Faktenkarussell - TSV 1860 München
Mittwoch, 18. November 2015, 11:41 Uhr
Das war knapp!
Einen Zähler und einen Platz hinter dem FC St. Pauli beendete der TSV 1860 Münchendie Saison 2014/2015 der 2. Bundesliga. Aufgrund des um fünf Tore besseren Torverhältnisses gegenüber Erzgebirge Aue standen die Sechziger nach 34 Spieltagen auf Rang 16 und mussten in der Relegation gegen Holstein Kiel antreten. Nach einem torlosen Remis im hohen Norden war das Rückspiel in der Allianz-Arena an Spannung kaum mehr zu überbieten. Die Kieler gingen zunächst mit 1:0 in Führung, doch eine Viertelstunde vor Abpfiff starteten die Löwen den finalen Schlussspurt: Daniel Adlung (78.) und schließlich Kai Bülow (90.+1) drehten die Partie doch noch zugunsten der Blau-Weißen, die in buchstäblich letzter Sekunde den Gang in die Drittklassigkeit abwendeten.
Tiefgreifende Veränderungen
Nicht so sehr was die Mannschaft betrifft, sondern vor allem auf der Entscheidungsebene ist der TSV 1860 München kaum mehr vergleichbar mit dem Verein, der in der Vorsaison knapp die Klasse hielt. Zum einen wurde Trainer Torsten Fröhling nach dem zehnten Spieltag beurlaubt und von Benno Möhlmann abgelöst, nachdem die Sechziger bis zu diesem Zeitpunkt als einziges Team im Unterhaus ohne Sieg geblieben waren. Bereits nach dem ersten Spieltag hatte der Sportdirektor Gerhard Poschner gekündigt, ein Nachfolger wurde allerdings erst Anfang November vorgestellt. Necat Aygün, der die Leitung kommissarisch übernommen hatte, machte Platz für Oliver Kreuzer, der bis vor einem guten Jahr die Geschicke der Stadtnachbarn vom HSV geleitet hatte. Zu guter Letzt wurde zeitgleich zur JHV des FC St. Pauli am Sonntag (15.11.) ein neues Präsidium gewählt. Nach Differenzen mit dem Investor war die vorherige Führung um Gerhard Mayrhofer schon im Juni zurückgetreten, Peter Cassalette ist neuer Präsident der Löwen. Im kommenden Sommer steht dann eine ordentliche Mitgliederversammlung auf dem Plan, aus diesem Grund ist die neue Spitze zunächst einmal lediglich sieben Monate im Amt.
Die (Vize-)Könige des Unentschiedens
Aber genug von Vergangenheit und vom Personal. Mit Blick auf die Tabelle sticht vor allem ein Umstand heraus: Mit Ausnahme der unangefochtenen Remiskönige aus Bielefeld (zehn Punkteteilungen) hat der TSV 1860 München die zweitmeisten Unentschieden aller Teams eingeheimst (sieben Stück). Allerdings steht auch erst ein Sieg auf der Habenseite (1:0 gegen Schlusslicht MSV Duisburg). Aus diesem Grund finden sich die Löwen nach 14 Spieltagen auf dem vorletzten Platz wieder.
In der Liga mau, im Pokal top
Doch es gab für den TSV auch Grund zur Freude: Während die Sechziger in der Liga im Abstiegskampf stecken, konnten das Team und seine Fans im DFB-Pokal gleich zweimal jubeln – und das gegen Erstligisten. Sowohl die TSG Hoffenheim in der ersten Runde (2:0) als auch der FSV Mainz 05 in der zweiten (2:1) hatten gegen die Löwen das Nachsehen. Als Belohnung empfangen Benno Möhlmann und seine Jungs am 16. Dezember daheim den Ligakonkurrenten VfL Bochum, um den Einzug ins Viertelfinale auszuspielen.
Von Beton und Baustellen
Mit acht erzielten Treffern stellen die Münchner Löwen den schwächsten Angriff der Liga. Das liegt vor allem daran, dass die Möhlmann-Elf so viele Chancen liegen lässt wie kein anderes Team der zweiten Liga, lediglich sechs Prozent ihrer Chancen verwerteten die Löwen. Die Anzahl an Torschüssen ist dagegen im Mittelfeld angesiedelt – was fehlt, ist offensichtlich der letzte Tick Kaltschnäuzigkeit. Die große Stärke der Blau-Weißen ist hingegen die Defensivarbeit. Mit lediglich 15 Gegentreffern reiht sich das Team direkt hinter den Spitzenmannschaften ein. Ein Grund dafür ist sicherlich Ur-Löwe und Kapitän Christopher Schindler, der bisher noch keine Saisonminute verpasst hat und der Abwehr Stabilität verleiht.
(th)
Fotos: Witters