"Wir müssen von der ersten Minute auf Spannung sein"
Sonnabend, 25. Januar 2020, 10:00 Uhr
In einer von Verletzungen geprägten Hinrunde war Robin Himmelmann der einzige Kiezkicker, der in allen Zweitliga-Spielen nicht eine Minute verpasst hatte. Auch beim ersten Ligaspiel nach dem Jahreswechsel bei der SpVgg Greuther Fürth wird unsere Nummer 30 zwischen den Pfosten stehen. Vor dem Auftakt in die zweite Saisonhälfte haben wir uns mit Himmelmann nicht nur über Winter-Vorbereitung, sondern auch über Zu-Null-Spiele, den Konkurrenzkampf innerhalb der Mannschaft und natürlich über die Partie in Fürth unterhalten.
Hey Robin, in drei Tagen geht's wieder los, daher zum Einstieg die Frage: Wie sehr kribbelt es bei Dir schon?
Das kommt bei mir meist erst kurz vor dem Spielbeginn. Die Pause war jetzt nicht allzu lang, das lange Warten wie im Sommer gab es ja nicht. Die Zeit verging zudem schnell. Ich freue, dass es wieder losgeht.
Mit den beiden Siegen gegen Wehen Wiesbaden und Arminia Bielefeld hattet Ihr Euch in die Pause verabschiedet. Konntest Du das positive Gefühl mit in die Vorbereitung nehmen?
Die beiden Siege liegen schon ein paar Tage zurück, wir haben sie nicht am letzten Wochenende gefeiert. Für uns war es sehr wichtig, die Punkte geholt zu haben. Nicht nur für uns selbst, sondern auch um nach außen zu zeigen, dass wir in der Lage sind, Spiele zu gewinnen und nicht sagen zu müssen, dass wir wieder ordentlich bis gut gespielt, aber nichts geholt haben. Die Vorbereitung verlief sehr positiv, alle waren mit einer sehr hohen Intensität dabei. Trotz der Unterbrechung wollen wir den Schwung mit- und wieder aufnehmen.
Nach zuvor zehn Spielen in Folge mit mindestens einem Gegentor konntest Du Deinen Kasten gegen Bielefeld wieder sauber halten. Wie gut tat das persönlich?
Das tut nicht nur mir, sondern uns als Mannschaft gut, wenn wir zu Null spielen. Wenn wir auf Dauer die Anzahl der Spiele zu Null erhöhen, dann machen wir uns das Leben deutlich einfacher. Wenn wir am Ende gewinnen, kann ich wie gegen Wehen Wiesbaden auch mit einem Gegentor leben. Man kann aber nicht immer drei Tore schießen wie vor der Winterpause, das ist uns auch bewusst. Deswegen arbeiten wir daran, dass die Null steht.
"Fehler gehören zum Lernprozess dazu. In den Testspielen kann das passieren, in der Liga müssen wir diese aber abstellen."
Intensiv gearbeitet habt Ihr in der Winter-Vorbereitung. Wie würdest Du die vergangenen Wochen zusammenfassen?
In der kurzen Zeit haben wir den Fokus vor allem intensive Spielformen und aggressives Verteidigen in unserer Grundordnung gelegt. Wir haben ein paar Themen in der Offensive angesprochen, die wir in der Hinrunde hätten besser machen können. Davon haben wir in den Testspielen bereits ein, zwei Sachen umgesetzt. Das stimmt uns natürlich positiv. Wir müssen das aber auch in der Liga umsetzen.
Wie in der Liga vor der Winterpause hießen die Gegner in der Vorbereitung Wehen Wiesbaden (5:2) und Bielefeld (3:4). Welche Erkenntnisse habt Ihr aus den beiden Spielen mitgenommen?
Die Ergebnisse sagen eigentlich alles aus. Wir haben viele Tore geschossen - auch nach Spielzügen, die wir im Training so auch einstudiert haben. Der Großteil der Gegentore ist aus individuellen Fehlern entstanden, die wir nicht mehr ausbügeln konnten. Es gab aber kein Gegentor, bei dem uns der Gegner an die Wand gespielt hat. Fehler gehören zum Lernprozess dazu. In den Testspielen kann das passieren, in der Liga müssen wir diese aber abstellen. Dafür müssen wir zu 100 Prozent scharf sein und diese kleinen Fehler, die gerne in der Ermüdung entstehen, reduzieren. Gelingt uns das, sind wir gut aufgestellt.
In der Vorbereitung haben nur vier Spieler aufgrund von Verletzungen gefehlt. In der Hinrunde sah das ja noch ganz anders aus. Der Konkurrenzkampf ist entsprechend groß. Wie hast Du den Kampf um die Plätze erlebt?
Man merkt deutlich, dass sich niemand zurücklehnt. Es ist keiner dabei, der ein paar Einheiten zu locker angeht. Es kann sich auch keiner zurücklehnen, denn alle wissen, dass sonst der Nebenmann schnell da ist. Das ist für uns als Mannschaft gut und natürlich auch für den Trainer, der einerseits viel Auswahl, andererseits aber auch die Qual der Wahl hat. Am Dienstag wird's die ersten Entscheidungen geben. Bei der Qualität und dem Engagement hat es eigentlich keiner verdient, draußen zu sitzen. Es stimmt mich sehr positiv, dass wir in Fürth eine sehr gute Truppe auf den Platz schicken können.

Fangen nach etwas mehr als fünf Wochen Ligapause alle Mannschaften ein Stückweit wieder bei Null an?
