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"Wir werden alles daran setzen, den Verein zu unterstützen, ohne ihn zu gefährden"

Bei der diesjährigen Mitgliederversammlung des FC St. Pauli blickten neben dem Präsidium auch der Aufsichtsrat, Amateurvorstand, AFM-Vorstand, Ehrenrat sowie die Kassenprüfer auf das zurückliegende Jahr zurück.

Bericht des Aufsichtsrats

Nach dem Bericht des Präsidiums durch Oke Göttlich (den findet Ihr hier: KLICK!) trat Sandra Schwedler, die Vorsitzende des Aufsichtsrats ans Rednerpult. Im November 2014 hatte der aktuelle Aufsichtsrat seine Arbeit aufgenommen und 24 Monate später stellte Schwedler klar, dass sich der Verein auf den ersten Blick „in einer ähnlichen Situation befindet, sich aber doch einiges geändert hat“, so die Aufsichtsratsvorsitzende, die anschließend betonte: „Wir glauben an unsere Ideen, an das Gemeinsam-besser-werden und die Werte, die den Verein ausmachen.“

Weiter bezeichnete Schwedler den Austausch des Aufsichtsrats mit der AFM-Abteilungsleitung, mit dem Amateurvorstand und mit den Sportreibenden Abteilungen als „regelmäßig“. Die Stärkung des Amateurvorstands durch das Präsidium begrüßte Schwedler im Namen des Aufsichtsrats sehr. Einen Dank sprach die Aufsichtsratsvorsitzende sowohl Vereinspräsident Göttlich als auch Geschäftsleiter Andreas Rettig für ihren „unermüdlichen Einsatz“ hinsichtlich der Fankultur und für die „mühsame Arbeit“ bei der Einbringung des Solidaritätsgedankens bei der DFL aus.

Hinsichtlich der finanziellen Situation des Vereins freute sich Schwedler, dass die wirtschaftliche Lage gut sei. „Die Rückführung der Merchandisingrechte war ein wichtiger Schritt“, stellte die Aufsichtsratsvorsitzende dabei klar. Sie bemerkte jedoch, dass der Verein Verbindlichkeiten in Höhe von ca. 46 Mio. Euro zu Buche stehen hat und es langfristig das Ziel sein müsse, wirtschaftlich unabhängig zu sein.

„Wir werden alles daran setzen, den Verein zu unterstützen, ohne ihn dabei zu gefährden“, betonte Schwedler mit Blick auf die sportliche Situation. Hinsichtlich der Nachwuchsarbeit beim FC St. Pauli beim FC St. Pauli bestehe laut Schwedler noch „Luft nach oben“, auch wenn vieles bereits verbessert worden sei.


Bericht des AFM-Vorstands

Anschließend übernahm Alexander Gunkel für die Abteilung Fördernde Mitglieder. Der Vorsitzende der AFM, die sich mittlerweile vier Abteilungszwecke (die Werbung neuer Mitglieder, die Förderung der Fan- und Vereinskultur, die Förderung von Inklusionsmaßnahmen und die Förderung des Jugendsports) auf die Agenda geschrieben hat, freute sich über die Entwicklung der Mitgliederzahlen: „Fast 14.000 Mitglieder sind in der AFM organisiert, im letztem Jahr sind 1.000 neue Mitglieder hinzugekommen.“ Seit Jahren verzeichne die AFM konstanten Zuwachs, ungeachtet möglicher sportlicher Erfolge oder Misserfolge. „Das freut uns außerordentlich, ist aber Ansporn zugleich. Wir bemühen uns, dass die Mitgliedschaft in der AFM weiter attraktiv bleibt“, erklärte Gunkel.

„Das unterscheidet uns von vielen anderen Vereinen und das darf uns stolz machen“, lobte Gunkel die Fanszene des FC St. Pauli, die sich auf verschiedenste Weise engagiert. Als „wesentlichen Baustein der kulturellen Identität des Vereins“ bezeichnete Gunkel den Bau des Vereinsmuseums. „Vermutlich werden im Januar 2017 die ersten Räumlichkeiten fertiggestellt“, so Gunkel.

