{} } Eye-Able Logo
Zum Inhalt springen

Johannes Flum: "Man muss auch mal einen Rückschlag hinnehmen"

Winterneuzugang Johannes Flum konnte beim FC St. Pauli einen Einstand nach Maß feiern. Bei seinen bisher fünf Einsätzen holten die Kiezkicker insgesamt zehn Punkte und kletterten erstmals seit dem siebten Spieltag über den Strich. Zuletzt brachte den 29-Jährigen aber eine Verletzung aus dem Tritt. Im Interview verrät er uns, wie es ihm geht, woher seine Kämpfer-Mentalität stammt und was er an Hamburg nicht so mag.

Moin Flumi, Du wirst aktuell durch eine Adduktorenzerrung ausgebremst. Wie läuft die Reha?

Der Stand ist, dass sich die Zerrung hartnäckiger gehalten hat als zuvor angenommen. Ich schaue von Tag zu Tag und hoffe, dass ich schnellstmöglich wieder ins Mannschaftstraining einsteigen kann. Dadurch, dass ich zwei Wochen nicht mit der Mannschaft trainieren konnte, braucht es etwas Zeit, um sich wieder an die Wettkampfhärte zu gewöhnen.

Ist es doppelt schwer, wenn die Mannschaft unten drinsteht und Du nicht selber eingreifen kannst?

Es macht für mich erstmal keinen Unterschied, ob man jetzt weiter unten steht oder oben. Man trainiert unter der Woche, um am Wochenende spielen zu können. Und wenn man das wegen einer Verletzung nicht kann, ist das natürlich frustrierend.

Wie kannst Du der Mannschaft trotzdem helfen?

Dadurch, dass ich schon etwas älter bin und einige Erfahrungen sammeln konnte, bin ich schon für den ein oder anderen Ratschlag da, unabhängig davon, ob ich verletzt bin oder nicht. Und natürlich bin ich vor dem Spiel in der Kabine, so wie die anderen verletzten Spieler auch. Wir sind ein Team und alle gehören zusammen, auch wenn einer im Moment nicht spielen kann.

Gab es Momente nach Deinem Kniescheibenbruch im November 2015, in denen Du daran gezweifelt hast, jemals wieder als Profi auf dem Rasen zu stehen?

Nein, zum Glück nicht. Ich bin direkt an dem Tag nach meiner Verletzung operiert worden und hatte großes Glück, dass meine OP so gut verlaufen ist. Dafür bin ich Professor Hoffmann heute noch sehr dankbar. Die Reha anschließend war langwierig und anstrengend, aber ich hatte nie den Gedanken, dass ich nicht zurückkommen werde.

Woher nimmst Du die Kraft, um mit solchen Rückschlägen fertig zu werden?

Ich ein positiver Typ, der immer nach vorne schaut. Man muss aber auch sagen, dass es mir in dieser Phase gar nicht gut ging und ich echt am Boden war. Aber ich habe das Glück, dass ich eine ganz tolle Frau an meiner Seite habe, die mich unterstützt hat. Auch meine Familie und Freunde haben mir Halt gegeben. Ein weiteres großes Glück war, dass das Reha-Team in Frankfurt rund um die Uhr für mich da war und viel Zeit und Mühe in mich investiert hat.

Also würdest Du von Dir selbst sagen, dass Du eine Kämpfer-Mentalität hast?

Das sollen andere beurteilen. Ich kann mich aber damit identifizieren, denn aufgeben ist nicht mein Ding. Das habe ich auch noch nie. Daher gab es für mich auch nie den Gedanken, dass ich nicht mehr zurückkommen werde.

Du bist jetzt seit gut drei Monaten beim FC St. Pauli. Wie ist Dein Eindruck vom Club seit Deinem Wechsel?

Vom ersten Tag an, wo mich Ewald Lienen und Andreas Rettig angerufen haben, hatte ich ein sehr gutes Gefühl bei der Sache, obwohl die Mannschaft zu dem Zeitpunkt tief im Kampf um den Klassenerhalt steckte. Die zwei waren so zuversichtlich und überzeugt, dass die Rückrunde positiver verläuft. Auch ich habe das vom ersten Tag an gespürt. Der Spirit und die Energie sind einfach ansteckend. Dazu gehört auch die Atmosphäre im Stadion. Die Fans, die genau wissen, wann sie uns noch ein bisschen mehr unterstützen müssen, sind einfach toll. Dafür bin ich sehr dankbar, denn das ist nicht immer so im Fußball. Ich denke, das ist es, was den Club ausmacht, und ich finde dieses Positive sollte St. Pauli sich erhalten.

Hast Du Dich mittlerweile in Hamburg eingelebt?

Ich fühle mich hier sehr wohl. Hamburg hat viel zu bieten, auch wenn ich in der Phase, in der wir jetzt sind, nicht ganz so viel ausprobieren und machen kann. Das, was ich gesehen habe, hat mir sehr gut gefallen, und auch die Menschen sind sehr offen und positiv. Nur beim Wetter bin ich besseres gewohnt. (lacht)

Womit beschäftigst Du Dich, wenn Du mal nicht auf dem Fußballplatz stehst?

Ich bin sehr sportbegeistert. Ich mache nicht nur selber gerne viel Sport, ich schaue es mir auch gerne an. Ich komme aus dem Schwarzwald und bin dort mit Schnee aufgewachsen. Im Winter sehe ich deshalb gerne Skisport und Skispringen. Ich schau aber auch wahnsinnig gern Tennis. Um abschalten zu können, fahre ich aber auch gerne mal einen Tag an die Nordsee – da bleibt das Handy dann auch zu Hause.

Trotz der jüngsten Erfolge bleibt der Kampf um den Klassenerhalt eng. Wie kommt Ihr endgültig aus der Gefahrenzone raus?

Es ist klar, dass es schwierig wird und man auch mal einen Rückschlag hinnehmen muss, so wie gegen Union Berlin. Wir haben gegen die Berliner ein gutes Spiel gemacht, konnten uns am Ende aber nicht belohnen. Aber das Ziel besteht darin, weiterzumachen und den eingeschlagenen Weg kontinuierlich und zielstrebig zu verfolgen. Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass wir am Ende über dem Strich stehen werden.

Euer nächstes Pflichtspiel bestreitet Ihr bei Erzgebirge Aue. Was für ein Spiel erwartest Du da?

In Aue wird uns ein hitziges, sehr kampfbetontes Spiel erwarten. Die stehen ebenfalls unten drin und wollen zu Hause gegen einen direkten Konkurrenten auf keinen Fall verlieren. Ich denke, es ist gut zu wissen, gegen wen wir spielen und wie der Gegner aufgestellt ist, aber das Entscheidende ist, dass wir auf uns schauen, auf das, was wir machen. Alles andere ist für mich eher zweitrangig.

Vielen Dank für das Gespräch!

 

(jka)

Foto: Witters

 

Anzeige Traumpass fürs Agentur-Hosting - Mittwlad proSpace. Kostenlos testen!

Congstar