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"Wenn ich schon so viel Platz habe, wieso dann nicht einfach mal draufhalten?"

Ein halbes Jahr, nachdem mit Daniel-Kofi Kyereh bei der Wahl zu einem Tor des Monats (TdM) Januar zuletzt ein Kiezkicker nominiert war, hat es mit Leart Paqarada wieder einer unserer Jungs in die Auswahl der besten fünf Tore des Monats Juli geschafft. Sein Treffer beim 3:0-Heimsieg gegen Holstein Kiel war absolut sehenswert, aus knapp 25 Metern zielte er so genau, dass der Ball im rechten oberen Eck einschlug. Paqarada ist sich der starken Konkurrenz bei der Wahl bewusst, rechnet sich aber Chancen aus und hofft dabei auf den Support der FCSP-Fans.

Der Frust und der Ärger über die erste Niederlage in dieser Saison in Paderborn war Leart Paqarada am Mittwochnachmittag (25.8.) noch anzumerken. Mehr sei beim SCP drin gewesen – trotz der mit Nachspielzeit 87-minütigen Unterzahl. "Die Gegentore sind vom Zeitpunkt her unglücklich gefallen, das 1:1 kurz vor der Pause und das 1:2 dann in einer Phase, in der wir gut im Spiel waren. Es hat weh getan, dass wir Punkte liegen gelassen haben. Es war gefühlt mehr drin. Wir haben das Spiel analysiert und abgehakt", so unsere Nummer 23.

Die vorherigen Partien hatten nicht für Frust, sondern für viel Freude gesorgt und daran hatte auch der stark aufspielende Paqarada seinen Anteil. Der Linksverteidiger war es auch, der im Auftaktspiel gegen Holstein Kiel nach zehn Minuten und 15 Sekunden das erste Tor unseres FCSP in der neuen Saison erzielt hatte. Und was für eins! "Ich weiß, dass ich einen ganz guten Schuss habe. Und wenn ich schon so viel Platz habe, wieso dann nicht einfach mal draufhalten?", so der Linksfuß über die Entstehung seines Tores. Finn Ole Becker hatte das Leder nach Ballgewinn von Eric Smith links raus zu Paqarada gespielt, in der eigenen Hälfte startend marschierte dieser mit Ball los und sechs Ballberührungen später, ohne dass ein Kieler ihn ernsthaft stören sollte, zog er aus knapp 25 Metern halblinker Position ab. Kiels Keeper Ioannis Gelios streckte sich vergeblich, der Ball schlug genau im oberen rechten Winkel ein. Ganz genau in den Winkel? "Die verschiedenen Kamera-Perspektiven geben das gar nicht so richtig her, wie genau er drin ist. Von meiner Position sah es auf jeden Fall sehr gut aus - genau oben rechts drin", erklärte Paqarada.

"Mein Hauptgedanke war eigentlich, dass ich mit einem Tor dafür sorge, dass Finn Ole, der an seiner Statistik arbeiten muss, diese aufbessert und einen Assist zugeschrieben bekommt", scherzte der Kosovare, der in der Woche vor dem Kiel-Spiel viele Abschlüsse trainiert hatte. Der Treffer also kein Glücksding, sondern hart erarbeitet. "Ob Abschlüsse, Freistöße oder Einwürfe. An allem wird bei uns detailliert gearbeitet und dafür nehme ich mir mit dem Trainerteam gerne die Zeit", so Paqarada, für den es das siebte Tor in Liga zwei war. "Eines schöner als das andere", hatte unsere Nummer 23 über seine sieben Tore gesagt. Welches aber war das Schönste? Paqarada überlegt kurz, ist dann aber sicher: "Das jetzt gegen Kiel. Ich habe zwar für Sandhausen mal ein sehr schönes Freistoßtor erzielt, auch gegen Kiel, aber an das jetzt denke ich in Zukunft sicherlich häufiger."

Leart Paqarada zeigt, wo er den Ball im Kieler Tor untergebracht hatte. Oben rechts im Knick.

