"Das zeigt mir einfach, dass die Mannschaft lebt"
Mittwoch, 03. Februar 2021, 11:45 Uhr
Nach einem pickepackevollen Januar mit gleich sieben Spielen starten unsere Kiezkicker am Freitagabend (5.2., 18:30 Uhr) mit dem Heimspiel gegen den SV Sandhausen in den Februar. Vor dem Duell gegen den direkten Konkurrenten im Abstiegskampf nahm sich Cheftrainer Timo Schultz viel Zeit, um die vielen Fragen der Medienvertreter*innen zu beantworten. Dabei sprach er u.a. über...
...seinen Gesundheitszustand: "Es geht mir auf jeden Fall besser, ich habe nicht mehr die Schmerzen wie noch vor dem Spiel in Heidenheim. Ich war direkt beim Arzt und hatte die Unterlagen aus dem Krankenhaus dabei. Er hat gesagt, dass der Stein nicht so groß ist, dass man ihn operativ rausholen muss, sondern dass er auf natürlichem Wege rauskommen kann. Das habe ich bislang nicht mitbekommen. Ich bin erst einmal mit Medikamenten eingestellt und kann das gut aushalten. Aktuell ist es absolut okay. Ich gehe davon aus, dass ich ganz normal beim Trainings- und Spielbetrieb dabei sein kann."
...die personelle Situation: "Alle Spieler, die in Heidenheim gespielt haben, sind spiel- und trainingsfähig, ich habe wieder die komplette Auswahl und das ist sehr schön. Man hat bei den Jungs, auch bei denen, die drei Spiele gespielt haben, gesehen, dass die bis zum Ende Vollgas geben konnten. Wir sind wirklich fit und körperlich sehr gut drauf. Sebastian Ohlsson kann ab heute wieder voll mittrainieren. Es hätte auch letzte Woche gehen können, aber nur mit einem hohen Risiko, dass es deutlich schlimmer werden kann. Das gleiche gilt für James Lawrence, der zum Spielende in Heidenheim einen Krampf hatte und bei dem wir ein, zwei Untersuchungen durchgeführt haben. Es ist normal nach der langen Pause, dass die Wade reagiert."
...die vielen Gegentore: "Mit Blick auf die Tore in Heidenheim war die Ecke vor dem 1:1 super geschossen. Der Kleindienst ist eh schon zwei Meter groß und springt dann noch mal einen Meter hoch. Klar kann man immer einen Schuldigen suchen, am besten bekommen wir die Ecke aber erst gar nicht. Bei zwei Toren haben wir uns einfach nicht clever angestellt, gepaart mit einer Qualität, die Heidenheim auch hat. Für uns alle, vom Mittelstürmer bis zum Innenverteidiger, geht's darum, noch mehr zu verinnerlichen, defensiv zu denken und in jeder Sekunde des Spiels die Antennen mit dem Ziel auszufahren, erst einmal Gegentore zu verhindern. Wir haben nach dem Winter einen Schritt gemacht, der liest sich aber noch nicht in der Anzahl der Gegentore."
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...Torjäger Guido Burgstaller: "Schon der Anstoß in Heidenheim hat ein bisschen gezeigt, wie die Jungs gerade ticken. Da wird nicht lange gefackelt, sondern nach vorne gedacht und gespielt. Wir wissen, dass wir eine Mannschaft sein müssen, die aktiv ist und die, wenn sie passiv ist, Probleme bekommt. Guido verkörpert das ganz gut. Er will nicht nur in der ersten, sondern auch in der 30. oder 66. Minute ein Tor schießen und wenn man ihn in der 70. Minute auswechselt, sieht man, dass er gerne auch noch in der 80. oder 93. Minute ein Tor erzielt hätte. Das zeichnet ihn aus, deshalb ist er auch so ein Goalgetter. Von mir aus kann er da gerne weitermachen."
...einen Einsatz von Tore Reginiussen: "Mit ihm habe ich letzte Woche gesprochen, da haben wir geguckt, wo wir stehen und welchen Weg wir vielleicht noch gehen müssen, damit er von Anfang an und über 90 Minuten spielen kann. Tore ist rein körperlich bei 80, 90 Prozent, auch vom Kopf her. Es spielen aber viele andere Sachen noch eine Rolle. Wir haben unser System gefunden und die Abläufe stimmen. Bei Tore war es zuletzt so, dass er noch nicht alle Namen kannte. Für ihn zählt jede Trainingseinheit, gerade auf dem tiefen Rasenplatz, weil er es gewohnt war, auf Kunstrasen zu trainieren. Er ist absolut eine Alternative und könnte sofort spielen. Als Trainer muss man jetzt gucken, wie schnell man ihn einbaut, wie dringend wir ihn benötigen oder ob wir ihm noch zwei, drei Tage mehr im Training geben, um von Beginn an zu spielen."
