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"Diese gegensätzlichen Aspekte des Coachings zusammenzubringen, ist ein spannender Auftrag"

Nach zwölf Jahren hat sich Fabian Seeger vom Hamburger Fußball-Verband e.V. (HFV) verabschiedet. Seit dem 1. Januar komplettiert der 38-Jährige die Leitung des Nachwuchsleistungszentrums (NLZ) beim FC St. Pauli als Sportlicher Leiter und bildet mit Benjamin Liedtke eine Doppelspitze. Für seine Stelle hat der Verein eine Person gesucht, die sich als "Leiter im Trainingsanzug" um die Trainerausbildung und Top-Talente auf dem Platz kümmert. Im Interview spricht Seeger über seine lange Zeit beim HFV, seinen Start beim FC St. Pauli und den Triumph über einen Formel 1-Weltmeister und Premier League-Coach. 

Moin Fabian, erst einmal herzlich Willkommen beim FC St. Pauli. Was macht ein "Leiter im Trainingsanzug"?

Vielen Dank! Der Trainingsanzug ist das Symbol für den Fußballplatz. Das bedeutet, dass ich als Schnittstelle vom Schreibtisch zum Platz nah am Training, an den Trainerinnen und Trainern und den Spielern aktiv bin.

Du warst zwölf Jahre beim Hamburger Fußball-Verband aktiv, zuletzt als DFB-Stützpunktkoordinator. Was kommt in einem Nachwuchsleistungszentrum auf Dich zu?

Es gab schon vorher viele Kontaktpunkte, mit dem Blick von außen kenne ich NLZ-Strukturen in ganz Deutschland. Wie sich die tagtägliche Arbeit anfühlt, lerne ich kennen. Ich glaube aber schon, dass ich eine gute Vorstellung habe, welche Aufgaben einzelne Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben und was in den verschiedenen Altersbereichen entscheidend ist.

Und im Nachwuchsfußball in Hamburg kennst Du Dich sicherlich auch bestens aus.

Klar, ich kenne die Gesamtstruktur in Hamburg – also die Vereine und natürlich die Verbandsstrukturen. Das ist mit Sicherheit ein großer Vorteil gegenüber jemandem, der nicht aus der Stadt Hamburg kommt.

Wann war Dir klar, dass Du aus Deiner Leidenschaft zum Fußball mehr als nur ein Hobby machen möchtest?

Ich versuche langfristig zu denken, dabei aber immer einen Schritt nach dem nächsten zu machen. Mit 18, 19 war mir klar, dass ich mich beruflich in den Fußball entwickeln möchte. Dann ging es los mit einem sportwissenschaftlichen Studium und anschließend habe ich mir immer das nächste Themenfeld erschlossen.

Nicht Wenige kennen Dich auch als Autor. Du hast fünf Fußball-Sachbücher geschrieben.

Das war nicht geplant, sondern ist Step by Step entstanden. Ich habe im Zuge meiner ersten Trainerstation Inhalte strukturiert und Trainingsformen abgelegt. Auf vielen Laptops in Deutschland legen Trainer ihre Inhalte und Konzepte ab, ich hatte Spaß daran, meine weiter aufzuarbeiten. Irgendwann gab es dann eine ganze Sammlung und die wollte ich mit anderen teilen.

Das klingt danach, dass Du sehr akribisch und detailliert arbeitest.

Ja, ich habe schon einen Blick für das Detail. Aber es muss nicht immer alles durchgeplant sein. Für mich gibt es mit Blick auf das Coaching zwei entscheidende Gegensätze: Auf der einen Seite Struktur, Planung und Konzept, auf der anderen Bauchgefühl, Spontanität und Intuition. Diese gegensätzlichen Aspekte zusammenzubringen, ist ein spannender Auftrag. Der Blick für das Detail sollte dabei niemanden einschränken.

Eines Deiner Bücher hast Du gemeinsam mit Co-Trainer Loïc Favé geschrieben. Jetzt seid Ihr beide beim FC St. Pauli gelandet.

Mit Loïc ist es tatsächlich so, wie mit vielen anderen im NLZ auch, dass es immer wieder Kontaktpunkte gab. Wir haben eine Zeit lang sehr eng zusammengearbeitet, weil wir einen Auswahl-Jahrgang zusammen trainiert haben. Dass wir jetzt zusammen in einem Verein arbeiten, ist aber eher eine zufällige Fügung. Jeder ist seinen eigenen Weg gegangen.

Wirst Du Deinen Weg als Autor noch weitergehen?

Ich werde auch zukünftig Inhalte teilen, aber ab sofort werde ich mich komplett auf meine Aufgabe beim FC St. Pauli konzentrieren. Die Umsetzung von Konzept, Strategie oder alles was Inhalt bedeutet, baut immer auf der Qualität von Beziehungen auf. Daher ist es mir zum Start besonders wichtig, möglichst viele der NLZ-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter intensiv kennenzulernen und in die gemeinsame Arbeit zu kommen.

Hast Du zum Abschluss noch einen Tipp, wie man es an die Torwand im Aktuellen Sportstudio schafft?

Das ist schon lange her und im Rückblick ordne ich das vor dem Hintergrund des Ausprobierens und des Verlassens der eigenen Komfortzone ein. Ich denke, dass man vor allem dann intensiv dazulernen kann, wenn die Möglichkeit des Scheiterns besteht.

Und nebenbei waren Thomas Tuchel und Sebastian Vettel in der gleichen Sendung zu Gast. Du hast die beiden an der Torwand geschlagen.

Das war auch nicht ganz fair, im Autofahren wäre es sicher anders ausgegangen (lacht).

Vielen Dank für das Gespräch!

 

(ms)

Fotos: FC St. Pauli

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