FC St. Pauli

Nach der Premieren-Saison 2019/20, in der unser Team in der noch eingleisigen Virtual Bundesliga Platz 18 von 22 erreicht hatte, lief es richtig gut. In ihrer zweiten Saison wurden unsere eFootballer etwas überraschend, aber absolut verdient Vizemeister, zudem erreichten sie das xBox-Pokalfinale. Im Vorjahr setzte unser Team dann noch einen drauf. Wenngleich in der Virtual Bundesliga erneut ‚nur‘ die Vizemeisterschaft gefeiert werden konnte, holte das Team den ersten Titel ans Millerntor. Im DFB-ePokal-Finale besiegte unser Team den 1. FC Heidenheim und revanchierte sich damit für die Finalniederlage um die Deutsche Meisterschaft 2021.

Auch in diesem Jahr spielen unsere eFootballer wieder stark auf, als Tabellenzweiter der Nord-West-Division hat sich unser Team knapp hinter dem punktgleichen Divisionssieger Hansa Rostock direkt für die Endrunde qualifiziert und muss den Umweg über die PlayOffs wie in den beiden Vorjahren also nicht gehen. Im Süden qualifizierten sich Titelverteidiger Leipzig und Eintracht Frankfurt direkt für die Endrunde, in den PlayOffs konnten sich Anfang März dann auch der VfL Wolfsburg, der FC Schalke 04, der 1. FC Köln und der FC Augsburg für das Finale in Köln qualifizieren.

In großen Saisonfinale in Köln treffen unsere beiden 18-jährigen eFootballer Kamal Kamboj und Berkay Demirci in ihrer Gruppe am Sonnabend (25.3.) um 18 Uhr zunächst auf den FC Augsburg und um 19:25 Uhr dann auf den VfL Wolfsburg. Im letzten Gruppenspiel geht's am Sonntag (26.3.) um 12:35 Uhr dann gegen Titelverteidiger Leipzig. Vor der VBL-Endrunde haben wir mit Christian Oberlies, Koordinator eSports beim FC St. Pauli, gesprochen.

Hey Christian, blicken wir erst einmal auf die reguläre Spielzeit zurück. Wie würdest Du Eure Leistungen zusammenfassen?

In der Saison haben wir schwächere Phasen Einzelner als Team immer kompensiert. Zum Start hatte Berkay in seiner Premieren-Saison einige Rückschläge gehabt, aber Kamal hat diese kompensiert. In der Rückrunde war Berkay dann da, als Kamal eine schwächere Phase hatte. Auch wenn wir einige Punkte liegengelassen haben, haben wir konstant unser Leistungsniveau gehalten. Wir sind ein unangenehmer Gegner für die anderen Teams und das wird auch in der Finalrunde so sein.

Hat Dich im Laufe der Saison irgendetwas besonders beeindruckt?

Mich beeindruckt immer wieder die Stärke als Team. Wir haben eine mega Dynamik im Team, die man an Spieltagen besonders spürt, weil das Team komplett zusammenrückt, fokussiert ist, Spannung aufbaut, sich aber bei Erfolgen komplett entlädt und Emotionen rauslässt. Zudem finde ich die Entwicklung der Jungs super. Kamal hat sich innerhalb von zwei Jahren zu einem gestandenen FIFA-Spieler entwickelt. Mit 18 Jahren Teil der Nationalmannschaft zu sein, Woche für Woche gegen die besten Spieler*innen Deutschlands zu performen und international so präsent zu sein, ist eine bemerkenswerte Leistung. Ich bin stolz, Kamal in unserem Team zu haben. Bei Berkay ist es ähnlich. Er ist anders als Kamal, der Spaßvogel im Team. Wenn Berkay lacht, muss man mitlachen. Aber auch er hat einen enormen Schritt nach vorne gemacht. Ich bin mir sicher: Berkay wird zukünftig noch auf sich aufmerksam machen.

Mit der congstar Gaming Lounge habt Ihr zum Start in diese Saison eine neue Heimat im Millerntor-Stadion erhalten. Wie habt Ihr Euch „eingelebt“ und welche Vorteile bringt sie mit?

Es war unser großer Wunsch, einen eigenen Bereich zu haben. Dass wir die Lounge gemeinsam im vergangenen Sommer gestaltet haben, hat das Team noch mehr zusammengebracht. Wir haben viel mehr Möglichkeiten, unser Training freier zu gestalten. Wir sind sehr glücklich, dass wir die Möglichkeit erhalten haben. Neben dem intensiven Training haben wir nun auch einen Rückzugsort für gemeinsame Teamabende.

Kommen wir zum mit Spannung erwarteten VBL-Finale: In der Gruppenphase trefft Ihr auf den Augsburg, Wolfsburg und Titelverteidiger Leipzig. Was für Duelle erwartest Du in der Vorrunde?

Wer in der Finalrunde dabei ist, hat es sich auch verdient. Im eSport sind 90 Prozent der Duelle Spiele auf Augenhöhe. Nuancen entscheiden über Sieg oder Niederlage. Ich bin davon  überzeugt, dass wir die Gruppenphase erfolgreich gestalten und in das Halbfinale einziehen werden, wenn wir mental da sind.

Du sprichst es an. Es wird in den entscheidenden Duellen nicht nur auf Qualität ankommen, sondern auch auf Nervenstärke. Die ist schwer zu trainieren, oder?

Man kann an sich und seiner Nervenstärke arbeiten. Wir haben einen großen Ehrgeiz und kennen uns als Team so gut, dass wir wissen, wo wir ansetzen müssen, wenn es mental mal nicht läuft. Tom als Coach weiß, wie er die Jungs erreichen muss, und ich bin ja auch da und in Sachen Motivation eine wichtige Stütze fürs Team. Die Anspannung wird sicherlich hoch sein. Es wird wichtig sein, fokussiert zu bleiben, und das können wir!

Bereitet Ihr Euch speziell auf die Endrunde in Köln vor oder verändert Ihr bewusst wenig in den Abläufen, weil es in der Rückrunde so gut gelaufen ist?

Wir bereiten uns nicht speziell vor. Nun heißt es, an die eigene Stärke glauben und sich mental aufs Finale vorzubereiten. Die Jungs wissen, was sie können und dass sie schwer zu schlagen sind, wenn sie ihre Leistung abrufen. Aber egal wie es am Ende ausgeht, so eine Saison mit zwei 18-Jährigen ist überragend.

In den letzten beiden Jahren habt Ihr jeweils die Vizemeisterschaft erreicht. 2021 musstet Ihr Euch Heidenheim geschlagen geben, im Vorjahr dann Leipzig. Was ist dieses Jahr drin? Im dritten Anlauf zum Titelgewinn?

Die beiden Vizemeisterschaften sowie der Pokalsieg haben uns noch stärker gemacht. Wer hätte geglaubt, dass wir nach dem Abgang von Musti wieder so eine Saison spielen würden. Wir können uns nur selbst schlagen, für mich sind wir einer der Favoriten auf den Titel. Nach den letzten Jahren haben wir uns den Titel verdient. Wir werden als Team wieder alles geben und sind heiß auf die Finalrunde!

Danke fürs Gespräch und viel Erfolg in Köln!

(hb)

Foto: FC St. Pauli