FC St. Pauli

Für das Testspiel gegen das französische Spitzenteam Olympique Lyon musste Cheftrainer Alexander Blessin auf acht Kiezkicker verzichten, die hohe Anzahl nicht einsatzfähiger Spieler hatte auch zur kurzfristigen Absage des ursprünglich für den Mittag geplanten Test gegen Slaven Belupo geführt. Jackson Irvine hingegen, gerade erst von Blessin im Amt als Kapitän bestätigt, konnte nach überstandener Zehenverletzung in der Silberstadt Arena in Schwaz wieder auflaufen und zwar von Beginn an.

Der siebenmalige französische Meister hatten in der Anfangsphase mehr vom Spiel und früh zwei gute Chancen. Erst schlenzte Rechtsverteidiger Clinton Mata einen Freistoß aus 22 Metern knapp drüber (6.), ehe Stürmer Gift Orban das FCSP-Gehäuse nach einer schnellen Kombination über die linke Seite ebenfalls knapp verpasste. Sein Schuss aus 14 Metern strich am oberen rechten Eck vorbei (8.). Unsere Kiezkicker konnten sich immer wieder mit teils guten Ballstafetten vom Druck befreien, ohne dabei gefährlich ins letzte Drittel zu kommen. Dann beinahe die Führung für Olympique: Vinicius Abner kam am linken Strafraumrand frei zum Schuss und Ben Voll streckte sich vergeblich. Doch der Ball klatschte vom rechten Innenpfosten zurück ins Feld (19.).

Beide Teams lieferten sich vor knapp 2500 Zuschauer*innen viele teils sehr intensive Duelle. Dann die erste gute Möglichkeit für unsere Jungs: Im Anschluss an einen Ballgewinn in der Hälfte der Franzosen brachte Connor Metcalfe den Ball von der linken Seite mit viel Tempo in den Strafraum und fand Oladapo Afolayan. Der nahm den Ball direkt, doch Lyons Keeper parierte den zu zentralen Schuss (24.). Nach einer kurzen Trinkpause visierte Scott Banks aus 20 Metern halbrechter Position das obere linke Eck an – der Ball ging deutlich vorbei (26.).

In der Defensive standen die Braun-Weißen inzwischen deutlich besser, sodass Olympique nur selten mal in Strafraumnähe kam. Als sich die Franzosen über ihre rechte Seite dann doch mal durchspielen konnten und Lyon-Kapitän Corentin Tolisso aus zehn Metern abschloss, packte Voll sicher zu (29.). Tolisso probierte es wenig später aus 28 Metern, der ehemalige Münchner zielte aber deutlich drüber (35.). Mehr passierte im ersten Durchgang nicht, torlos verabschiedeten sich beide Teams in die Kabinen.

Oladapo Afolayan (hier im Duell mit Lyons Clinton Mata) war in der ersten Halbzeit sehr aktiv und hatte die beste Chance für unsere Kiezkicker.

Coach Blessin brachte für die zweiten 45 Minuten mit Luca Günther, Philipp Treu, Elias Saad und Johannes Eggestein vier frische Kräfte. Scott Banks, Lars Ritzka, Oladapo Afolayan und Andreas Albers blieben in der Kabine. Bei den Franzosen nahm Trainer Pierre Sage lediglich im Tor einen Wechsel vor. Unsere Jungs kamen besser aus der Pause und hatten die erste gute Chance. Nach Ballgewinn von Irvine kurz vor dem Strafraum der Franzosen legte Elias Saad in den Strafraum zu Robert Wagner und der passte von rechts in die Mitte. Treu kam aus der Drehung zum Abschluss, aufs Tor konnte der aufgerückte Außenverteidiger das Leder nicht bringen (52.).

Weiter unser FCSP: Metcalfe schnappte sich den Ball für einen Freistoß aus mehr als 25 Metern, der zur Pause gekommene Anthony Lopes war aber rechtzeitig im linken Eck (58.). Metcalfe trat auch die anschließende Ecke und fand in der Mitte Karol Mets. Dessen Kopfball strich einen guten Meter am linken Pfosten vorbei – schade (59.). Auf der Gegenseite erspielte sich Lyon ebenfalls einen Eckball, Adryelsons Kopfball ging deutlich drüber (60.). Kurz darauf gab es erst bei den Franzosen einen Vierfach-Wechsel (61.), einige Minuten später dann auch bei unseren Boys in Brown. Karol Mets, Jackson Irvine, Connor Metcalfe und Robert Wagner wurden durch Erik Ahlstrand, Carlo Boukhalfa, Emil Staugaard und Marwin Schmitz ersetzt. (68.).

