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"Wir sprechen beide die Sprache der Spieler"

Nur die wenigsten St. Pauli-Fans werden bei der Vorstellung von Loic Favé (27) und Fabian Hürzeler (27) einen Lebenslauf der neuen Co-Trainer aus dem Stehgreif abgespult haben. Das Duo eint ihr junges Alter. Die Entscheidung von Timo Schultz, die beiden als seine Assistenten ins Profi-Trainerteam mitzunehmen, empfinden beide als mutig. Warum Favé und Hürzeler aber davon überzeugt sind, dass dieser Mut sich auszahlt, erklärten sie in einem Pressegespräch mit den Journalisten. Die beiden Co-Trainer redeten außerdem auch über...

…die ersten Wochen im Trainerteam:

Favé: "Ich muss sagen, dass mir die ersten Wochen richtig viel Spaß machen. Es war vom ETV zum FC St. Pauli natürlich eine Umstellung. Die Mannschaft hat mich aber gut aufgenommen und ich war direkt, vor allem auch inhaltlich und in der Arbeit auf dem Platz, drin. Es passt nicht nur mit Timo, den ich schon lange kenne, sondern auch mit Fabi, mit dem ich auch schon privat etwas unternommen haben. Auch wenn wir uns jetzt erst kennengelernt haben, haben wir schnell zueinandergefunden und ähnliche Ideen."

Hürzeler: "Es ist definitiv was anderes. Ich habe aber zuvor mit einer Herrenmannschaft in Bayern gearbeitet, deswegen war die Umstellung nicht ganz so groß. Klar – hier ist alles professioneller, die Öffentlichkeit schaut hier mehr drauf und die Spieler haben hier mehr Qualität. Die Bedingungen, das Drumherum ist was anderes. Der Umgang mit den Spielern, wie man mit ihnen redet und trainiert, bedeutet für mich aber keine Umstellung."

…ihr junges Alter:

Hürzeler: "Ich sehe die Profis in erster Linie nicht als Profis, sondern als Menschen. Sie haben gewisse Ansprüche, die sie an uns haben und trotzdem glaube ich, dass Loïc und ich, inhaltlich versuchen zu überzeugen. Wir sind auf einer Augenhöhe mit ihnen und wollen ihnen vermitteln, dass wir sie besser machen wollen und einen Prozess durchleben. Wir sprechen beide die Sprache der Spieler und das kommt, Stand jetzt, ganz gut an. Wenn sie merken, dass wir inhaltlich gut sind, wovon sie auch profitieren können, dann ist es ein gutes Spieler-Trainer-Verhältnis."

Favé: "Das sehe ich sehr ähnlich. Für mich war das Alter bisher kein Thema. Ich finde es entscheidend, mit den Menschen und Persönlichkeiten klarzukommen und eine Verbindung aufzubauen. Beim ETV habe ich nicht nur meine Jugendmannschaft trainiert, sondern musste als Jugendkoordinator viele Gespräche mit erwachsenen Trainern führen, die auch mal unangenehm waren. Die Erfahrung hat mir auf jeden Fall geholfen."

…die Fußstapfen ihrer Vorgänger:

Favé: "Es macht einfach Sinn, dass wir uns auf die neue Aufgabe fokussieren, auf uns schauen und das Bestmögliche rausholen. Natürlich kenne ich André Trulsen, ich habe auch mit seinem Sohn zusammen beim ETV Fußball gespielt. Es würde gar keinen Sinn machen, unsere Vorgänger nachzumachen. Wir müssen einen eigenen Weg gehen, den wir gemeinsam im Trainerteam besprechen."

Loic Favé (l.) zeigt Neuzugang Afeez Aremu (r.) die Richtung: Beim ETV arbeitete er als Jugendkoordinator und gestaltete die Fußballabteilung konzeptionell mit.

Loic Favé (l.) zeigt Neuzugang Afeez Aremu (r.) die Richtung: Beim ETV arbeitete er als Jugendkoordinator und gestaltete die Fußballabteilung konzeptionell mit.

…den FC St. Pauli:

Hürzeler: "Ich habe St. Pauli immer schon als super Verein wahrgenommen, konnte es aber nur aus der Ferne beurteilen, wie emotional die Fans dabei sind und welche Gemeinschaft dort besteht. Der Verein hat eine Strahlkraft nach außen, das hat mir schon immer imponiert. Wenn ich so ein Derby geguckt habe, war ich tatsächlich auch immer für St. Pauli. Als das Angebot kam, musste ich nicht lange überlegen. Das ist eine coole Aufgabe und große Herausforderung, die wir vor uns haben und die wir mit Vorfreude angehen."

…ihren Werdegang:

Hürzeler: "Ich bin in Houston geboren, weil meine Eltern dort eine Ausbildung zum Zahnarzt gemacht haben. In München habe ich dann angefangen Fußball zu spielen und sämtliche Jugendmannschaften beim FC Bayern München durchlaufen. Parallel habe ich das Verbandsleben kennenlernen dürfen und auch ein paar Spiele in den U-Nationalmannschaften gemacht. Ich war auch auf dem Sprung in den Profifußball, es gab dann aber mehrere Faktoren, an denen es gehapert hat. Mit 22 habe ich dann das Angebot bekommen, bei Pipinsried Spielertrainer zu werden und mich dann früh dazu entschlossen, nur auf die Trainerschiene zu gehen. Parallel dazu habe ich mein Studium in Sportwissenschaften mit dem Master abgeschlossen."

