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Interview mit Ole Plogstedt: „Feuer frei mit Kartoffelbrei“ im FCSP-Museum

Im Rahmen der „Langen Nacht der Museen“ am Sonnabend (22.4.) möchte TV-Koch und Tournee-Caterer Ole Plogstedt (Rote Gourmet Fraktion) von 21 bis 23 Uhr im FC St. Pauli-Museum mit der Aktion „Feuer frei mit Kartoffelbrei!“ zu Diskussionen anregen: Wie weit darf, wie weit muss Protest angesichts der dramatischen Klimalage gehen? Wir sprachen mit ihm über die Hintergründe seiner Aktion.

Moin Ole! Bei Deiner Aktion dürfen Museumsbesucher*innen einen gerahmten Nachdruck des Bildes „Fünfzehn Sonnenblumen“ von Vincent van Gogh mit einem Brei aus containerten Lebensmitteln bewerfen und über die Ziele und Mittel der „Letzten Generation“ sowie den öffentlichen Umgang damit diskutieren. Wie bist Du auf die Idee gekommen, diese Aktion im FC St. Pauli-Museum zu machen?

„Wir hatten schon vor der Pandemie vor, gemeinsam im Museum eine kulinarisch-solidarische Aktion zur Langen Nacht der Museen zu machen. Leider fielen die 'Langen Nächte' von 2020 bis 2022 dann Corona zum Opfer. Nachdem es jetzt endlich mit Präsenzveranstaltungen weitergeht, fand ich die Museumsaktionen der 'Letzten Generation' eine regelrechte Steilvorlage: Die Tomatensuppen-Attacke auf die berühmten Van-Gogh-Sonnenblumen in London zum Beispiel, bei der das Gemälde ja übrigens völlig unbeschädigt geblieben ist. Dieses Thema wollte ich in einem Museum aufgreifen.“

Ole Plogstedt im FC St. Pauli-Museum bei einer „Rettet die Clubs“Aktion im Oktober 2021

Ole Plogstedt im FC St. Pauli-Museum bei einer „Rettet die Clubs“Aktion im Oktober 2021

Was antwortest Du auf Kritiker, die auf Gefahren für Kunst und Kultur verweisen?

„Ich finde die Aktionen der Letzten Generation in den Museen treffend. Ein historisches Kunstwerk in einem Museum soll für alle nachfolgenden Generationen geschützt werden, während das Überleben der nachfolgenden Generationen durch nicht ausreichende Klimaschutzmaßnahmen aufs Spiel gesetzt wird: Finde den Fehler! Ist es angesichts der dramatischen Folgen durch die Klimakatastrophe nicht völlig unverhältnismäßig, sich an einem leicht abwaschbaren 'Schaden' an einem durch eine Glasscheibe geschützten Gemälde abzuarbeiten, wie es gerade geschieht, statt sich für die Einhaltung der Klimaziele einzusetzen?“

Du bist vielseitig engagiert und setzt Dich neben Themen wie Klimaschutz und Seenotrettung für Flüchtlinge u.a. auch gegen Lebensmittelverschwendung ein. Wie kamst du dazu?

„Als Koch habe ich zu allem, was mit Lebensmitteln zu tun hat, natürlich einen gewissen Bezug. Bei mir selber im Job haben wir zum Beispiel ein System entwickelt, wie wir kaum Lebensmittel wegschmeißen, sondern fast alles weiterverarbeiten können. Im Rahmen meines YouTube-Kanals 'Kulinarisch solidarisch' kam es dann dazu, dass wir mit dem Künstler Mohamed Smith zusammen containern gegangen sind und daraus eine Sendung gemacht haben. Das war ungefähr zur selben Zeit, als die Letzte Generation mit 'Essen retten, Leben retten' angefangen hat.“

Grafik zur Langen Nacht der Museen mit verschiedenen Daten zur Veranstaltung.

Die Lange Nacht der Museen findet am Sonnabend (22.4.2023) von 18 bis 1 Uhr statt. 50 Museen nehmen teil.

Wie würdest Du den Zusammenhang zwischen Lebensmittelverschwendung und Klimakrise beschreiben?

„Der Bezug zur Klimakatastrophe ist ja der, dass wir auf eine Ernährungskrise zu rasen: Es wird weltweit durch die Klimaschäden zu Versorgungsengpässen kommen, zu Ernteausfällen, zu Wasser, das ein umkämpftes Gut sein wird. Es gibt also einen direkten Zusammenhang zwischen Ernährung und Klimakatastrophe, für den sich die Letzte Generation einsetzt und den ich auch mit meinen Aktionen deutlich machen möchte. Übrigens wird auch der Lebensmittelbrei, den wir bei der Langen Nacht der Museen verwenden, aus containerten, also zuvor weggeworfenen und aus dem Müll 'geretteten', Lebensmitteln gekocht.“

TV-Koc Ole Plogstedt lehnt mit beiden Armen auf einem Tresen. Er trägt eine shcwarze Sweatacke und eine schwarze Kappe.

Kulinarisch solidarisch: Ole Plogstedt, u.a. Tourkoch für Jan Delay, Fettes Brot und die Toten Hosen, ist politisch vielseitig engagiert.

Die Reaktionen auf die Aktionen der „Letzten Generation“ sind zum Teil heftig. Wie denkst Du darüber?

„Ehrlich gesagt nervt mich die Art, wie Medien, allgemeine Öffentlichkeit und auch Politik damit umgehen, teilweise sehr: Dass Leute, die demonstrieren bzw. durch zivilen Ungehorsam protestieren, was ja nun echt ein demokratisches Mittel ist – dass diese Leute als Terrorist*innen dargestellt werden. Gerade ist ein Aktivist, der sich auf der Straße festgeklebt hat, zu fünf Monaten ohne Bewährung verknackt worden. Ich fand es darum einen passenden Moment, um in einem Museum bei einer Langen Nacht der Museen den Museumsprotest der Letzten Generation nachzustellen und mit den Leuten und einer ganzen Reihe von Gästen darüber zu diskutieren. Um so vielleicht ein gewisses Verständnis zu erreichen für die Menschen, die sich für die Sache einsetzen. Ich erwarte ja gar nicht, dass alle die Aktionen der 'Letzten Generation' gut finden – aber die machen was, und andere machen nichts!“

Was erhoffst Du Dir von der Aktion am Sonnabend?

Ich würde mich freuen, wenn wir mit „Feuer frei mit Kartoffelbrei“ Leute dazu animieren, die Energie, die sie bisher in die Kritik an den Protestformen der 'Letzten Generation' gesteckt haben, künftig in den Klimaschutz und die Ziele der 'Letzten Generation' zu investieren.

Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg am Sonnabend!

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Links zum Thema:

Video: Ole Plogstedt und Aktionskünstler Mohamed Smith gehen containern:

Website der „Letzten Generation“

Programm des FCSP-Museums auf der LNDM-Website

Mitglied werden im FC St. Pauli-Museum

 

Interview: 1910 e.V.

Fotos: Ariane Gramelspacher, Sabrina Adeline Nagel, Inken Jaacks

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