Berichte, Wahlen und Anträge - alles Weitere zur Mitgliederversammlung
Donnerstag, 23. November 2017, 23:45 Uhr
Bei der Mitgliederversammlung des FC St. Pauli blickten nicht nur unser Präsident Oke Göttlich und unsere Aufsichtsratsvorsitzende Sandra Schwedler auf das zurückliegende Jahr zurück, sondern auch der Amateurvorstand, der AFM-Vorstand und auch der Ehrenat. Neben zwei Wahlen (Kassenprüfer und Ehrenrat) wurde auch über die drei eingegangenen Anträge abgestimmt.
Bericht des Amateurvorstands
„Die Amateursport-Abteilung hat ein erfolgreiches Jahr hinter sich“, leitete der Vorsitzende des Amateurvorstands Jörn Sturm seine Rede ein. So feierte Tischfußballer Nico Wohlgemuth in diesem Jahr den Jugend-Weltmeistertitel. „Die Jugendförderung ist auf einem super Weg“, freute sich Sturm und beglückwünschte die Sportler. Dazu gehört auch der Gewinn der Deutschen Blindenfußball-Meisterschaft in Halle im September 2017. „Das war eine wirklich tolle Leistung“, lobte der Vorsitzende die Mannschaft und insbesondere ihren Trainer Wolf Schmidt. „Er hat den Bereich mit aufgebaut, weswegen ihm und seinem Team ein besonderer Dank gilt.“ Unsere Blindenfußballer wurden jüngst für die Wahl zu Hamburgs Mannschaft des Jahres 2017 nominiert, woraufhin Sturm alle 601 anwesenden Mitglieder aufrief, die zum Zeitpunkt der Mitgliederversammlung bei der Wahl auf Platz drei liegenden Blindenfußballer mit ihrer Stimme zu unterstützen. Hier findet Ihr alle Infos zur Abstimmung: KLICK!
Außerdem feierten die 1. Frauen-Fußballerinnen den Aufstieg in die Regionalliga Nord, wo sie nach dem herovrragenden dritten Platz in der Vorsaison im aktuellen Saisonverlauf um den Titel mitspielen. Der Glückwunsch gelte allen Amateursportlern und der Dank den vielen Ehrenamtlichen. „Wir wollen die bisherigen Strukturen weiterhin stärken und stehen vor einer spannenden Zeit“, erklärte Sturm, der abschließend hinzufügte: „Wir freuen uns über jeden, der sich an der Entwicklung in unserem Amateursport-Bereich beteiligt.“
Bericht des AFM-Vorstands
Im Namen der Abteilung Fördernde Mitglieder (AFM) gab der Vorsitzende Alexander Gunkel zunächst Einblicke in die Arbeit und Entwicklung der Abteilung, die im vergangenen Jahr einen Zuwachs von 1.000 Mitgliedern verzeichnen konnte. „Der Trend der letzten Jahre hat sich fortgesetzt“, freute sich Gunkel. Die Abteilung sei wie der Gesamtverein kontinuierlich gewachsen, unabhängig von der sportlichen Entwicklung und von vereinspolitischen Entscheidungen, wie der AFM-Vorsitzende betonte.
Vom Gesamtetat in Höhe von 1,2 Mio. Euro gingen 85 Prozent in den Jugendsport des FC St. Pauli. Der Jugendsport ist neben der Mitgliederwerbung, der Förderung von Fan- und Vereinskultur sowie Inklusion einer der vier Abteilungszwecke, die Gunkel anschließend einzeln betrachtete. Beim Jugendsport wurde nicht nur die männliche Fußballjugend unterstützt, sondern auch der Mädchenfußball (mit 20.000 Euro), die Rugby-Jugend (mit 35.000 Euro) sowie die Handball- und Bowlingjugend.
In puncto Mitgliederwerbung betonte Gunkel, dass das Potenzial noch nicht ausgeschöpft sei und es darum gehe, die richtigen Maßnahmen zu wählen, um neue Mitglieder zu gewinnen. Hier erklärte der AFM-Vorsitzende, dass beim offenen Sitzungsabend mit Mitgliedern Anfang November Ideen ausgetauscht und Strategien erarbeitet wurden. In puncto Förderung von Fan- und Vereinskultur berichtete Gunkel, dass der FCSP-Museum jährlich mit 20.000 Euro unterstützt werde. Hinsichtlich des dritten Abteilungszweckes Inklusion stellte Gunkel fest, „dass die Förderung inklusiver Maßnahmen von der Unterstützung der Blindenfußballer geprägt“ war.
Das AFM-Radio bezeichnete Gunkel als „feste Institution im FC-St.Pauli-Kosmos“, auch die AFM-Ü50-Veranstaltung, die im Sommer stets am Trainingsgelände an der Kollaustraße stattfindet, habe sich laut Gunkel erfreulicherweise etabliert und werde zahlreich von den Mitgliedern angenommen. Generell stellte Gunkel klar, dass es schwierig sei, als Förderabteilung eines professionellen Fußballvereins ein Abteilungsgefühl zu entwickeln.
