Drama in Lübeck: Kiezkicker setzen sich im Elfmeterschießen durch
Sonntag, 11. August 2019, 18:20 Uhr
120 Minuten Kampf, zehn Elfmeter und ein Comeback in der zweiten Halbzeit: Die erste Runde des DFB-Pokals beim VfB Lübeck bot reichlich Dramatik. Am Ende parierte Robin Himmelmann den entscheidenden Elfmeter und sicherte so das Weiterkommen für den FC St. Pauli. Zuvor hatten die Gastgeber in der regulären Spielzeit durch Tore von Yannick Deichmann (9.) und Marvin Thiel (55.) vorgelegt, ehe Waldemar Sobota (63.) und Dimitrios Diamantakos (66.) mit einem Doppelschlag ausglichen. In der Verlängerung sahen die Kiezkicker nach der Führung durch Marvin Knoll (94.) lange wie der Sieger aus, ehe Ahmet Arslan den VfB noch ins Elfmeterschießen brachte (115.). Dort konnte sich die Luhukay-Elf dann mit 4:3 durchsetzen.
Für die Pokalpartie beim Regionalligisten musste Cheftrainer Jos Luhukay auch aufgrund der anhaltenden Personalsorgen erneut einige Änderungen an der Startelf vornehmen. Im Vergleich zum Spiel gegen Fürth wechselte der Niederländer auf vier Positionen und brachte Marc Hornschuh für den verletzten Kapitän Christopher Avevor sowie erstmals in dieser Spielzeit auch Christopher Buchtmann, Waldemar Sobota und Angreifer Viktor Gyökeres von Beginn an. Jan-Philipp Kalla, Niklas Hoffmann und Jakub Bednarczyk blieben dafür zunächst draußen. Taktisch setzten die Kiezkicker in Lübeck auf ein 3-5-2, wobei Buchtmann zentral hinter den beiden Spitzen Gyökeres und Dimitrios Diamantakos agierte.
Für die ganz in schwarz spielenden Kiezkicker ließ sich die Partie gut an. Vor allem Gyökeres zeigte sich spielfreudig und tauchte direkt zweimal gefährlich im Lübecker Strafraum auf, ohne sich jedoch entscheidend durchsetzen zu können (2. und 4.). In Führung gingen dann allerdings die Hausherren, nachdem Ahmet Arslan Ex-St. Paulianer Deichmann vor dem Kasten von Robin Himmelmann freigespielt hatte und dieser mit etwas Glück vollendete (9.). Die Luhukay-Elf brauchte einen Moment, um diesen Rückschlag zu verdauen. Diamantakos probierte es artistisch aber letztlich erfolglos per Fallrückzieher (21.). Mehr Gefahr versprühte weiterhin Deichmann, der nach einem Konter beinahe per Kopf das zweite Tor markiert hätte (23.).
Gegen giftig agierende und im Umschaltspiel gefährliche Hausherren taten sich die St. Paulianer schwer, zu Chancen zu kommen. Und so blieb ein etwas zu zentral platzierter Freistoß von Mats Møller Dæhli (26.) zunächst die beste Gelegenheit zum Ausgleich. Christian Conteh hätte fünf Minuten später nach einem Antritt im Sechzehner durchaus einen Elfmeter bekommen können, Schiedsrichter Frank Willenborg hatte an der Grätsche von Daniel Halke gegen den Youngster allerdings nichts auszusetzen. Die Kiezkicker rannten zwar weiter an, konnten sich aber vor dem Lübecker Tor nicht mehr entscheidend durchsetzen, sodass es mit dem 0:1-Rückstand in die Kabine ging.
Den zweiten Durchgang begann der FC St. Pauli personell unverändert, aber direkt schwungvoll. Nach der Vorarbeit von Gyökeres wurden Diamantakos und anschließend Møller Dæhli aber bei ihren Abschlüssen geblockt (48.). Und wie in der ersten Halbzeit machten die Hausherren im Anschluss das Tor, als Møller Dæhli einen Schuss von Thiel unhaltbar für Himmelmann ins eigene Tor abfälschte (55.). Dieses Mal hatten die Gäste aber eine Antwort parat – und was für eine. Nach Vorarbeit von Miyaichi überwand Sobota Lukas Raeder mit einem tollen Schuss ins rechte Toreck (63.) und Diamantakos stellte kurz darauf per Kopf auf 2:2 (66.). Die Flanke auf den Griechen kam von Møller Dæhli.
