"Nur zusammen werden wir da rausfinden"
Sonntag, 07. April 2019, 14:30 Uhr
Nach der bitteren 1:2-Niederlage bei Holstein Kiel nahm sich Cheftrainer Markus Kauczinski am Sonntag (7.4.) im Gespräch mit den Hamburger Pressevertreten viel Zeit, um nicht nur noch einmal auf die gestrigen Partie zu blicken, sondern auch um über die aktuelle sportliche Situation zu sprechen.
Nach einer guten Trainingswoche musste Kauczinski mit dem Anpfiff der Partie bei den Kielern feststellen: "Wir haben das gute Gefühl mitgenommen, mit dem Betreten des Platzes war es aber weg." Seine Mannschaft habe eine gute halbe Stunde gebraucht, ins Spiel zu kommen. Unser Cheftrainer benannte die Gründe: "Wir haben uns immer wieder aus der Ruhe bringen lassen und Bälle zu schnell verloren. Es gab viele Situationen, in denen wir Platz und Zeit hatten, uns zu drehen, wir aber zu hektisch geworden sind und die Bälle sofort wieder abgegeben haben. Da müssen wir ein anderes Selbstverständnis haben und mehr Ruhe finden. Unter Druck war der Ball zu oft und zu schnell weg, unser Spiel dadurch zu oft unterbrochen." Obwohl sein Team mit der Führung und einem Mann mehr in die zweite Halbzeit gestartet war, stand am Ende das bittere 1:2 zu Buche. "Wir haben das Spiel auf unsere Seite gebracht, mit einfachen Fehlern und dem Doppelschlag konnte Kiel das Spiel aber drehen. Wir haben danach wieder gebraucht, um zurückzukommen, hatten am Ende mehrere dicke Dinger, wo du das Gefühl hast, da muss einer reingehen", so Kauczinski.
Ohne Punkte, aber mit einem verletzten Waldemar Sobota kehrten die Kiezkicker aus Kiel zurück. Der offensive Flügelspieler war zum Ende des Spiels nach einem Schlag aufs Sprunggelenk umgeknickt. "Waldi hat zwar noch durchgespielt, es sah aber nicht gut aus. Eine MRT-Untersuchung folgt noch, er wird aufgrund einer Bandverletzung aber ausfallen. Ob stark gedehnt oder gerissen ist von der Ausfallzeit her egal. Wir gehen davon aus, dass er die nächsten vier bis fünf Wochen nicht zur Verfügung steht", so Kauczinski.
Ein weiteres Thema war der Einsatz von Jeremy Dudziak und das von den FCSP-Fans vor dem Spiel gezeigte Transparent zum Wechsel des Mittelfeldspielers zu den "Rothosen". Hierzu erklärte unser Cheftrainer: "Wir haben kurz vor dem Spiel noch mit Jerry geredet, die Mannschaft hat ihm auch Mut zugesprochen. Ich glaube aber, dass ihn das nicht kaltgelassen hat." Dudziaks Einsatz begründete Kauczinski aus sportlicher Sicht wie folgt: "Ich habe mich für die offensivere Variante entschieden und ihn aufgestellt, weil er sich das durch gute Trainingsleistungen verdient hat. Jerry sollte mit seiner Ballsicherheit und seinem Dribbling das Spiel nach vorne tragen." Im Vergleich zu den anderen Kiezkicker sei Dudziak laut Kauczinski weder "auf- noch abgefallen".
Bevor unsere Boys in Brown am Sonntagmorgen den Trainingsplatz betreten hatten, gab es erst noch eine längere Besprechung mit der Mannschaft und dem kompletten Funktionsteam. "Wir haben Dinge besprochen, um Wege zu finden und das zu verarbeiten, was gestern passiert ist. In Kiel haben wir kein gutes Bild abgegeben. Zusammengepackt mit den vorherigen Spielen befinden wir uns in einer Situation, aus der wir gemeinsam rauskommen wollen und müssen. Nur zusammen werden wir da rausfinden. Tenor war, dass wir bei Themen wie Körpersprache, Ausstrahlung und der Art und Weise, wie wir Fußball spielen, weit entfernt sind von dem, was wir können und schon gemacht haben", so unser Cheftrainer. In der Besprechung wurde der Blick auch auf den restlichen Saisonverlauf gerichtet: "Es ist nach wie vor noch was zu holen in dieser Saison. Jeden Platz, den wir besser stehen können, will ich am Ende der Saison besser stehen. Wir wollen für die letzten sechs Spiele einen Weg finden, besser Fußball zu spielen und wieder erfolgreich zu sein. Wir müssen uns als Mannschaft und den FC St. Pauli anders und besser präsentieren."
Unser Cheftrainer fügte hinzu: "Die Frage ist: Wie stehen wir wieder auf? Wir haben jetzt öfters einen in die Fresse bekommen und merken, dass es ist nicht so einfach ist, da wieder rauszukommen. Jeder Fehler zieht dich runter. Wir müssen wieder robuster werden. Besserer Fußball kommt wieder mit Selbstbewusstsein, dafür müssen wir uns untereinander helfen. Das Selbstverständnis, das abzuschütteln, hat nicht jeder - wir müssen zusammenrücken. Der Halt nur von innen kommen. Der Fußball kommt dann mit dem Selbstbewusstsein. Fehlt das, muss man sich untereinander helfen. Das kommt nicht von alleine. Es ist die Aufgabe von uns allen, zusammenzustehen und uns das Gefühl wiederzuholen. Das Bewusstsein, sich nicht unterkriegen zu lassen, fehlt mir ein bisschen. Der Trotz und die Wut, sich dagegenzustemmen – das müssen wir uns schnell aneignen."
Im Trainingsalltag wird es ab sofort Änderungen geben. "Wir werden die Tage wieder verlängern, so wie wir es bereits letzte Saison im Abstiegskampf getan haben", so unser Cheftrainer, der hinzufügte: "Der Dienstag wird aber frei bleiben. Das ist auch wichtig für jeden, um mal rauszukommen und sich Gedanken zu machen. Als Trainer kann ich Impulse geben. Die Spieler müssen diese aufnehmen, leben und weitertragen. Die Mannschaft muss sich Gedanken machen, an welcher Stelle sie jetzt noch mal enger zusammenrückt."
(hb)
Foto: Witters