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Kick the Borders - "Das sind wirklich tolle Menschen"

Francesco Catera vom Centro Sportivo Italiano möchte durch den Sport Menschen verbinden. Wir sprachen mit dem charismatischen Sizilianer über Fußball, seine Arbeit im Viertel und die Hoffnung, die er mit der Woche Kick the Borders verbindet.

Ciao Francesco, was bedeutet Dir Fußball?

Fußball war schon mein Leben lang eine wichtige Säule: Erst war ich selbst aktiv, dann war ich Trainer, dann Schiedsrichter und heute bin ich Consigliere Regionale vom CSI. Für mich ist es wichtig, dass Fußball einfach nur ein Spiel bleibt. Das ist nicht immer einfach zu vermitteln, denn die Einflüsse von Fernsehen und großen Marken lassen das oft vergessen. Fußball ist in erster Linie Freundschaft! Freundschaft, die innerhalb einer Mannschaft entsteht. In Zeiten des Individualismus wissen viele nicht mehr, was Freundschaft bedeutet. Eine Mannschaft findet als Gruppe zusammen und das nicht nur auf dem Feld, sondern auch danach in den Umkleidekabinen und alltäglichen Leben.

Wie wichtig ist Deine Arbeit hier vor Ort?

Im Viertel ist es nicht einfach, denn viele Mitarbeiter vom CSI arbeiten und sind am Nachmittag freiwillig beim Fußball. Wir versuchen, den Kids jeden Tag neue Erfahrungen zu geben. Wie Ihr seht, haben manche von ihnen Markenschuhe, andere haben geflickte Schuhe, die ziemlich kaputt sind. Wir versuchen dann, an bessere Ausstattung für sie zu kommen. Die Kinder sollen dann alle zusammenspielen und es soll sie nicht belasten, dass einige die Sachen geschenkt bekommen haben, weil sie selbst nichts haben. In Italien ist das Thema Fußball aber schwierig, denn es gibt sehr viele sehr teure Fußballschulen. Dort lernen sie spielen, aber die Werte, die wir mitgeben wollen, bekommen sie dort nicht vermittelt.

Was waren die ersten Gedanken, als Du gehört hat, dass italienische Jugendliche und Geflüchtete zusammenspielen sollen?

Ich habe mich gefreut, dass es Leute gibt, die genauso denken wie wir! Hier in Syrakus ist es schwer, denn es gibt die bereits genannten teueren Fußballschulen. Unsere Trainer sind wirklich tolle Menschen, die Engagement zeigen. Es ist schön zu sehen, dass es sowas auch in Groß gibt! Außerdem ist es spannend, weil man inhaltlich viel lernt.

Was bedeutet diese Woche für Dich?

Klar motiviert das, aber das Beste ist, dass ich ganz viele neue Ideen sammle. Ich habe angefangen darüber nachzudenken, wie man das Training verbessern kann, was für Material Ihr benutzt, wie man an die Kids herangeht. Für die Kids ist das alles neu, für mich ist das wie ein Studium. Ich habe mich wirklich viel mit St. Pauli beschäftigt, bevor ihr hergekommen seid und freue mich total, dass ich mir jetzt die Geheimnisse abgucken kann.

Wie sieht die Bevölkerung die Geflüchteten?

Die Geflüchteten werden in der sizilianischen Bevölkerung als die angesehen, die allen die Arbeit wegnehmen, und als Menschen, die man als billige Arbeitskräfte ausnutzen kann. Andere sehen sie als eine Bereicherung. Wir sehen sie als Menschen, die ins Spiel einbezogen werden müssen. Aber nicht alle sehen das so. Viele Vereine in Syrakus haben Geflüchtete nicht als Spieler akzeptiert und das macht es ganz schwierig. Sizilien ist historisch gesehen ein Ort, der immer die Menschen, die über das Meer gekommen sind, aufgenommen hat. Aber in diesem Moment ist es wirklich sehr schwierig, weil die Politiker selbst Brüder gegen Brüder aufhetzen und unsere Arbeit ist es, diese Spannung rauszunehmen.

Was erhoffst Du Dir von dieser Woche?

Ich habe mich heute mit meinen Kollegen vom CSI hingesetzt und wir haben überlegt, eine Mannschaft mit den Geflüchteten zu gründen, die hier beim Camp mitmachen. Wir wollen verstehen, wie wir sie in unser Vereinsleben einbeziehen können. Wir hatten in der Vergangenheit einzelne Spieler in der Mannschaft, aber noch nie eine komplette Mannschaft. Wir wollen in den kommenden Tagen rausbekommen, wen wir als Ansprechpartner gewinnen können, um dann eine richtige Mannschaft aufstellen zu können, die dann konstant im Verein mittrainiert.

Vielen Dank für das Gespräch, Francesco!

 

(jb/lf)

Fotos: Ben Wessler

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