Das nicht, aber alle Teams starten ohne Wettkampf-Rhythmus. Jede Mannschaft bestreitet zwar Testspiele, aber es sind nur Testspiele. Die Abläufe sind andere. Für alle Teams gilt es, zum Auftakt erst einmal wieder den Flow zu finden. Man hat in der Bundesliga am vergangenen Wochenende gesehen, dass manche Mannschaften richtig gut aus der Pause gekommen sind und andere Teams nicht sofort da waren. Wenn du das im Laufe des Spiels nicht änderst, verlierst du das Spiel. Wir müssen von der ersten Minute auf Spannung sein. Das 'Wiederreinkommen' ist wichtig. Die ersten Minuten musst du gut angehen, sonst kann es schnell dazu führen, dass du dich in den 90 Minuten richtig schwertust und es sehr wahrscheinlich auch nicht schaffst, zu Null zu spielen. Dann verringert sich entsprechend auch die Chance, das Spiel zu gewinnen. Wir setzen in den letzten Tagen alles daran, an den letzten Feinheiten und Kleinigkeiten zu arbeiten. Wenn's in Fürth losgeht, müssen wir im Kopf frisch sein.
Nicht nur Ihr, sondern auch Fürth hat in der Hinrunde vergeblich nach Konstanz gesucht. Wie hast Du die Saison Eures Auftaktgegners verfolgt?
Ganz speziell verfolgt habe ich deren Saison nicht. In unseren Videoanalysen war Fürth nur selten dabei, weil sie nicht oft gegen unseren nächsten Gegner gespielt haben. Generell hatte viele Mannschaften Aufs und Abs, darunter Fürth. Aber auch die Topteams hatten Phasen, in denen sie nicht wie gewünscht gepunktet haben. Die letzten Jahre haben gezeigt, wie schwierig es in der ausgeglichen zweiten Liga ist, konstant gute Ergebnisse zu holen. Willst du eine gute Rolle spielen, musst du aber konstant gute Leistungen abliefern und regelmäßig punkten. Es steckt viel Arbeit dahinter, wenn man es dann mal schafft.
Wie schätzst Du Fürth ein?
Fürth ist an einem guten Tag ein harter Brocken, darauf werden wir uns auch darauf einstellen. Im Vorjahr haben wir am letzten Spieltag in der letzte Minute verloren, in dem Jahr davor deutlich mit 0:4. Die beiden Spiele davor wiederum hatten wir allerdings gewonnen. Man sieht, alles ist möglich. Jetzt erwarte ich ein Duell auf Augenhöhe, bei dem wir uns auf unser Spiel konzentrieren müssen. Für uns gilt, die Stärken der Fürther aus dem Spiel nehmen und die liegen in der Offensive.
"Wir wollen dem Gegner von Beginn an klarmachen, dass wir trotz unserer Auswärtsbilanz überzeugt davon sind, auswärts gewinnen zu können."
Apropos Offensive. Im Hinspiel hat die SpVgg am Millerntor mit 3:1 gewonnen. Wie hast Du die Partie erlebt?
Unser Start war denkbar ungünstig, Jackson (Anm. d. Redaktion: Christopher Avevor) verletzt sich und wir kassieren direkt das 0:1. Ich will rückblickend nicht davon sprechen, dass es ein Schock für uns war, aber wir konnten uns aus der Situation nicht mehr rausziehen. Wir waren da noch nicht stabil genug, um den Rückstand doch noch zu drehen. Zu dem Zeitpunkt hatten wir uns auf dem Platz noch nicht gefunden, es war noch wie ein Zusammenfinden und Einspielen.
Fürth hat Euren Heimauftakt vermiest, Ihr könnt Euch am Dienstagabend dann revanchieren. Allerdings wartet Ihr seit dem 1:0 in Paderborn Anfang März 2019 auf einen Auswärtssieg. Wie sehr nervt es Euch, so gut immer ohne Punkte im Gepäck abzureisen?
Definitiv sehr! Es gibt keine Erklärung dafür. Ich kann mich an Phasen erinnern, in denen wir richtig gute Auswärtsspiele abgeliefert haben und Fragen kamen, warum es am Millerntor, mit den eigenen Fans im Rücken, nicht auch mal so gut läuft. Keine Ahnung, wie es zu solchen Serien kommt. Klar ist: Keiner von uns fährt zu Auswärtsspielen und sagt sich, dass es egal ist, ob wir da gewinnen oder verlieren. In Paderborn hätten wir damals eigentlich nie gewinnen dürfen, holen aber trotzdem die drei Punkte. Warum es seitdem nicht mehr funktioniert hat, kann ich nicht erklären. Einige Male, ich denke beispielsweise an das Spiel in Dresden, waren wir knapp davor, es sollte aber nicht sein.
Worauf wird es am Dienstagabend ankommen, um erfolgreich zu starten?
Die bereits angesprochene Null hinten wäre auf jeden Fall hilfreich. Wir müssen von Anfang an unser Spiel auf den Platz bringen, hoch konzentriert und fokussiert sein. Fehler werden passieren, diese müssen aber wir auf ein Minimum reduzieren, um dann idealerweise gar nichts zuzulassen. Wir haben ein Auswärtsspiel, in dem wir in der Offensive Akzente setzen wollen. Da wird wichtig sein, dass wir ein Tor schießen und hinten die Null halten. Dazu sind wir auf jeden Fall in der Lage. Wir wollen dem Gegner von Beginn an klarmachen, dass wir trotz unserer Auswärtsbilanz überzeugt davon sind, auswärts gewinnen zu können.
(hb)
Fotos: Witters