...eine Startelf-Rückkehr von Rico Benatelli: "Er ist wegen der Englischen Woche auch mal rausrotiert, auch weil wir mit Eric eine sehr, sehr gute Alternative haben. Wir werden uns heute im Trainerteam und mit unserem Analysten zusammensetzen und Sandhausen analysieren. Ich würde nicht ausschließen, dass es trotz des Sieges in Heidenheim die eine oder andere Veränderung in der Aufstellung gibt. Dazu gehört natürlich auch Rico, der vorm Winter unser stabilster Spieler war und nach dem Winter sehr, sehr gute Leistungen gezeigt hat."
...den witterungsbedingt nicht optimalen Zustand des Millerntor-Rasens: "Heidenheim hat einen Hybrid-Rasen, den Unterschied hat man deutlich gemerkt. Ich kann sagen, dass auswärts kein Platz besser war als der am Millerntor. Es heißt nicht, dass es überall tolle Plätze waren, aber so ist nun mal die Jahreszeit. Wir müssen das annehmen, bei unseren Trainingsplätzen ist es nicht anders, die Witterungsbedingungen sind nun mal so. Da muss man das Spiel vielleicht anpassen, was wir bislang gut hinbekommen haben. Ich fand unsere Heimspiele spielerisch ganz gut. Es darf keine Ausrede sein, dass der Rasen nicht satt grün und butterweich ist. Es ist halt ein Februar-Platz am Millerntor, das habe ich zu der Jahreszeit schon mal deutlich schlechter gesehen."
...Gegner Sandhausen: "Sie hängen mit uns unten drin und hatten von den Ergebnissen her zuletzt ein Auf und Ab. Über all die Jahre gesehen ist es eine gewachsene Zweitliga-Mannschaft, die rein von der Größe betrachtet her eine physisch überdurchschnittlich starke Mannschaft ist. Sie leben extrem von ihrer defensiven Kompaktheit, da werden wir einen guten Plan brauchen, um sie in Bedrängnis zu bringen. Darüber hinaus sind sie in der Offensive mit ihren Standards sehr gefährlich. Wir wissen, dass wir die am besten vermeiden oder sehr gut aufpassen müssen. Sie sind die Mannschaft mit den meisten Torabschlüssen von Stürmern. Kevin Behrens ist unfassbar kopfballstark, in der Luft wahrscheinlich der beste Spieler der Liga. Wie Aue leben sie ein bisschen von ihren Stürmern. Wir müssen es als Mannschaft geregelt bekommen, sie so weit weg wie möglich von unserem Tor zu halten. Es macht immer Spaß, gegen Sandhausen zu spielen. Freitagabend, Millerntor - da fehlt eigentlich nur noch der Dom und vor allem die Fans. Unser Ziel ist es, die drei Punkte am Freitagabend am Millerntor zu behalten und den Abstand auf Sandhausen zu vergrößern. Ich freue mich auf das Spiel!"
...gegnerische Standardsituationen: "Wir haben in der bisherigen Saison gegen den Mann und teilweise im Raum verteidigt. Wir können beides und das ist schon mal gut. In Heidenheim haben wir unser erstes Gegentor nach einer Ecke kassiert. Es gibt verschiedene Herangehensweisen, die auch vom Personal abhängen. Wir haben jetzt mehrere kopfballstarke Spieler dabei, da kann man auch im Raum verteidigen. Das haben wir zuletzt auch gemacht, wir sind da aber flexibel. Wir haben heute unsere Standards-Besprechung, die Loïc federführend leitet, und dann werden wir das heute und morgen im Training einstudieren."
...die Art und Weise, Spiele zu gewinnen: "Die Wahrscheinlichkeit steigt natürlich, wenn wir die Anzahl der Gegentore mindern. Ich sage es aber deutlich: Wir können froh sein, dass wir eine Mannschaft haben, die teilweise begeisternden Fußball spielt, die offensiv so eine Qualität hat, die mutig, kreativ und aktiv ist und Bock hat, nach vorne zu spielen. Das zeigt mir einfach, dass die Mannschaft lebt, Bock hat, was entwickeln möchte und sich der schwierigen Situation und dieser Herausforderung gestellt hat. Auf Angsthasen-, Verwaltungs oder Zerstörungs-Fußball umzustellen, hätte nicht unserer Mentalität entsprochen. Trotzdem müssen wir, da nehme ich mich als Trainer auch in die Pflicht, die Balance zwischen diesem begeisternden Fußball und einer vermehrten Absicherung in der Defensive stärker herausfiltern. Fakt ist auch, dass wir die entscheidenden Duelle in der Box gewinnen müssen. Da ist jeder Einzelne gefragt und da arbeiten wir dran."
(hb)
Fotos: Witters