei (43.) und so ging es mit einer 1:0-Führung für die Höllenhunde in die Kabinen.
Und das war nicht unwichtig. „Eine Halbzeitführung war die Voraussetzung dafür, dass es später Bier gibt. Das war für die Jungs wohl ein Ansporn“, erzählte Kapitän Boll nach dem Abpfiff augenzwinkernd.
Cheftrainer Thomas Meggle nutzte die Pause, um seine Elf gehörig durcheinander zu wirbeln, und nahm insgesamt sieben Wechsel vor. Die Boys in Brown hatten sich kaum sortiert, als Deniz Naki den Ball auf Boll passte. Der Kommissar spitzelte die Pille aus elf Metern an Philipp Heerwagen vorbei zum 2:0 ins Netz (47.). Schöner kann man sich selbst zum Abschied nicht beschenken – oder?
Naja, vielleicht indem man noch einen weiteren Treffer auflegt. Gesagt, getan. Boller wurde an der Grundlinie freigespielt, passte das Leder von rechts nach innen, wo Morike Sako nur noch zum 3:0 vollenden musste (61.). Nach dieser Aktion sah sich Coach Meggle höchst persönlich zum Handeln gezwungen und kurbelte kurzzeitig das Spiel der Kiezkicker als zwölfter Mann an.
Doch gegen die Höllenhunde schien an diesem Tag kein Kraut gewachsen. Naki überlupfte wenig später den aus dem Tor eilenden Heerwagen, stoppte das Spielgerät kurz vor der Linie und vollendete per Krabbelkopfball zum 4:0 (73.). Und damit nicht genug: Bei einem Konter spielte Deniz auf Marvin Braun ab: 5:0 (74.).
Damit war der Abschiedskick entschieden. Tom Trybull erzielte noch das 5:1 oder vielmehr 1:5, bevor es nach 85 Minuten emotional wurde. Schiedsrichterin Steinhaus unterbrach das Spiel und Fabian Boll nahm unter Standing Ovations und „You’ll Never Walk Alone“-Gesängen endgültig seinen Hut. Gänsehaut pur!
Noch war die Begegnung nicht zu Ende. Naki wurde im Strafraum umgerissen: Elfmeter! Für den Strafstoß wurde mit Flo Bruns extra der Schütze vom Dienst eingewechselt. Die Nummer acht scheiterte aber an Heerwagen, so dass am Ende ein 5:1 für die Höllenhunde zu Buche stand. Das Ergebnis war an diesem Tag aber ohnehin zweitrangig.
Es folgte natürlich eine Ehrenrunde, die Paul Sheridan mit "You'll never walk alone" auf der Akkustikgitarre begleitete. Zum Schluss griff Fabian Boll noch einmal zum Mikro. „Ein Dankeschön ist viel zu wenig. Das war ein absoluter Sahneabschluss. Gefühlte 40 Mal ging heute die Kabinentür auf und 40 Mal kamen so viele schöne Erinnerungen hoch. Es war zwölf Jahre lang ein Genuss, mir für Euch den Arsch aufzureißen“, sagte Boller zum Abschied - und die Augen bei allen Anwesenden waren endgültig feucht.
Höllenhunde
Pliquett – Lechner, Palikuca, Volz, Joy – Schultz, Boll, Brunnemann, Hennigs, Takyi – Ebbers
Trainer: Holger Stanislawski, Andreas Bergmann, Klaus-Peter Nemet.
Höllenhunde-Kader: Borger, S. Boll, Trulsen, Brückner, Mazingu-Dinzey, Braun, Bruns, Ludwig, Bartels, Luz, Naki, Rothenbach, Sako, Dobirr, Morena, Trojan, Gunesch, Wendt, Trojan, Maier, Balzer, Mattuschka. Es kamen alle Höllenhunde zum Einsatz
FC St. Pauli, erste Halbzeit
Himmelmann – Görlitz, Sobiech, Gonther, Startsev – Alushi, Kurt, Rzatkowski, Daube, Zazai – Budimir
FC St. Pauli, zweite Halbzeit
Heerwagen – Kurt, Gonther, Sobiech, Startsev – Buchtmann, Trybull, Nöthe, Kringe, Bastek – Verhoek
Trainer: Thomas Meggle
Tore: 1:0 Braun (37.), 2:0 Boll (47.), 3:0 Sako (61.), 4:0 Naki (73.), 5:0 Braun (74.), 5:1 Trybull (83.)
Schiedsrichterin: Bibiana Steinhaus
Zuschauer: 17.017
(jk)
Foto: Witters