Während beim VfB in der Schlussphase die Kräfte schwanden, drängten die Kiezkicker, bei denen Kevin Lankford, Cenk Sahin und Jakub Bednarczyk gekommen waren, auf die Entscheidung und setzten sich in der Hälfte der Grün-Weißen fest. Richtig gute Gelegenheiten ergaben sich dabei jedoch nicht. Kurz vor Ablauf wurde es nochmals hektisch, als die Lübecker nach zwei Situationen im Strafraum Elfmeter forderten. Willenborg entschied jedoch sowohl bei Miyaichis Abwehraktion gegen Sven Mende (85.), als auch beim Duell Møller Dæhli gegen Florian Riedel (86.) im Sinne des Zweitligisten. Die Gastgeber suchten in der Nachspielzeit nochmals den Weg nach vorne, aber die Entscheidung sollte nicht mehr in der regulären Spielzeit fallen.
Die Nachspielzeit begann dann ganz im Sinne der rund 2.300 mitgereisten St. Pauli-Fans. Erst wurde Diamantakos‘ Abschluss noch geblockt, doch bei der anschließenden Ecke fand Sahin Knoll am kurzen Pfosten, der zum 3:2 einnickte (94.). Mit der Führung im Rücken ließ St. Pauli nun den Ball in den eigenen Reihen laufen und verhinderte so, dass Lübeck zu Chancen kam.
Im zweiten Teil der Verlängerung war Lübeck die aktivere Mannschaft, während St. Pauli nun auf Konter lauerte. Dabei hatte Diamantakos die Entscheidung auf dem Fuß, traf aber nur den Außenpfosten, nachdem er Keeper Raeder schon ausgespielt hatte (114.). Das wurde bestraft, als Arslan freigespielt vom eingewechselten Miguel Fernandes mit einem flachen Schuss ins rechte Eck ausgleichen konnte (115.). Zu allem Überfluss sah Diamantakos kurz vor dem Abpfiff dann wegen einer Unbeherrschtheit gegen Lübecks Keeper Raeder auch noch die Rote Karte (120.) – dann ging es ins Elfmeterschießen vor der braun-weißen Kurve.
Dort legte Sobota vor (3:4), bevor Arslan und Hoffmann scheiterten und Malone das Ergebnis wieder in die Reihe brachte (4:4). Lankford zeigte sich nervenstark (4:5), Halke (5:5) und Buchtmann (5:6) brauchten jeweils ein bisschen Glück, weil die Keeper dran waren. Nach dem Treffer von Matovina stand es nach jeweils vier Schützen 6:6. Während Knoll den letzten Elfmeter für die Kiezkicker dann souverän verwandelte, brachte Himmelmann den Fuß an den Schuss von Fernandes und sorgte so für die Entscheidung und das Erreichen der zweiten Pokalrunde.
VfB Lübeck
Raeder - Weissmann, Grupe, Halke - Thiel (83. Matovina), Hoins (99. Schelle), Malone, Deichmann (77. Fernandes), Riedel - Hobsch (70. Mende), Arslan
Cheftrainer: Rolf Martin Landerl
FC St. Pauli
Himmelmann - Hornschuh (78. Bednarczyk), Knoll, Buballa - Miyaichi, Sobota, Buchtmann, Møller Dæhli (107. Hoffmann), Conteh (67. Sahin) - Gyökeres (57. Lankford), Diamantakos
Cheftrainer: Jos Luhukay
Tore: 1:0 Deichmann (9.), 2:0 Thiel (55.), 2:1 Sobota (63.), 2:2 Diamantakos (66.), 2:3 Knoll (94.), 3:3 Arslan (115.)
Elfmeterschießen: 3:4 Sobota, Arslan verschießt, Hoffmann verschießt, 4:4 Malone, 4:5 Lankford, 5:5 Halke, 5:6 Buchtmann, 6:6 Matovina, 6:7 Knoll, Fernandes verschießt
Gelbe Karten: Thiel, Malone, Halke, Riedel, Mende / Buballa, Lankford, Sobota
Rote Karte: Diamantakos (120.)
Schiedsrichter: Frank Willenborg
Zuschauer: 11.000 (ausverkauft)
(hbü)
Fotos: Witters