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"Ich erwarte ein ganz heißes Spiel"

Viele Fußballanhänger blickten diese Saison ungläubig wie fasziniert nach Darmstadt. Denn dort spielte sich ein wahres Märchen ab. Der Durchmarsch durch die Klassen einer Mannschaft, die längst in den Untiefen der vierten Liga versunken sein sollte, zeichnete sich ab. Vor dem Aufeinandertreffen unserer Kiezkicker mit den Darmstädter „Lilien“ am Sonntag (24.5., 15:30 Uhr) haben wir mit 98-Kapitän und Abwehrchef Aytac Sulu gesprochen. Der 29-jährige ist seit 2013 eine feste Säule im Spiel der Lilien und berichtete uns im Vorfeld der Partie von den Nehmerqualitäten seiner Mannschaft, über den Vater des Erfolgs, Cheftrainer Dirk Schuster, sowie natürlich von seinen Erwartungen an das Endspiel am Sonntag.

Moin, moin, Aytac. Zum Saisonfinale empfangt Ihr die Kiezkicker im Stadion am Böllenfalltor. Das Hinspiel entwickelte sich zu einem wahren Kampfspiel, das Dich sogar einen Zahn kostete. Was ist Dir von der Partie am Millerntor noch in Erinnerung geblieben?

Vor allem die drei Punkte (grinst). Dadurch, dass es unser erster Auswärtsdreier in der Saison war, ist es ein besonderer Sieg gewesen. Trotz fehlender Tribüne hinter einem Tor herrschte zudem eine tolle Atmosphäre im Stadion.

Eure Mannschaft hat ohnehin nicht den Ruf, Kinder von Traurigkeit zu sein, schließlich verkörpert Ihr etwas Martialisches, etwas Kompromissloses. Spieler, die sich nicht schonen und mit Maske, Turban oder blutverschmiertem Trikot auflaufen. Ist das Euer großer Trumpf gegenüber anderen Mannschaften?

Es ist definitiv wichtig für unser Spiel, dass wir Charaktere haben, die bereit sind, über die Schmerzgrenze hinaus zu gehen. Unter anderem das macht uns sicherlich stark.

In Südhessen haben aber viele von Euch offenbar den Spaß am Fußball wiedergefunden, die sogar als „Verstoßene und Aussortierte“ galten. Die Bedingungen in Darmstadt erinnern an eine Zeit, als die Bundesliga noch keine Fußballinternate und Multifunktions-Arenen kannte. Beschreibe für uns doch mal das Besondere, das in der Mannschaft der „Lilien“ steckt?

Egal ob Mannschaft oder Trainerteam, wir brauchen keinen Luxus. Dass es in den anderen Vereinen für einige nicht geklappt hat, muss ja nicht immer allein am Spieler gelegen haben. Hier in Darmstadt passt für uns alles, es herrscht eine absolute Wohlfühlatmosphäre. Wir nehmen die Gegebenheiten an, sie gehören auch ein Stück weit zu dem, was uns ausmacht. Auch deshalb sind wir zu so einer verschworenen Einheit geworden.

Das Relegationsspiel in Bielefeld gilt als Geburtsstunde des aktuellen Erfolgs, Trainer Dirk Schuster dabei als Geburtshelfer. Von ihm stammt die Parole „Mentalität schlägt Qualität“. Was macht er anders als andere Trainer und wie hat er es geschafft, Euch zu einer derart schlagkräftigen Mannschaft zu formen?

Jeder Trainer hat eine eigene Philosophie – unser vertritt jene, die man mit einer gesunden Mischung von Disziplin, harter Arbeit und gleichzeitig Spaß und Lockerheit beschreiben kann. All das lebt er auch vor mit seinem Trainerteam.

Nun kommt am 34. Spieltag der FC St. Pauli ans „Bölle“. Für beide Mannschaften geht es um die Wurst. Was für eine Partie erwartest Du?

Beide Mannschaften werden alles daran setzen, das Spiel zu gewinnen. Die Atmosphäre am Böllenfalltor wird grandios sein, zumal sich zwei fantastische Fankulturen begegnen. Ich erwarte ein ganz heißes Spiel.

Vielen Dank für das Gespräch und bis Sonntag!

 

(pl)

Fotos: Witters

 

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