Leart Paqarada zeigt, wo er den Ball im Kieler Tor untergebracht hatte. Oben rechts im Knick.

Auch aufgrund der Rahmenbedingungen und Umstände wird es immer ein besonderes Tor bleiben. "Es war mein erstes Tor für den FC St. Pauli mit Fans im Stadion. Mein Tor gegen Würzburg war auch schön und auch deshalb besonders, weil es mein erstes für den FC St. Pauli war, das Stadion war aber leer. Gegen Kiel waren endlich wieder unsere Fans dabei und es hat sich angefühlt wie ein volles Millerntor", so Paqarada. Unter den 8.900 Fans waren auch seine Eltern, seine Frau und Töchterchen Naléya. Ihr widmete er das Tor, auch wenn diese es gar nicht mitbekommen hatte, weil sie geschlafen hatte. Den absolut sehenswerten und für das Tor des Monats Juli nominierten Treffer wird sie sich irgendwann aber sicherlich auch noch mal ansehen.

Das hat Paqarada auch gemacht, aber nicht nur sein Tor, sondern auch die vier weiteren nominierten Treffer. "Alles schöne Tore", so Paqarada, der hinzufügt: "Wäre ich neutraler Fan, würde ich tatsächlich zwischen meinem Tor und dem von Mark Uth hin- und herüberlegen. Uth macht das richtig stark, das hätte er sich gerne für einen anderen Monat aufheben können. Ich hoffe natürlich auf die Unterstützung unserer Fans." Ob Paqarada oder Uth oder einer der drei weiteren Spieler die Wahl gewinnen wird, bleibt abzuwarten. Die Abstimmung läuft noch bis Sonnabend (28.8., 19 Uhr), der Gewinner wird dann in der ARD Sportschau verkündet.

Sollte Paqarada die Wahl gewinnen, wird er die Medaille nicht behalten, das aber aus gutem Grund. "Ich denke, dass ich sie meinen Eltern geben werde. Sie waren wie so oft im Stadion und nach der langen Corona-Pause gegen Kiel erstmals auch wieder dabei", so der Linksfuß.

Der Treffer von Leart Paqarada hat bei der Wahl zum Tor des Monats Juli die Nummer 5.

Der Treffer von Leart Paqarada hat bei der Wahl zum Tor des Monats Juli die Nummer 5.

Wenngleich der Kosovare die Wahl zum das Tor des Monats Juli gerne gewinnen will und absolut nichts dagegen hätte, am Sonnabend (28.8.) als Sieger gekürt zu werden, hat er erst einmal nur das Heimspiel gegen Spitzenreiter Jahn Regensburg im Kopf. "Pure Intensität", erwidert er auf die Frage, was ihn und alle Kiezkicker am Sonntag (29.8.) ab 13:30 Uhr erwartet. "Sie haben alle Spiele gewonnen und reisen mit einer sehr breiten Brust an. Wir werden uns detailliert vorbereiten, richten den Blick aber eher auf uns und darauf, wo unsere Stärken liegen und was wir besser machen müssen. Letztendlich können wir selbst am meisten dazu beitragen, ob wir das Spiel erfolgreich gestalten."

Paqarada hätte nach dem Spiel in Paderborn, wo in Unterzahl viel Defensivarbeit zu leisten war, natürlich nichts dagegen, wenn er sich gegen den SSV wieder häufiger in die Offensive einschalten kann. Und sollte er wie gegen Kiel wieder zu viel Platz bekommen und die Chance auf einen erneuten Distanzschuss haben, würde er auch wieder abziehen. "Dass man den Ball nicht immer so trifft, ist natürlich klar. Die Jungs trauen es mir aber doch zu, dass ich es auch mal schaffe wie gegen Kiel. Das spüre ich auch. Von ihnen wird zukünftig auch keiner böse sein, wenn ich es noch mal aus ähnlicher Position probieren würde."

 

(hb)

Fotos: FC St. Pauli

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