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"Vielleicht schicken die mich auch nach ein paar Tagen nach Hause" - Paul Ripke mit auf USA-Tour

Der Fotograf Paul Ripke ist mit den Kiezkickern auf US-Tour. Wir sprachen mit ihm über seine Fotografie, was er aus seinen Begegnungen mit Sportlern mitnimmt und wie er den FC St. Pauli vor mehr als zehn Jahren kennengelernt hat. Und jetzt aufgepasst. Euer Wunsch ist Pauls Befehl: Kommentiert in den sozialen Netzwerken, was Paul während des Trips fotografieren soll.

Moin Paul, mit welcher Intention fotografierst Du Menschen?

Im Endeffekt bin ich der Mensch, der neben berühmten Persönlichkeiten steht und Momente einfängt und die Emotionen und Gefühle einer Person dadurch für mehr Leute fassbar macht. Dabei arbeite ich aber immer respektvoll und schieße mal ein Bild nicht, wenn die Situation nicht passt. Ich muss aber auch sagen, dass ich in meinem Leben sehr viel Glück hatte, dass es so gelaufen ist, wie es gelaufen ist.

Was war für Dich der Auslöser, Deine Arbeit so zu machen, wie Du sie machst?

Den Grundstein hat 2006 das Sommermärchen von Sönke Wortmann gelegt. Sönke war mit seiner Kamera Teil der Mannschaft und hat für mich prägende Bilder gemacht. Zum Beispiel die Szene, in der der Mannschaftsbus durch ein endloses Spalier von Fans fährt, war sehr bewegend und eindrucksvoll. Was muss da in den Köpfen der Spieler vorgegangen sein? Diese Emotionen möchte ich den Leuten da draußen auch vermitteln. In den letzten Jahren war ich oft in schönen Momenten dabei. Gerade die Weltmeisterschaft 2014 war natürlich der Wahnsinn.

Du hast in Deiner täglichen Arbeit viel mit Leistungssportlern zu tun. Was fasziniert Dich an Ihnen?

Das Talent dieser Menschen ist beeindruckend. Leistungssportler haben etwas, dass man nicht trainieren kann. Es ist oft eine Mischung aus Intuition und Bauchgefühl. Das sind diese fünf Prozent, die nicht trainierbar sind. Natürlich ist Fleiß ein riesengroßer Bestandteil ihres Erfolges, aber es gehört auch immer ein wenig Glück und das bereits angesprochene Bauchgefühl dazu. Das ist faszinierend.

Was nimmst Du aus der Arbeit mit Sportlern mit?

Von außen sieht bei ihnen alles immer perfekt und gekonnt aus. Doch aus der Nähe betrachtet sieht man, dass Ihr Erfolg aus vielen kleinen Schritten besteht. Diese kleinen Schritte sehen vielleicht auch ab und zu trottelig aus, sind aber am Ende Teil des großen Ganzen. Diese tägliche Arbeit an sich ist das, was mich fasziniert. Im Erfolgsfall funktioniert immer ein ganzes System aus vielen Teilen. Das Spannende ist, dass externe Faktoren oftmals nicht beeinflusst werden können und deswegen gibt es auch die Erlebnisse und Augenblicke des Misserfolges. Das mitzuerleben, ist ab und an nicht leicht. Hier kann man aber auch immer eine Parallele zu sich selbst ziehen. Misserfolg oder Rückschlage waren und sind auch immer Teil von einem selbst und einer beruflichen Karriere.

Du hast den Sport und gerade den Fußball in den letzten Jahren sehr intensiv begleitet. Wie siehst Du die Entwicklung im Fußball?

Für mich ist die Entwicklung aus der Ferne betrachtet schwer einzuschätzen. Seit zwei Jahren lebe ich in den USA und verfolge Fußball leider nur noch über die kicker-Homepage. Grundsätzlich kann es nicht sein, dass einzelne Vereine wie Bayern München komplett ihr Ding machen und an der Spitze ihre Kreise ziehen. Letzten Endes habe ich aber keinen Ansatz und keine Lösung für die Thematik.

Wie hast Du bisher mit dem FCSP zusammengearbeitet?

Bereits zu Regionalliga-Zeiten habe ich mit upsolut die Shootings für die neuen Trikots gemacht. Am Anfang war es das Camouflage-Trikot. Gleichzeitig haben wir den Fanshop-Katalog mit Zeitungspapier gedruckt. Natürlich war das gewagt, aber wir haben es damals hinbekommen, das urbane Lebensgefühl des FC St. Pauli rüberzubringen. Auch später habe ich Charles Takyi, Marius Ebbers oder auch Timo Schultz für unterschiedliche Spielzeiten abgelichtet. Darunter war auch die Trikot-Präsentation, bei der wir Florian Mohr einfach die Vereinsfarben ins Gesicht geschmissen haben.

Was verbindest Du mit dem FC St. Pauli im Speziellen?

Ich komme aus Heidelberg. Dort gibt es keinen Fußball. Als ich nach Hamburg gekommen, bin ich direkt ans Millerntor gegangen und habe die Atmosphäre im Stadion sehr genossen. Irgendwie hatte ich dann auch das Glück an Dauerkarten zu kommen und stand dann auch seit 2007 in der neu gebauten Südkurve. Völliger Wahnsinn war der Aufstieg in Fürth, als wir 2010 in den Platz gestürmt haben und auf dem Rasen gefeiert haben. 

Was war Dein erster Gedanke, als das Thema aufgekommen ist, mit dem FCSP in die USA zu fliegen?

Schnapsidee! Aber wie wir alle wissen, daraus können die lustigsten Geschichten entstehen. Der FC St. Pauli hat mir in meinem Leben sehr geholfen. Vielleicht kann ich mit meiner Arbeit und meinen Bildern auf der Tour ein klein wenig zurückgeben. In den letzten Jahren hatte ich auch Anfragen anderer Bundesligisten, die habe ich jedoch immer abgelehnt. Jetzt ist es etwas anderes. Das spannende an der Reise ist, dass ich nicht wirklich weiß, was passiert und der Verein weiß nicht, was er von mir bekommt. Vielleicht schicken die mich auch nach ein paar Tagen nach Hause (lacht).

Vielen Dank für das Gespräch und viel Spaß in den USA mit unseren Kiezkickern!

(lf)

Fotos: Paul Ripke

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