"Ich lege viel Wert auf die Vermittlung von WerteN und Normen"
Mittwoch, 10. Dezember 2014, 08:24 Uhr
Moin moin Christian, erzähl doch erst einmal: Wie bist Du zum Fußball gekommen?
Ich bin erst „spät“ zum eigentlichen Fußball im Verein gekommen. Davor hatte ich mich meist mehr in anderen Sportarten ausprobiert und Fußball lediglich auf dem Schulhof oder im Park gespielt. Erst im Alter von zehn Jahren hat mich ein Klassenkamerad aus der Schule mit zum Vereinstraining von Komet Blankenese genommen.
Wie ist die Verbindung zum FC St. Pauli zustande gekommen?
Erstmals bin ich 1994 mit dem FC St. Pauli in Verbindung gekommen bin. Damals hatte mich mein Vater zu einem Heimspiel ans Millerntor-Stadion mitgenommen. Zwar erinnere ich mich nicht mehr an den Gegner oder das Ergebnis, aber die Stimmung war einmalig. Die Fans standen 90 Minuten hinter der Mannschaft und sorgten durchgehend für gute Stimmung. Einige Wochen danach war ich sogar mehrere Male zum Probetraining beim FC St. Pauli. Am Ende passte es allerdings nicht und ich landete als Spieler beim Wedeler TSV in der C-Leistungsklasse. Schlussendlich bin ich dann 2007 zum FC St. Pauli gekommen. Damals habe ich zum zweiten Mal das Angebot erhalten, als Jugendtrainer im Nachwuchsleistungszentrum einzusteigen. Meine erste Station war Co-Trainer der U14. Allerdings wurde ich schnell zum U14-Cheftrainer befördert. Im Folgejahr bin ich mit der Mannschaft in die U15 „aufgestiegen“ und habe mich dann wieder in zweite Reihe als Co-Trainer der U15 begeben. In dieser Zeit habe ich dann die Chance erhalten, die Position des Sportlichen Leiters der Rabauken zu übernehmen und nur wenige Zeit später auch die Funktion des Jugendkoordinators.
Kannst Du kurz beschreiben, wie Dein Arbeitsalltag momentan aussieht?
Ich bin derzeit viel unterwegs und springe zwischen den Trainingszentren Brummerskamp, Kollaustraße und Feldstraße hin und her. Zudem bin ich regelmäßig in der Geschäftsstelle im Stadion. In der Regel beginnt der Arbeitstag morgens um 8:30 Uhr und endet abends auch gerne schon einmal erst gegen 23 Uhr.
Was sind Deine Hauptaufgabenfelder?
Aktuell bin ich in einer Doppelfunktion als Sportlicher Leiter der Rabauken und als Jugendkoordinator der U7 bis U13 im Nachwuchsleistungszentrum tätig. Als Sportlicher Leiter der Rabauken bin ich für die Einsatzplanung der Trainer und die Durchführung der Trainingscamps vor Ort zuständig. Dazu gehört unter anderem auch die Aus- und Weiterbildung der Trainer. Denn seit knapp zwei Jahren führen wir regelmäßige Lehrproben durch, um die Trainerfähigkeiten der potentiellen neuen Trainer auch auf dem Sportplatz zu testen.
Und als Jugendkoordinator?
Als Jugendkoordinator gehört die Trainerausbildung und -weiterbildung natürlich auch dazu. Hinzu kommen noch die Kaderplanung und das Scouting. Im Besonderen sehe ich meine Aufgabe darin, für den Leistungsbereich jedes Jahr aufs Neue einen guten Kader zu bilden, welcher dann nur noch punktuell verstärkt werden muss. Dabei lege ich aber auch viel Wert auf die Vermittlung von Werte und Normen. Denn die Jungs aus dem Grundlagenbereich sollten lernen, miteinander Fußball zu spielen und vernünftig miteinander umzugehen. Wenn wir das erreichen, haben wir schon sehr viel geleistet.
Wie kam es zur Idee der Umsetzung von FUNiño?
Ich kenne FUNiño und das Trainingskonzept von Horst Wein jetzt schon seit 2005. Damals habe ich noch beim SV Halstenbek-Rellingen und SC Nienstedten jeweils im D-Jugendbereich gearbeitet. 2009 fand dann erstmals eine Schulung für das Konzept beim FC St. Pauli statt. Seitdem wurde FUNiño in fast allen Nachwuchsteams im Training bereits angewendet. Letztendlich hat aber erst meine Hospitation im Februar 2012 beim FC Barcelona den Impuls gegeben, FUNiño in der jetzigen Form als Wettkampf im Kinderfußball beim FC St. Pauli zu implementieren. Die Vorteile von FUNiño wurden uns erst richtig bewusst und ich habe mir damals die Frage gestellt: „Warum sollen die Kinder am Wochenende etwas anderes Spielen, wenn sie in der Woche doch im FUNiño tolle Lernfortschritte erzielen und dabei auch Spaß haben?!“
(if)
Foto: Andreas Dauerer