„Ich versuche immer, ein Wecker für die Spieler zu sein“
Sonnabend, 26. Dezember 2015, 08:46 Uhr
Etwas mehr als ein Jahr bist Du nun schon bei uns, daher die Frage: Sind Deine Erwartungen, wie auch immer sie ausgesehen haben, erfüllt oder gar übertroffen worden?
Was den Verein, sein Umfeld und seine Fans angeht, sind meine Erwartungen übertroffen worden. Wir wurden super aufgenommen – von allen Gremien und natürlich von unseren Fans! In den Verein und die Stadt Hamburg bin ich richtig verliebt. Sportlich hatten wir das Ziel, die Mannschaft zu retten und Ende Mai über dem Strich zu stehen – was wir auch geschafft haben. Dass wir auch in dieser Saison erfolgreich sind, hatte ich nicht geahnt, mir aber erhofft.
Sportlich war es ein sehr erfolgreiches Jahr 2015, hier konntet ihr zunächst den Klassenerhalt feiern. Wie sehr haben Dich die ersten fünf intensiven und mit näher rückendem Saisonende immer nervenaufreibenden Monate mitgenommen?
In den ersten Monaten habe ich mich wie in einem Tunnel gefühlt. Du isst, du schläfst, du arbeitest, du machst einfach alles für den Klassenerhalt. Das hält noch immer an. Ich lebe zwischen meiner Wohnung, der Kollaustraße, dem Millerntor und im Bus bei den Auswärtsfahrten. Was anderes kenne ich kaum. Leider ist die Familie, die mir aber sehr viel Energie gibt, dabei auch etwas zu kurz gekommen.
Was hast Du in der Sommerpause gemacht, um neue Kraft für die laufende Saison zu tanken? Konntest Du richtig Urlaub machen?
Nicht so wirklich. Die Arbeit ging eigentlich gleich weiter und so habe ich den Klassenerhalt gar nicht richtig genießen können. Ich bin mit Janosch in den Urlaub gefahren und habe es da auch nur selten geschafft, beim Golfen oder am Strand auch mal abzuschalten. Ich hoffe, dass es mir in der Winterpause gelingen wird.
Wenn man Dich bei den Spielen, aber auch beim täglichen Training beobachtet, scheinst Du immer unter Strom zu stehen. Da wirst Du ab und zu auch schon mal laut. Wann gibt es für Dich einen Grund, lautstark einzugreifen?
Immer dann, wenn die Jungs nicht mehr der nötigen Konzentration bei der Sache sind. Da versuche ich immer ein Wecker für die Spieler zu sein. Ich will, dass sie immer wach sind und den Fokus auf die Aufgabe richten. Wir müssen immer zu 100 Prozent konzentriert sein, um erfolgreich zu sein. Wenn Du im Training immer nur 80 Prozent abrufst, dann kannst Du im Spiel nicht 100 Prozent Leistung bringen. Nur durch konzentrierte Arbeit kann man sein Bestes geben, das habe ich von Mutter gelernt und das beherzige ich noch immer. Das verlange ich von den Spielern, aber auch von mir. Während des Trainings, bei Analysen sowie bei Gesprächen vor und nach dem Spiel muss ich die richtigen Worte finden. Mein Anspruch ist es, selbst immer bestmöglich vorbereitet zu sein, um die Spieler wiederum bestmöglich vorzubereiten.
Wann geht bei Dir das Herz bei der Arbeit mit der Mannschaft so richtig auf?
Die Jungs arbeiten hart an sich und gehen immer wieder an ihre Grenzen. Wie sie sich entwickelt haben, macht mir richtig Spaß. So viel Freude hatte ich lange nicht mehr mit einer Mannschaft. Wir haben eine fantastische Mannschaft mit einer fantastischen Mentalität.