Das seit zwölf Jahren ausgerichtete ANTIRA-Turnier sei laut Gunkel das größte Zusammentreffen linker Fans und Fangruppen, der Austausch und die Vernetzung aller Beteiligten gebe diesen „viel Kraft“ für ihre wichtige Arbeit. Wichtig ist auch die Arbeit des Fanladens, der vom DFB mit dem Julius-Hirsch-Preis für die Veranstaltungsreihe zum Holocaust-Gedenktag ausgezeichnet wurde. Gunkel gratulierte dem Fanladen und „freute sich sehr“ über die Auszeichnung.

Die Förderung von Inklusionsmaßnahmen ist ein Abteilungszweck der AFM und hier sieht Gunkel noch Verbesserungsbedarf: „Wir wollen den Verein für alle Menschen mit Förderungsbedarf öffnen und ihnen die Teilnahme auf allen Ebenen ermöglichen.“ Um dies realisieren zu können, werde die AFM die finanzielle Unterstützung in Zukunft verdreifachen. Hier sei allerdings die Ligazugehörigkeit der Lizenzmannschaft ein entscheidender Faktor. Mit Blick auf die Kernaufgabe der AFM, der Förderung des Jugendsports und des Jugendfußballs beim FC St. Pauli, verkündete Gunkel, dass neben ca. 700.000 Euro für den männlichen Jugendfußball mehr als 70.000 Euro für weitere Abteilungen aufgewendet wurden. So wurde der Mädchenfußball mit 22.000 Euro und die Rugby-Jugend mit 34.000 Euro unterstützt. „Wir bieten unsere Unterstützung auch weiteren Abteilungen an“, betonte Gunkel im Namen der AFM, die dabei jedoch auf das aktive Zugehen der Abteilungen angewiesen sei.

Dank der Fertigstellung des Trainingsgeländes an der Kollaustraße hätten unsere U23, U19 und auch U17 laut Gunkel „eine neue Heimat“ gefunden, dabei lobte er die guten Trainingsbedingungen, blickte aber schon mal in die Zukunft: „Sollte es eine realistische Möglichkeit geben, geeignete Flächen für den Ausbau zu finden, werden wir dies unterstützen.“ Dank der Beiträge ihrer Mitglieder sei gesichert, dass die Jugendförderung auf einem hohen Niveau bleiben wird, merkte Gunkel an.

Mit Freude blickte der AFM-Vorsitzende auf die AFM-Ü50-Veranstaltung im Sommer zurück: „In diesem Jahr hatten wir einen Besucherrekord. Ein gemeinschaftliches Vereinsgefühl konnte dabei vermittelt werden, Fanclubs wurden gegründet oder erweitert.“

Abschließend lobte Gunkel die Zusammenarbeit mit der Geschäftsleitung: „Die Gespräche sind von Sachlichkeit geprägt. Es wird offen, kompromissbereit, lösungsorientiert und transparent kommuniziert. Das gegenseitige Vertrauen ist vorhanden.“ Jedoch merkte er an, dass man sich damit abfinden müsse, nicht zu jedem Thema immer eine für beide Seite zufriedenstellende Lösung finden zu können. Besonders erfreut zeigte sich Gunkel über die Außendarstellung des Vereins; hier stellte der AFM-Vorsitzende mit der Ablehnung, sich an populistischen Kampagnen zu beteiligen, und der deutlichen Positionierung hinsichtlich der zukünftigen Verteilung der TV-Gelder zwei Punkte heraus. „Unser Verein hat sich in der letzten Zeit öffentlich so dargestellt, wie Fans und Mitglieder es schon lange verdient haben. Die Darstellung ist von Analyse, Inhaltlichkeit und Professionalität geprägt. Das ist nicht immer so gewesen“, so Gunkel abschließend.


Bericht des Amateurvorstands

Bevor Jan Sturm seinen Bericht aus dem Amateurvorstand vortrug, galt es, einen großen Dank auszusprechen. „Ich bin noch nicht lange in meiner Position und da obliegt es mir, mich bei meinen Vorgängern zu bedanken. Ich danke dem leider viel zu früh verstorbenen Klaus Rummelhagen sowie meinen Vorgängern Bodo Bodeit und Nils Zurawski für Ihre geleistete Arbeit. Weiter gilt dem aktuellen Präsidium, Andreas Rettig und Präsidiumsassistenin Janet Sunjic ein großer Dank, da sie uns den Anfang als neuer Amateurvorstand erleichtert haben.“

Für Sturm und seinen Vorstandskollegen Harald Singler habe vor allem die Organisation des Amateurbereichs in Zukunft oberste Priorität. „Wir wollen die Struktur so anlegen, dass wir den demokratischen Diskurs innerhalb unseres Vereins nicht stoppen, sondern vorantreiben. Dabei wird es um essentielle Fragen gehen: Wer? Was? Wo?“, nannte Sturm einen wichtigen Ansatzpunkt für die kommende Zeit.

