"Lebbe geht weiter"
Sonntag, 02. September 2012, 11:19 Uhr
„Ich war so dicht dran, habe endlich wieder mit der Mannschaft trainieren können und wenn man dann direkt wieder raus geschossen wird, ist das echt bitter“, erzählt Sören, nachdem er die schlechte Nachricht ein paar Tage lang verdauen konnte. „Es ist im Nachmittagstraining passiert. Ich wollte an meinem Gegenspieler vorbei, dabei ist es im Kampf um den Ball zum Körperkontakt gekommen. Ich glaube, dass ich mit dem Knie ein bisschen nach innen abgeknickt bin. Dann ist der Schmerz einmal kurz durchgeschossen“, erinnert sich der Verteidiger an die Situation auf dem Platz. „Aber danach hat es sich wieder beruhigt. Als dann einen Tag später ein Erguss am Gelenk war, mussten wir nachschauen, ob es etwas Schlimmeres ist. Und am nächsten Tag kam dann nach dem Kernspin die Diagnose Kreuzbandanriss.“
„Im ersten Moment habe ich nur ,Katastrophe’ gedacht. Ich habe den Arzt gefragt, ob ich operiert werden muss“, erzählt der 25-Jährige. Doch dieser gab Entwarnung, man wolle es zunächst ohne OP versuchen. Stattdessen erwarten den Defensivmann die gleichen Rehamaßnahmen wie Anfang des Jahres. Für vier Wochen muss Sören nun eine 90 Grad Schiene tragen, die das Strecken und Beugen verhindern soll, damit Ruhe in das Gelenk kommt. Nachts muss er eine komplette Streck-Schiene tragen. Nach weiteren zwei Wochen mit einer normalen Schiene geht es erneut in den Kernspin. Im besten Fall beginnen danach die konkreten Aufbauarbeiten mit Hilfe von Reha, Fahrradfahren, Aquajogging und später Nordic Walking.
„Ich werde die nötige Geduld aufbringen, damit alles wieder hundertprozentig verheilt.“
„So eine Diagnose ist natürlich hart, aber ich habe relativ schnell wieder nach vorne geblickt. Als ich mir Anfang des Jahres zum ersten Mal das Kreuzband gerissen habe, war es schlimmer. Da war ich drei Tag völlig unbrauchbar. Zu der Zeit war in Paderborn viel Euphorie um mich persönlich und die ganze Mannschaft. Da lief gerade alles super – und dann so ein Tiefschlag. Da denkt man, dass sowas immer nur anderen passiert und dann geschieht es einem selbst. Aber nach so einer langen Leidenszeit habe ich begriffen, dass es immer irgendwie weitergehen muss. Wie mein alter Trainer bei Eintracht Frankfurt, Dragoslav Stepanović, zu sagen pflegte: ,Lebbe geht weider.’ Es bringt nichts, zu jammern oder zu sagen: ,Was wäre wenn?’ Darum gehe ich mit einer großen Portion Optimismus an die Sache“, so der Verteidiger.
„Ich habe nach der ersten Kreuzbandverletzung gezeigt, dass ich schnell zurückkommen kann und genau so gehe ich jetzt wieder an die Geschichte. Ich werde die nötige Geduld aufbringen, damit alles wieder hundertprozentig verheilt. Und dann sehe ich zu, dass ich schnell wieder bei der Mannschaft bin“, so Gonther hoch motiviert.
Bis er wieder vollkommen fit ist, lässt er seine Kollegen jedoch nicht im Stich. Neben regelmäßigen Besuchen auf dem Trainingsgelände an der Kollaustraße ist er natürlich auch bei den Spielen der Kiezkicker mit von der Partie, auch wenn es für ihn vorerst nur einen Platz auf der Tribüne gibt. „Natürlich ist es bitter, auf der Tribüne zu sitzen, wenn die Jungs bei dieser großartigen Stimmung ins Stadion einlaufen. Ich hatte beim letzten Mal ja schon als Zuschauer richtig Gänsehaut. Aber das kommt alles noch, da bin ich optimistisch.“
Bis zur Rückrunde will Sören wieder voll einsatzfähig sein: „Ich nehme mir jetzt die Zeit, damit alles hundertprozentig verheilen kann. Und dann sehe ich zu, dass ich bald wieder da bin.“