Dass die AFM-Abteilung kein Eigenleben führt, betonte Gunkel mit Nachdruck. Die AFM sei „ein Teil der großen Arbeitsgemeinschaft des FC St. Pauli“ und bringe sich nicht nur im Ständigen Fanausschuss, sondern auch in verschiedenen AGs ein. „Die Zusammenarbeit ist angenehm, konstruktiv, ergebnisorientiert und von großem Vertrauen geprägt“, fand Gunkel lobende Worte.
Hatte Gunkel in den vergangenen Jahren nach eigener Aussage mit Blick auf die Zusammenarbeit mit dem Präsidium und den Mitarbeitern des FC St. Pauli gerne mal Pointen rausgehauen, hatte er nun nicht viel zu meckern. „Die Zusammenarbeit ist so, wie sie sein sollte, nämlich gut. Es gab unterschiedliche Meinungen, Charaktere und Befindlichkeiten, es stand aber immer das gemeinsame Interesse im Vordergrund“, so Gunkel abschließend.
Bericht des Ehrenrats
Anschließend übernahm Manfred Heinzinger im Namen des Ehrenrats. Für ihn sei es „in Zeiten, in denen Profifußballvereine zu Kapitalgesellschaften mutieren, immer schwieriger, einen anderen, nämlich ursprünglichen Weg zu verfolgen, dass Mitglieder über ihren Verein entscheiden und bestimmen. Das ist bei uns glücklicherweise noch der Fall.“ Es sei der Anstrengung aller in diesem Verein Tätigen zu verdanken, erklärte der 55-Jährige. Er fügte hinzu: „Um diese Nische erfolgreich zu verteidigen, setzt es voraus, dass wir weiterhin kreativ und kritisch, miteinander und vorausschauend arbeiten.“
Dem Ehrenrat habe imponiert, mit welcher Unaufgeregtheit die sportlich herausfordernde Situation im Vorjahr gemeistert wurde. „Die Nichtentlassung unseres Trainers entgegen aller marktüblichen Mechanismen hat uns viel Anerkennung eingebracht“, stellte Heinzinger, der Sportchef Uwe Stöver und Cheftrainer Olaf Janßen viel Freude und Erfolg wünschte, erfreut fest. Heinzinger hob anschließend das besondere Engagement der Handballabteilung hervor. Diese war im Sommer mit 14 Oberligaspielern nach Ruanda gereist, um sich dort mit dem Gorilla Handballclub in Kigali auszutauschen. „Dieses Engagement geht weit über das normale Betreiben einer Sportart hinaus und das macht unseren Club aus“, so Heinzinger.
Heinzinger ging anschließend auf die Aktivitäten des Ehrenrates, der stets als Ratgeber fungiert hat und sich mit seiner Meinung u.a. durch die Mitarbeit in der Struktur- und Satzungskommission mitgeteilt hat, ein. Erfreut verkündete er: „Im abgelaufenen Jahr wurden wir nicht einmal wegen vermeintlicher Streitigkeiten oder anderer Differenzen angerufen. Auch eigeninitiativ sahen wir keine Veranlassung, tätig zu werden. Vielleicht auch dies ein Zeichen für den Respekt untereinander, und die Fähigkeit Probleme intern zu lösen.“
Die Tatsache, dass der FC St. Pauli mit seinen inzwischen über 26.000 Mitglieder der elfstärkste Profifußballverein in Deutschland bedeutete für den Ehrenrat entsprechend mehr Arbeit, wie Heinzinger anmerkte: „Wir haben insgesamt 2.236 Glückwunschkarten verschickt und somit fast jedem zwölften Mitglied zum runden Geburtstag oder Jubiläum gratuliert. Rein rechnerisch hat jeder von uns im Ehrenrat jeden Tag eine Karte verschickt.“
Einen besonderen Dank richtete Heinzinger abschließend an den abwesenden Peter Haselau, der dem Ehrenrat 15 Jahre lang angehört und diesen geprägt hatte. Weiter dankte der 55-Jährige allen Mitarbeitern der Geschäftsstelle, den vielen Ehrenamtlichen und allen weiteren helfenden Händen und klugen Köpfen, ohne die der Verein nicht so hervorragend dastehen würde.
