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Leipzig, Teutonia und das Millerntor

Der FC St. Pauli hat sich bislang nicht öffentlich zu der Anfrage von Teutonia Ottensen im Hinblick auf das Pokalspiel gegen Leipzig geäußert. Vielmehr hatte der FCSP zeitnah auf eine Anfrage von Teutonia vertraulich per E-Mail geantwortet. Diese Antwort wurde offenkundig an das „Hamburger Abendblatt“ weitergeleitet, das daraus auszugsweise zitierte, worauf sich wiederum andere Medien bezogen.

Zum Zeitpunkt der Anfrage hatte Teutonia Ottensen nach eigener Darstellung Anfragen an mehrere Clubs stellen wollen. Neben dem Millerntor war das Stadion von Eintracht Norderstedt, das Volksparkstadion sowie das Stadion des VfB Lübeck im Gespräch. Warum diese Optionen nicht realisiert wurden, ist dem FC St. Pauli nicht bekannt. Wir hatten die Anfrage vor diesem Hintergrund intern diskutiert und zeitnah sowie vertraulich geantwortet.

Da diese Antwort öffentlich geworden ist und die Debatte inhaltlich sehr verkürzt geführt wird, möchte der FC St. Pauli die Hintergründe der Entscheidung erläutern. So ist es zutreffend, dass wir das Millerntor nicht als Bühne für das Spiel zwischen Teutonia und Leipzig zur Verfügung stellen wollen, denn das Millerntor steht als ein Symbol für einen „anderen Fußball“ – und ist somit denkbar ungeeignet für diese Partie.

Viele Heimspiele in kurzer Zeit

Dazu gibt es weitere Gründe für die Absage: So pflegt unser Greenkeeper-Team mit einem beträchtlichen Aufwand und Einsatz unseren Rasen, der mittlerweile eine sehr gute Qualität erreicht und nichts mehr mit den früheren Platzverhältnissen am Millerntor zu tun hat. Der FC St. Pauli hat dabei bewusst nicht einfach neuen Rollrasen verlegt, denn dieser ist nicht nachhaltig; zudem ist ein gewachsener Untergrund belastbarer für die sehr hohen Anforderungen des Profi-Fußballs. Dadurch wird auch das Verletzungsrisiko reduziert.

Wegen der kurzen Zeit bis zur WM haben wir zwischen Juli bis November in relativ kurzer Frequenz viele Heimspiele, die unseren Rasen stark belasten, daher wollen wir in diesem Zeitraum keine weiteren Spiele am Millerntor austragen, da sich dadurch wiederum das Verletzungsrisiko erhöhen kann. Weiterhin haben wir im Verein Teams, die zunächst an der Reihe sind, im Stadion spielen zu dürfen, falls der Zustand des Rasens dies zulässt: unsere U23 sowie das 1. Frauen-Team des FC St. Pauli. So ist es wohl kaum vermittelbar, dass unsere U23 die Spiele außerhalb Hamburgs – nämlich in Norderstedt – austrägt, Teutonia gegen Leipzig aber am Millerntor antreten soll. Ein Umstand, der zeigt, dass in der Sportstadt Hamburg ein Stadion mit Naturrasen fehlt, das für die Anforderungen von Spielen auf höherem Niveau geeignet ist – und nicht so groß ist wie das Millerntor oder Volksparkstadion.

10.000 Zuschauer*innen?

Damit kommen wir zum nächsten Punkt: Die im Raum stehende Zahl von mehr als 10.000 Besucher*innen bei einem Spiel in Hamburg zwischen Teutonia Ottensen und Leipzig – auch noch in der Woche - erscheint uns unrealistisch. Weder Teutonia noch Leipzig verfügen in der Stadt über eine größere Fan-Basis; beim Hamburger Pokalendspiel zwischen Teutonia und Altona 93 waren beispielsweise etwa 3000 Zuschauer dabei, von denen schätzungsweise zwei Drittel den AFC unterstützten. Zudem ist Leipzig in Norddeutschland nicht sonderlich populär und wird kaum Tausende „neutrale“ Zuschauer*innen ins Stadion locken.

Bei einem Spiel zwischen Teutonia und Leipzig könnte es rund um das Millerntor zu Protesten kommen, was organisatorische Herausforderungen noch vergrößert hätte. So klagen Dienstleister, die für den Ordnungsdienst bei unseren Heimspielen zuständig sind, über Personalmangel. Schon für die regulären Termine am Millerntor ist es schwierig, ausreichend Personal zu rekrutieren. Für unsere Vereinsmitarbeiter*innen bedeutet ein weiteres Heimspiel ebenfalls Mehrarbeit, die während der Saison kaum zu leisten ist.

Dies alles zusammengenommen hat den FC St. Pauli dazu veranlasst, die Anfrage abzulehnen. Der Verein weist darüber hinaus den medial gezeichneten Eindruck zurück, das Millerntor sei die einzig sinnvolle Option für ein Spiel zwischen Teutonia Ottensen und Leipzig gewesen. Wir sind vielmehr der Überzeugung, dass das Stadion dafür denkbar ungeeignet ist – sowohl was die Kapazität als auch die Symbolik des Millerntors betrifft. Dass verschiedene Medien und Kommentatoren auf Basis von wenigen Zitaten aus einer vertraulichen E-Mail in teilweise sehr harschen Worten über die Entscheidung des FC St. Pauli urteilen ("Heuchelei"), ohne die Hintergründe überhaupt zu kennen oder etwas zu den anderen Optionen zu schreiben, nehmen wir erstaunt zur Kenntnis, ändert aber nichts an unserer Einschätzung der Gesamtsituation.

 

(pg)

Fotos: FC St. Pauli

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