FC St. Pauli und Fanszene gedenken der in der NS-Zeit ermordeten Sinti*zze und Rom*nja
Donnerstag, 03. August 2023, 13:30 Uhr
Anlässlich des Europäischen Holocaust-Gedenktages für Sinti und Roma haben FC St. Pauli, Fanladen St. Pauli, Fanräume e.V. und 1910 e.V. am Mittwochabend (2.8.) eine Gedenkveranstaltung am Gedenkort Hannoverscher Bahnhof organisiert.
In bewegenden Worten schilderte Viola Horváthová, Vorstandsmitglied der Rom Cinti Union in Hamburg, die schrecklichen Ereignisse der Nacht vom 2. auf den 3. August 1944. Die Nazis hatten die „Liquidierung des Zigeunerlagers“, das Teil des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau war, beschlossen. Die 4.300 Insassen dieses Lagerteils, darunter viele Kinder, Kranke und alte Menschen, wurden in die Gaskammern getrieben und ermordet.
Dass Antiziganismus auch heute sowohl in der Zivilgesellschaft als auch in Behörden ein massives Problem darstellt, machte Arnold Weiß, Vorsitzender des Landesvereins der Sinti in Hamburg deutlich. Obwohl im Abschlussbericht der Unabhängigen Kommission Antiziganismus diese Missstände schon 2021 dargelegt und sechs konkrete Forderungen aufgestellt wurden, erfolgt eine Bearbeitung und Umsetzung seitens der Politik nur zögerlich.
Sowohl Viola Horváthová als auch Arnold Weiß baten die Anwesenden inständig darum, sich gemeinsam mit den Betroffenen gegen Antiziganismus einzusetzen.
Wohl nichts ist eindrücklicher als die Berichte von Zeitzeugen. So wurde im Rahmen der Veranstaltung die SWR-Dokumentation „Wir haben doch nichts getan“ gezeigt, in der einige Überlebende über ihre Verfolgung in Nazi-Deutschland und die Auswirkungen auf ihr ganzes weiteres Leben sprechen.
Unter dem starken Eindruck dieser Schilderungen gingen die rund 130 Teilnehmer*innen dann zu den Gedenktafeln, um Kränze niederzulegen und der Sinti*zze und Rom*nja, die von den Nazis und ihren Verbündeten sowie Helfern verfolgt, gequält und ermordet worden waren, in Stille zu gedenken.
Die Dokumentation „Wir haben doch nichts getan“ ist hier abrufbar.
(nc)
Fotos: FC St. Pauli