Bericht der Arbeitsgruppe Nachhaltigkeit
Nachdem im Vorjahr der Antrag gestellt worden war zu prüfen, inwieweit die Produktion der Textilien aus dem Vereins-Merchandise in Zukunft nachhaltig und mit fair gehandelten Rohstoffen erfolgen kann, konnten der scheidende Vizepräsident Reinher Karl und Bernd von Geldern (Geschäftsführer Merchandising beim FC St. Pauli) stellvertretend für die Arbeitsgruppe von erfreulichen Fortschritten in dieser Angelegenheit berichten. So lobten sie die Zusammenarbeit aller Beteiligten, die sich trotz der Komplexität der Thematik stets konstruktiv gestaltet habe. Als erstes Ergebnis dieser Zusammenarbeit konnte von Geldern bereits ein T-Shirt mit Totenkopf-Aufdruck präsentieren, das den gesetzten Standards entspricht und bereits Anfang 2018 in den Fanshops erhältlich sein wird.
Bericht der Satzungs- und Strukurkommission
Die Satzungs- und Strukturkommission hat sich damit beschäftigt, wie die Strukturen im Verein verbessert werden können. Dafür hat die Kommission im ersten Schritt die Satzung nach möglichen Widersprüchen geprüft. „Wir haben eine Renovierung der Satzung vorgenommen“, sagte der scheidende Vizepräsident Reinher Karl, der hinzufügte: „Daraus ist auch ein Änderungsantrag entstanden.“ (mehr zu diesem Antrag weiter unten) Die Kommission hat mit dem Verbesserungsvorschlag redaktionelle Fehler und Lücken entdeckt und diese mit der Satzungsänderung behoben.
Wahlen
Neben der Wahl des neuen Präsidiums - mehr Infos hier: KLICK! - standen zwei weitere Wahlen bei der diesjährigen Mitgliederversammlung an. Zum einen trat der bisherige Kassenprüfer Michael Wolff als einziger Kandidat für das Amt an. Bei neun Enthaltungen und ohne Gegenstimme wählten die anwesenden Mitglieder Wolff, der seit 2006 AFM-Mitglied und seit 2012 zudem Mitglied der Rugbyabteilung ist, für vier weitere Jahre zum Kassenprüfer des FC St. Pauli.
Weil sich Peter Haselau dazu entschieden hat, den Ehrenrat nach 15-jähriger Zugehörigkeit zu verlassen, erfolgte auch eine Neuwahl des laut Ehrenratsmitglied Heiko Schlesselmann "oft unterschätzten Gremiums. Die bisherigen Mitglieder Schlesselmann, Manfred Heinzinger, Winfried von Rutkowski und Günther Merckel kandidierte auch Susann Edding. Per Akklamation wählten die Mitglieder das Quintett bei zehn Enthaltungen und ohne Gegenstimme zum neuen Ehrenrat.
Anträge
Satzungsänderungsänderungsantrag (KLICK!)
Dem Antrag des scheidenden Vizepräsidenten Reinher Karl, die geltende Satzung des FC St. Pauli nach den eingereichten Vorschlägen der Strukturkommission zu ändern, stimmten die anwesenden Mitglieder bei sechs Gegenstimmen und 24 Enthaltungen mit der nötigen 3/4-Mehrheit zu.
Regenbogen auf dem Trikot (KLICK!)
Die Mitgliederversammlung möge bitte beschließen, dass der Regenbogen ab der Saison 2018/19 Teil des Trikots des FC St. Pauli sein soll, so Antragssteller Andreas, der den Regenborgen als richtiges und wichtiges Signal gegen Homophobie versteht. Präsident Oke Göttlich betonte, dass der Regenbogen "zur DNA des Vereins" gehöre, nicht umsonst wehe auf dem Stadion die Regenbogenfahne. Göttlich bat die Mitgliederversammlung, dem Antrag in der Form nicht zuzustimmen und diesen stattdessen in der Arbeitsgruppe Nachhaltigkeit zu besprechen. Eine dauerhafte Präsenz, so Göttlich, könne die Wirkung verfehlen. Göttlich und Antragssteller Andreas einigten sich auf einen modifizierten Antrag, eine Arbeitsgruppe einzurichten, die sich mit dem Thema befasst. Anschließend stimmten die Mitglieder diesem mit großer Mehrheit zu.
E-Ladestationen & Bio-Produkte (KLICK!)
Antragssteller Christian bat darum, seinen eingereichten Antrag nach angeregter Diskussion per Dringlichkeitsantrag in allen drei Punkten umzuformulieren. Die erforderliche 2/3-Mehrheit kam beim ersten Punkt, der Errichtung einer abschließbaren Fahrradgarage mit Ladestation für E-Bikes, nicht zustande, woraufhin der Antragssteller diesen Antrag zurückzog. Der zweite Punkt, der Einsatz des Vorstandes für die Errichtung von Ladestationen für E-Autos auf dem Parkplatz am Heiligengeistfeld, wurde von der Mitgliederversammlung mit großer Mehrheit abgelehnt. Hinsichtlich des dritten Punktes, dem auschließlichen Verkaufs von Bio-Produkten, nahm der Antragssteller den eingereichten Antrag nach gescheitertem Dringlichkeitsantrag zurück.
(hb/ms)
Fotos: Witters