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Gut angezogen ins letzte Heimspiel

Wir wissen nicht, wer es als erstes herausgefunden hat. Aber irgendwann kam die Wahrheit ans Licht: Der FC St. Pauli – kein Fußballverein wie jeder andere. Sondern ein „Modelabel mit angeschlossener Fußballabteilung.“ Ein Titel, den wir als Ehre begreifen. Und eine Mission, der wir uns als Kult-Club nur allzu gern stellen.

Das letzte Heimspiel der Kiezkicker steht an. Dem Anlass entsprechend haben wir uns für den letzten Heimspiel-Vorbericht etwas besonderes ausgedacht. Für alle, die am Sonntag (12.5.) die VIVA im Stadion nicht in die Finger bekommen. Haben wir unseren VIVA-Aufmacher bereits heute für Euch als Vorbericht parat. Wir hoffen, Ihr seid gut angezogen.

Mittwoch, Bunkerdach, Heiligengeistfeld: Nur hier wehen die Haare auch im Aftermovie richtig, nur hier finden entscheidende Redaktionskonferenzen ein angemessen emotionales Setting. So auch diese: Die letzte Ausgabe der Saison, die Chance, als „Vogue unter den Stadionmagazinen“ nochmal ein Fashionstatement zu setzen.

Redaktionsleiter Lennart F. lässt sich nicht lumpen: Dressed for success in umzugskartongroßen Ugly Sneakers einer bekannten italienischen Modemarke lässt er Kutten-Couturier Jan K., ausgestreckt im allerfeinsten Planking-Style, auf seinem muskulösen Zeigefinger hoch über dem Heiligengeistfeld kreisen. Eine Akrobatik-Nummer, die beide bis zur Beiläufigkeit perfektioniert haben, gewährt doch nur sie der Grafik den nötigen Weitblick. Und Grafik, das ist der Look, that’s where it‘s at.

„Fußball ist flüchtig – Mode bleibt“: Schon mit den ersten fünf Worten seiner Brandansprache schlägt F. den richtigen Ton an. Das Redaktionskollektiv lauscht gebannt, Medienpate Christoph P. nickt anerkennend und veranlasst mit dem angedeuteten Heben einer Augenbraue den Redaktionsnarren Gerhard von der G., augenblicklich das unangebrachte Grinsen einzustellen.

Keine Frage, hier wird Geschichte geschrieben, hier wird eine Saison in Worte gekleidet, die sich eigentlich nicht einmal in ein Totenkopf-Shirt XXXL zwängen ließe. Die braun-weißen Spieltage 2018/19: Ein skurriles Ensemble eklektischer Nonkonformität. Platz eins, Platz elf, bis zu acht Tore in einem Spiel, ein doppeltes 0:4 als Tief- und ein wiederauferstandenes 4:3 als Höhepunkt – da schielt selbst der Fußballgott neidisch auf „Germany’s Next Topmodel“, um endlich mal wieder was zu sehen, das er versteht.

Und da die goldene Ananas als höchster verfügbarer Preis der Saison gegen Regensburg bereits gewonnen wurde, spielt F. die Modekarte voll aus: „Wie schon der große Karl Lagerfeld sagte: Elf Modefans sollt ihr sein! Man hat’s nicht leicht, doch leicht hat’s einen. Darum: Gebt eurem Leben einen Sinn: Der Fanshop ist geöffnet!“

Angemessen on fire und andächtig raunend zerstreut sich der Redaktionsheuhaufen, sicher in der neu gefundenen Gewissheit, die Stecknadel Sinn in sich selbst gefunden zu haben. „Absurdität mit Absurdität bekämpfen“: Wenn das die Parole des Spieltages ist, dann sind die hier versammelten Trendsetter und Trendsetterinnen dieser Aufgabe mehr als gewachsen. Und das ist wichtig.

Schließlich gibt es eines ja schon noch zu klären: Wer heute siegt, bekommt mehr Fernsehgelder. Und wenn eines selbst Modefreaks klar ist, dann, dass das Budget zentral über den Shoppingerfolg bestimmt. Das weiß auch der Gegner.

„VfL Bochum: Der Griff nach den Sternen war kaum möglich“, melancholisiert die „WAZ“ unter einem iconic headshot des gutaussehenden Bochumer Chefdesigners Dutt. Und doch, warnen die Kollegen von „Westline“, ist da der „Faktor St. Pauli“: „Ausgerechnet der kommende Gegner droht im TV-Ranking vor dem VfL Bochum zu landen. Bei einem Abstand von fünf Tabellenplätzen – so ist es aktuell – würde St. Pauli den VfL überholen, bei vier gleichziehen, ab drei oder weniger würde Bochum vorne bleiben. Dabei geht es um rund 700.000 Euro. Ein Sieg am Sonntag ist also Pflicht.“

Was das heißt? Verdammte Axt, wir müssen wohl doch nochmal Gas geben vorm Sonntagsshopping. Fußballspielen, rumschreien, das alles. Aux Armes! Und was Euch angeht, lieber VfL: Zieht Euch warm an! Aber bitte auch gut. Denn, auch das wusste der große Karl Lagerfeld bekanntlich: „Wer im Jogging-Anzug auf die Straße geht, hat sein Leben nicht im Griff.“

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FC St. Pauli TV - die Stimmen vor dem Spiel

Vor dem Spiel gegen den VfL Bochum haben wir mit Youngster Finn Ole Becker und Jan-Philipp Kalla gesprochen.

Die kompletten Stimmen vor der Partie gibt es wie gewohnt bei FC St. Pauli TV!

 

(cn/hbü)

Fotos: Witters

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