Eine Reise mit gemischten Gefühlen
Sonntag, 12. Juni 2016, 15:39 Uhr
Groß war der Tross, der sich verschiedene Projekte vor Ort anschaute und sich über die Entwicklungen informierte. Neben Philipp waren auch die Musiker Clueso und Max Herre mit an Bord, sowie ein eigenes Filmteam. Von Addis Abeba aus ging es dann in die Amahara-Region, genauer gesagt nach Bahir Dar, wo Viva con Agua seit einiger Zeit ein sogenanntes „Wash-Projekt“ vorantreibt. Für Heerwagen eine neue, interessante Erfahrung. „Es war spannend, dieses System kennenzulernen, bei dem es darum geht, den Menschen eine saubere und hygienische Toilette zu ermöglichen. Viva con Agua hat dort quasi die Infrastruktur gestellt und die Leute vor Ort kümmern sich um die Pflege.“
Dass die Reise auch schwierige Erfahrungen mit sich brachte, empfindet der gebürtige Bayer als logisch. „Klar mussten wir alle unsere Eindrücke auch verarbeiten. Dafür gab es allabendlich Gesprächsrunden.“ Ein Problem beschäftigte Philipp dabei besonders: „Im Norden Äthiopiens sind gerade zwei Regenzeiten ausgefallen. Das bedeutet, dass in zwei bis drei Monaten ca. zehn Millionen Menschen hungern werden.“ Diese Bedrohung sei für die Menschen in Bahir Dar akut, doch noch werde nicht darüber berichtet, da es bisher keine Opfer gab. Natürlich drückten diese Thematiken auch auf die Stimmung in der Gruppe.
Doch die Tatsache, dass es Menschen gibt, die vor Ort für die gute Sache kämpfen und arbeiten, gebe einem wieder ein gutes Gefühl. Dennoch sei es wichtig, bereits jetzt auf die Problematik aufmerksam zu machen, damit es nicht zu spät ist. Neben den ernsten Themen gab es für die Reisegruppe natürlich auch viele fröhliche Momente. Besonders ein Kick gegen Kinder in Bahir Dar bleibt für Philipp in Erinnerung, wobei die Gründe für die 5:6-Niederlage doch sehr weit hergeholt klingen. „Wir haben das etwas unterschätzt. Es war ein Auswärtsspiel, du kennst die Platzverhältnisse nicht wirklich und dann haben sich auch ein paar gute Kicker hervorgetan“, versucht sich Heerwi mit einem Schmunzeln zu rechtfertigen.
Wie schon bei seiner ersten Projektreise nach Äthiopien in der Winterpause der Saison 2014/2015 erlebte der Keeper der Kiezkicker Fußball erneut als verbindendes Element. „Ich hatte eigentlich immer einen Ball mit und am letzten Tag in einem Schulprojekt in Addis Abeba habe ich den Jungs auch erzählt, dass der Fußball die einfachste Form der Kommunikation ist. Wenn man jemandem den Ball zuspielt, bekommt man ihn auch wieder zurückgespielt. Das habe ich versucht, den Kids ein wenig zu vermitteln“, berichtet er von einer schönen Begegnung in der Hauptstadt.
Die Heimreise trat der 33-Jährige mit gemischten Gefühlen an. Natürlich habe er tolle Menschen kennengelernt und es sei schön zu sehen, dass sich Menschen wie Max Herre oder Clueso für die gute Sache einsetzen. Vor dem Hintergrund der Dürre im Norden des Landes geht auf der anderen Seite ein banger Blick auf die dortigen Entwicklungen in den nächsten Monaten. Die Frage, wie es mit den Menschen dort weitergeht, treibt den Keeper weiterhin um. In Bezug auf die Arbeit von Viva con Agua fällt sein Fazit hingegen rundweg positiv aus: „Das ist eine klasse Sache, die extrem unterstützenswert ist und zeigt, dass sich etwas verändert, wenn man dabei bleibt und sich engagiert.“
(lf)
Fotos: Christoph Köstlin für Viva con Agua