Weiter wird es für den Amateurvorstand auch darum gehen, den Mitgliedern in den Sporttreibenden Abteilungen weitere Sportstätten und Hallenzeiten zur Verfügung zu stellen. „Es fehlen Plätze für unsere Abteilungen. Einige von ihnen haben aktuell einen Aufnahmestopp und können vorerst keine weiteren Menschen mehr aufnehmen. Das ist jedoch kein Problem, das der FC St. Pauli alleine hat. Vielmehr ist es eine Thematik, bei der es nun darum geht, Druck auf die Politik auszuüben, damit der Bau neuer Sportstätten vorangetrieben wird“, zeigte sich Sturm entschlossen.

Abschließend verwies er darauf, dass die Stärkung des Kinder- und Jugendsports essentiell sei, wenn es darum gehe, dass der FC St. Pauli förderungswürdig bleibe, hob er noch einmal die Wichtigkeit von Sportstätten für den FC St. Pauli hervor.


Bericht der Kassenprüfer

Der Bericht des Kassenprüfers fiel angesichts des guten Zustands der Finanzen des Vereins kurz aus. Gleich zu Beginn seines Berichts wies Jan Görbitz darauf hin, dass die Buchführung im Verein in einem guten Zustand sei und alle angeforderten Belege fristgerecht eingereicht wurden. Nicht nur die Buchführung, sondern auch die Zahlen stimmten die Kassenprüfer zufrieden. „Der Verein hat im letzten Jahr einen Überschuss von 1,32 Millionen Euro gemacht“, kam Görbitz schnell zu den Fakten. Doch dies sei auch nötig gewesen, da der FC St. Pauli weniger TV-Einnahmen zu erwarten habe, was die Folge eines Abrutschens von Platz sechs auf zehn im TV-Ranking der 2. Bundesliga ist.

Die Ausschüttung der TV-Gelder dürfte auch in den kommenden Jahren schwankend bleiben. Letzte Saison sei ein guter vierter Tabellenplatz erreichten worden, so der Kassenprüfer weiter. Dadurch könne man mit Mehreinnahmen im kommenden Jahr rechnen. Aufgrund der aktuellen sportlichen Situation sei dies aber auch wichtig, da abzusehen sei, dass die laufende Saison mit keiner guten Platzierung beendet werden wird. Zum Ende seines Berichts wurde aufgrund der guten Aufstellung des Vereins die Entlastung des Präsidiums vorgeschlagen.


Bericht des Ehrenrats

Manfred Heinzinger vom Ehrenrat bilanzierte in seinem Bericht, dass der demografische Wandel auch am FC St. Pauli nicht spurlos vorbeigeht. „Auch bei uns gibt es immer mehr Mitglieder, die einen höheren Geburtstag feiern“, so Heinziger mit einem Augenzwinkern.

Die Tatsache, dass mit Michel Dinzey ein ehemaliger Spieler des FC St. Pauli bei einer Anti-Asyl-Demonstration mitgelaufen war, hatte in Fanszene und Verein für viele Diskussionen gesorgt. Der Ehrenrat habe daraufhin das persönliche Gespräch mit Dinzey gesucht und schließlich den Ausschluss Dinzeys aus der Alt-Liga des FC St. Pauli empfohlen. „Wir haben uns ein ausführliches Bild gemacht und sind dann zum dem Entschluss gekommen, dass er kein Repräsentant des Vereins sein kann“, stellte Heinzinger klar.

Auch auf die Forderung vieler Fans, dass man Dinzey aus der Jahrhundert-Elf des FC St. Pauli streichen müsse, ging Heinzinger ein. „Die Jahrhundert-Elf ist das Resultat einer Wahl der Fans, an dem der Ehrenrat nicht ‚herummanipulieren’ möchte“, erklärte Heinzinger.

 

(hb/lf)

Foto: Witters

 

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