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Neun Tore für die Vergeblichkeit

Es hatte alle Zutaten für ein „Jahrhundertspiel“: Neun Tore! Legendäre Spieler! Ein Spielverlauf voll Drama und überraschenden Wendungen! Doch heute ist das torreichste Spiel zwischen dem FC St. Pauli und dem KSC nur wenigen Eingeweihten in Erinnerung.

Wer mehr über den 5:4-Auswärtssieg des FC St. Pauli im Karlsruher Wildparkstadion wissen will, begibt sich in eine andere Zeit – eine Ära, als es noch keine 2. Bundesliga gab. Stattdessen waren 1963 parallel zur Bundesliga fünf Regionalligen (Nord, West, Südwest und Süd sowie die Regionalliga Berlin) geschaffen worden. Am Ende der Saison gab es eine Aufstiegsrunde in die „gelobte Liga“, für die sich die Meister und Zweitplatzierten der fünf Ligen qualifizierten. Und Meister der Regionalliga Nord war 1973 (wie schon 1964, 1966 und 1972) der FC St. Pauli, vor dem VfL Osnabrück.

Die Crux der Aufstiegsrunden: Sobald die Topteams aus dem Norden gegen die Spitzenmannschaften des Westens und des Südens ran mussten, wurde es schwierig. „Die Mannschaften im Westen und Süden wurden einfach mehr gefordert“, erinnert sich Mittelfeld-As Alfred Hußner in „FC St. Pauli. Das Buch“. „Wir hatten für norddeutsche Verhältnisse wirklich eine Supermannschaft“, bestätigt Rolf Höfert. „Aber in den Aufstiegsspielen haben wir kläglich versagt.“

Auch 1973 ließ es sich zunächst eher zäh an: „1:7 Punkte nach vier Spielen sind eine Ausbeute, die alarmierend stimmen muss“, kritisierte das Hamburger Abendblatt die beiden norddeutschen Aufstiegsrundenteilnehmer. „Für St. Pauli ist es gewiss kein Trost, dass man den einzigen Punkt gegen den Karlsruher SC erkämpfte.“

Der Deutsche Meister von 1909 (als Karlsruher FC Phönix) hatte seit der Süddeutschen Meisterschaft 1960 längere Zeit nichts mehr zu feiern gehabt und war als Vizemeister der Regionalliga Süd qualifiziert. Das erste Duell der beiden Underdogs im Aufstiegskampf endete am 27. Mai 1973 unentschieden, dank eines späten 2:2 durch Horst Neumann (1:0 Franz Gerber, 1:1 und 1:2: Horst Wild und Hans Fritsche).
Beim Rückspiel am 13. Juni 1973 verloren sich 2.500 Zuschauer im Wildparkstadion – jeder wusste, dass es eigentlich um nichts mehr ging. Doch schon bald wurde ihnen klar, dass sich das Eintrittsgeld gelohnt hatte: In der ersten Minute schenkte ein entfesselter Horst Wild den Braun-Weißen das 0:1 ein, in der dritten das 0:2.

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