Kaum auf dem Platz fasste sich Boukhalfa aus knapp 25 Metern ein Herz – drüber (72.). Auch Ahlstrand hatte wenig später etwas zu viel Platz, aus 18 Metern traf er den Ball aber nicht richtig (75.). Unser Team spielt mit viel Mut und hatte längst mehr vom Spiel, die ganz zwingenden Chancen konnten sie sich aber nicht herausspielen. Hinten brannte gar nichts mehr an und vorne verpasste Saad zunächst noch den Siegtreffer. Nach starkem Pass von Boukhalfa traf er aus acht Metern nur das Außennetz (85.).

Saad ärgerte sich wahrscheinlich noch über die vergebene Chance, da setzte Youngster Schmitz zum Jubel an. Treu hatte unseren U19-Mittelfeldspieler per Einwurf bedient und der ließ 25 Metern vor dem Tor erst seinen Gegenspieler stehen, ehe er das Leder humorlos aus 22 Metern in den oberen rechten Knick jagte. Ein Traumtor, bei dem Lopes mal so gar keine Abwehrchance hatte (87.). Es war der krönende Schlusspunkt auf einen mutigen und starken Auftritt unseres Teams, das sich den Sieg unterm Strich verdient hatte.

„Nach den ersten 20 Minuten haben wir mehr und mehr den Mut gefunden, nach vorne zu verteidigen und stabil zu sein. Es war wichtig, dass wir im zentralen Bereich viele Ballgewinne hatten, allerdings haben wir die Bälle zu oft noch zu schnell verloren. Das darf uns nicht passieren. In der zweiten Hälfte war es noch mal einen Tick besser, insgesamt können wir über 70 Minuten zufrieden sein. Wir können zufrieden sein, werden aber weiterarbeiten. Wir ordnen das Spiel richtig ein. Das Spiel gibt uns aber einen Schub und es zeigt den Jungs, dass es auch gegen so ein top Team klappt. Siege helfen immer, um noch schneller in die Köpfe der Spieler zu kommen, und der Sieg war nicht unverdient. Lyon hatte zu Beginn zwar einen Pfostenschuss, sonst mussten wir aber nur ein paar Fernschüsse verteidigen“, so Coach Alexander Blessin nach dem Abpfiff.

Philipp Treu, der sich Mitte April im Heimspiel gegen Elversberg das Wadenbein gebrochen hatte, war nach seinem Comeback gegen Lyon natürlich happy. „Es ist ein unfassbar geiles, wieder zurück zu sein. Ich habe die ganze Sommerpause durchgearbeitet und viel Rehatraining absolviert. Vom ersten Tag der Reha an habe ich alles gegeben, um schnell wieder fit zu werden und der Mannschaft so schnell wie möglich wieder helfen zu können. Was man heute gesehen hat, war die Gemeinschaft. Wir haben gemeinsam gekämpft. Dass wir gegen einen französischen top Club wie Lyon auch noch gewinnen, ist umso schöner und der krönende Abschluss des Trainingslagers.“

FC St. Pauli

Voll - Dźwigała (82. Dahaba), Nemeth, Mets (68. Staugaard) - Banks (46. Günther), Irvine (68. Boukhalfa), Metcalfe (68. Ahlstrand), Wagner (68. Schmitz), Ritzka (46. Treu) - Albers (46.Eggestein), Afolayan (46. Saad)

Cheftrainer: Alexander Blessin

Olympique Lyon

Perri (46. Lopes) - Mata (61. Maitland-Niles), Adryelson, Caleta-Car, Abner - Matić, Caqueret, Tolisso, Baldé (61. Benrahma) - Orban (61. Niakhaté), Fofana (61. Molebe)

Cheftrainer: Pierre Sage

Tor: 1:0 Schmitz (87.)

Gelbe Karten: Nemeth / keiner

Fans: ca. 2500

(hb)

Fotos: FC St. Pauli / Witters