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Happy Birthday, Rainer!

Am Freitag (8.2.) hat unser langjähriger Stadionsprecher Rainer Wulff seinen Ehrentag. Anlässlich seines 70. Geburtstags trafen wir ihn in seinem zweiten Wohnzimmer, der Sprecherkabine im Millerntor-Stadion. Wir sprachen mit ihm über seine Arbeit als Stadionsprecher, die Veränderungen am Millerntor und seine Pläne für die Zukunft.

Lieber Rainer, Du bist jetzt seit 1986 die „Stimme des Millerntors“ und auch im Jahr 2013 immer noch ehrenamtlich als Stadionsprecher des FC St. Pauli tätig.
Wie viel Spaß hast du nach so vielen Jahren noch in deinem Job und was hat sich im Laufe der Jahre verändert?

Zuerst muss man sagen, dass sich der Job völlig geändert hat. Früher bin ich zwei Stunden vor Spielbeginn im Stadion angekommen und habe gefragt, was ansteht. Ich bekam drei Zettel mit einem Werbespruch und der Aufstellung in die Hand gedrückt. Das war alles.
Heute beginnt die Vorbereitung auf ein Heimspiel bereits am Anfang der Woche.
Ich erstelle im Wechsel mit meiner Kollegin Daggi (Anm. d. Red.: Dagmar Grigoleit) den Ablaufplan. Dieser erstreckt sich über mehrere Seiten, oft bis zu hundert Einzelpositionen.
Wir müssen z.B. darauf achten, dass nicht zu viele Werbespots für die Halbzeitpause eingeplant werden. Die dauert ja nur fünfzehn Minuten. Dann schreiben wir die Texte für die Videowand. Das ist nur eines von vielen Dingen, die sich im Laufe der Jahre geändert haben. Das macht mir aber sehr viel Spaß, weil ich das von meiner Arbeit beim NDR noch bestens kenne. Sonst würde ich es schließlich auch nicht mehr machen (grinst).

Es kommt für dich also nicht in Frage, zum 70. Geburtstag  das Mikrofon zur Seite zu legen? Wir hatten da mal irgendetwas gehört…

Letztendlich ist das nicht nur meine Entscheidung. Es gehören ja immer zwei dazu. Im Moment habe ich aber nicht den Eindruck, dass die Fans sagen: „Oh Gott, wir können den nicht mehr hören“. Ich möchte aber vermeiden, dass man mich irgendwann darum bittet „endlich“ zu gehen. Ich könnte mir auch gut vorstellen, auch die neue Nordtribüne noch als Stadionsprecher zu erleben. Momentan habe ich auf jeden Fall noch keinen Abschied geplant. Natürlich spielen dabei auch immer die gesundheitlichen Gegebenheiten eine Rolle.

Für eine potentielle Nachfolgerin ist ja bereits gesorgt…

Ja, richtig. Vor zweieinhalb Jahren hat mich Daggi ganz fabelhaft vertreten, als ich ein paar Wochen lang krank war. Ich dachte mir dann: „Soll sie jetzt etwa immer darauf warten, dass ich krank werde, um mal in Aktion zu treten?“ Ich habe dann vorschlagen, dass wir uns doch abwechseln könnten. Und wenn dann mal jemand von uns krank ist, übernimmt der andere das Spiel. Das gibt allen Beteiligten Sicherheit, und die Fans haben die Möglichkeit, sich schon mal an eine neue Stimme zu gewöhnen.

Du hast den anstehenden Umbau der Nordtribüne angesprochen. Vor ein paar Tagen haben wir die neue Gegengerade eingeweiht. Wie hast du die Entwicklungen und Veränderungen der letzten Jahre am Millerntor erlebt?

Da ich nicht zu den Nostalgikern gehöre, freue ich mich über die Entwicklung in diesem Verein. Ich bin keiner, der Tränen in den Augen hat, wenn er an die alte Gegengerade oder Haupttribüne denkt. Wir haben auf den Tribünen schließlich auch gelitten, weil vieles nicht funktionierte. Es war kalt, es war nass, und wir mussten immer Angst haben, ob die Schiedsrichter das Spiel überhaupt anpfeifen werden. Vor 2006 kann ich mich an kein einziges Spiel erinnern, wo es vorm Spiel nicht irgendwelche Probleme – meist tontechnischer Art - gegeben hat. Das hat genervt. Es war auch nicht lustig, auf der Toilette hinter der Haupttribüne im Urin zu stehen, weil die Abflüsse mal wieder verstopft waren. Ich konnte mir aber lange Zeit kaum vorstellen, dass hier eines Tages einmal alles funktionieren könnte.
Heute bin ich deshalb hoch erfreut, dass der Stadionbau tatsächlich geklappt hat! An die Fahrstühle hier musste ich mich trotzdem erst gewöhnen. St. Pauli und Fahrstuhl?! Das hat für mich irgendwie nie zusammengepasst (lacht).

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