Gutachten zu Josef Ollig veröffentlicht
Freitag, 27. Juni 2025, 13:30 Uhr
Um eine sachliche und fundierte Diskussion über den Umgang mit dem Lied „Das Herz von Sankt Pauli“ zu ermöglichen, veröffentlicht der FC St. Pauli eine wissenschaftliche Dokumentation. Diese untersucht die Rolle des Journalisten und Liedtexters Josef Ollig in der Weimarer Republik, im Nationalsozialismus und in der Nachkriegszeit.
Verfasst wurde das Gutachten von Celina Albertz, Politik- und Medienwissenschaftlerin sowie Kuratorin des FC St. Pauli-Museums, und Peter Römer, Historiker und Politikwissenschaftler sowie stellvertretender Leiter des Geschichtsorts Villa ten Hompel in Münster.
Die Autor*innen betonen: Geschichtswissenschaft bietet eine wesentliche Grundlage für gegenwärtige Orientierung – insbesondere weil sie neue Quellen erschließt und überlieferte Narrative kritisch hinterfragt. In diesem Sinne kann das Gutachten als Basis für einen konstruktiven und faktenbasierten Austausch darüber dienen, wie künftig mit dem Lied umgegangen werden soll.
Keine Handlungsempfehlung
Wichtig: Das Gutachten enthält keine konkrete Handlungsempfehlung. Ziel der Autor*innen ist es vielmehr, Denken und Handeln der Vergangenheit im jeweiligen historischen Kontext zu rekonstruieren und nachvollziehbar zu machen.
Vor der Veröffentlichung wurde das Gutachten durch die Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte fachlich geprüft. In ihrer Stellungnahme stellt der Vorstand fest, dass die Arbeit auf intensiver Quellenrecherche basiert und „sehr differenzierend zur Rolle Josef Olligs im Nationalsozialismus“ argumentiert.
„Unterstützte deutlich das NS-System“
In der Stellungnahme heißt es weiter: „Deutlich hervorgehoben wird, dass Ollig bereits am Ende der Weimarer Republik in wichtiger Funktion für eine republikfeindliche Hamburger Zeitung tätig war, die ab 1930 offen die NSDAP unterstützte. Auch konnte eindeutig nachgewiesen werden, dass Ollig in seinem Entnazifizierungsverfahren durch Auslassungen und Lügen seine Redaktionstätigkeit während der NS-Zeit als unpolitisch darzustellen versuchte. Sowohl vor dem Krieg als auch als Kriegsberichterstatter unterstützte er deutlich das NS-System.“
Hier ist das vollständige Gutachten abrufbar!
Transparenter Austausch
Der FC St. Pauli dankt Celina Albertz und Peter Römer sehr herzlich für ihre Arbeit. Mit der Veröffentlichung setzt der Verein die Aufarbeitung der Angelegenheit konsequent, transparent und im Austausch mit Mitgliedern und Fans fort.
Am Mittwochabend (2.7.) wird das Gutachten im Rahmen einer Veranstaltung im Millerntor-Stadion vorgestellt und gemeinsam diskutiert.
Wie das Lied "Das Herz von St. Pauli" vor gut 20 Jahren überhaupt ins Stadion kam, haben wir hier in einem Rückblick beleuchtet.
(pg)
Foto: FC St. Pauli