Favé: "Ich bin in Hamburg im UKE geboren und in Eimsbüttel aufgewachsen, dann habe ich beim ETV angefangen und auch bis zu den Herren Fußball gespielt. Ich habe dann die A-Junioren trainiert und schnell die Möglichkeit bekommen, beim DFB-Stützpunkt am Sachsenweg anzufangen. Ich stand jeden Tag auf dem Trainingsplatz. Der ETV hat mir ein duales Studium in Sportmanagement ermöglicht, ich habe dort früh als Jugendkoordinator angefangen und konnte die Fußballabteilung konzeptionell mitgestalten. Das hat mir sehr viel Spaß gemacht, parallel habe ich immer versucht, mich in verschiedensten Bereichen fortzubilden."

…ihren Kontakt zu Timo Schultz:

Favé: "Wir haben mit unseren Mannschaften oft gegeneinander gespielt. Ich hätte aber nicht gedacht, dass daraus sowas hätte wachsen können. Wir haben uns inhaltlich fast jede Woche ausgetauscht. Timo hat dann schon Mal angedeutet, dass wir zusammenarbeiten, wenn sich was bei Timo ergibt und die Möglichkeit von Vereinsseite besteht. Da haben wir sehr viel vorbereitet, was uns jetzt auch hilft, weil wir jetzt schon viele Dinge am Start haben."

Hürzeler: "Ich war vor zwei Jahren Mal zu einem Gespräch im NLZ und habe bei Timo hospitiert. Wir haben schnell festgestellt, dass wir auf einer Wellenlänge sind. Daraufhin haben wir den Kontakt aufrechterhalten. Ich habe ihn ohne Hintergedanken gratuliert, als ich gehört habe, dass er Cheftrainer wird. Er hat mich dann gefragt, was ich gerade tue. Wir haben uns mit Loïc getroffen und eines kam zum anderen. Jetzt bin ich sehr happy, hier zu sein."

Fabian Hürzeler schrammte nur knapp am Profifußball vorbei. Er ging seinen eigenen Weg, lernte Timo Schultz bei einer Hospitation am NLZ kennen.

Fabian Hürzeler schrammte nur knapp am Profifußball vorbei. Er ging seinen eigenen Weg, lernte Timo Schultz bei einer Hospitation am NLZ kennen.

…den Mut der Entscheidung:

Hürzeler: "Es ist natürlich nicht üblich, zwei so junge Trainer mitzunehmen. Klar, wenn es schief geht, könnte es Timo auf die Füße fallen. Auf der anderen Seite haben wir mit Matze Hain einen super erfahrenen Typen dabei und auch Schulle hat als Co-Trainer eine Menge Erfahrung gesammelt. Wir versuchen über Inhalt zu vermitteln. Warum sollte diese Idee nicht klappen? Wir werden alles daran setzen und sind auch davon überzeugt, dass das funktioniert."

Favé: "Mich hat es sehr beeindruckt, dass Timo in den Gesprächen sehr entschlossen war. Das Alter war nie Thema. Natürlich ist man überrascht und freut sich, wenn das Angebot und der Schritt in Richtung Profifußball kommen. Wir haben inhaltlich ähnliche Ideen und kommen miteinander klar. Deshalb glaube ich, dass wir beide unseren Input bestmöglich einbringen können."

…die Aufgabenverteilung:

Favé: "Es gibt schon Aufgabenbereiche, die klar definiert sind, die wir aber trotzdem gemeinsam besprechen und daran arbeiten. Beim ETV habe ich viel konzeptionell gearbeitet und versucht, eine Spielidee über einen längeren Zeitraum zu implementieren. Die Arbeit auf dem Platz und der Umgang mit der Mannschaft macht aber am meisten Spaß."

…ihre persönlichen Ziele:

Favé: "Ich bin immer gut damit gefahren, mich auf das zu konzentrieren, was gerade ansteht. Ich habe in der Zeit beim ETV unglaublich viel Spaß an der Aufgabe gehabt und jetzt ist der nächste Schritt gekommen. Ich habe total Lust auf die neue Aufgabe und will ganz viel Erfahrung zu sammeln. Ich glaube, wir können in der Zeit viel lernen. Was in ein oder zwei Jahren ist, werden wir sehen. Jetzt möchte ich mit der Mannschaft Gas geben und sie weiterentwickeln."

Hürzeler: "Das Ziel ist es, irgendwann mal sagen zu können, man erkennt eine Handschrift. Dafür ist viel Arbeit notwendig. Ich bin davon überzeugt, dass jeder Spieler, egal in welchem Alter, besser werden kann. Und wenn jeder Spieler besser wird, dann wird auch die Mannschaft besser. Wenn wir das durch das Training schaffen und Rückschläge meistern, dann rücken wir als Einheit noch enger zusammen."

Ein Trio, das fußballerisch auf einer Wellenlänge ist: Cheftrainer Schultz (r.) hat viel Vertrauen in seine Assistenten.

Ein Trio, das fußballerisch auf einer Wellenlänge ist: Cheftrainer Schultz (r.) hat viel Vertrauen in seine Assistenten.

(ms)

Foto: Witters

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