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„Eine andere Art von Fußball?“ – Sean Mann: „St. Pauli ist für unseren Club Inspiration“

Eine sehr differenzierte und interessierte Diskussionsrunde bekamen die rund 100 Besucher am Samstagvormittag im Motor City Hotel Casino geboten, als auf einem vom englischen Autoren Nick Davidson moderierten Panel die Frage diskutiert wurde „Detroit City und St. Pauli – eine andere Art von Fußball?“

Mit auf dem Podium waren neben dem CEO von Detroit City FC Sean Mann und St. Pauli-Präsident Oke Göttlich Dr. Stefan Szymanski von der Universität Michigan, Jackie, eine Vertreterin von den Northern Guard Supporters aus Detroit, Christian Weiß vom FCSP-Partner Levi's sowie Ewald Lienen als Technischer des FC St. Pauli.

Zunächst ging es darum, wie überhaupt der Besuch der Kiezkicker in Detroit zustande gekommen sei und Sean Mann erklärte, dass der FC St. Pauli für seinen Club schon Inspiration gewesen sei. „Der Verein ist ein Beispiel wie auch ein Club in den USA sein kann“, erklärte Mann weiter. Für Oke Göttlich stand nach der Anfrage aus Michigan erst einmal Recherche auf dem Programm. „Wir wussten nicht viel von Detroit City, wussten nicht, wie sie arbeiten und haben uns bemüht, so viel wie möglich herauszufinden, habend ann aber festgestellt, dass hier tolle Arbeit geleistet wird, so dass unsere Ankunft hier ein wenig wie ein Nachhausekommen war.“

In der Folgezeit wurden verschiedene Facetten des modernen Fußballs beleuchtet. Die 50+1-Regel wurde ebenfalls diskutiert. Stefan Szymanski: „Ich weiß nicht, ob sich diese Regel halten wird, wichtig schein mir hierbei zu sein, unterschiedliche Modelle zuzulassen. Wenn es nur um ein Modell geht, dann nähert man sich immer mehr dem amerikanischen Prinzip an.“ Dort gäbe es nur ein Modell und das sei milliardenschwer, ergänzte Sean Mann. Für Oke Göttlich geht es weniger um das Modell, als vielmehr um die Leute, die einen Verein führen. „Wenn in diesen Positionen keine guten Leute sitzen, ist es eigentlich egal, welches Modell es gibt.“ Mit Blick auf die MLS ergänzte er, dass hier durch das bestehende Modell eine Chance vergeben werde, Fußball auch als Volkssport zu etablieren. Hierbei sei es wichtig die Bedeutung der Vereine zu sehen, die in ihren jeweiligen Communities wichtige Arbeit leisten.
Für Jackie von den Northern Guard Supporters ist Detroit City FC „wie eine Familie, bei der wir uns aber nicht nur zu den Spielen sehen, sondern auch an den anderen Tagen, Dinge für unsere Stadt und den Verein machen.“ Zu einer MLS-Mannschaft in Detroit würde sie nicht gehen. 

Dass die wichtige Arbeit der Vereine auch von Partnern unterstützt werden kann, beschrieb Christian Weiß von Levi's mit dem Beispiel der Levis Music School im Millerntor-Stadion. Und Ewald Lienen unterstrich, welch wichtige Aufgabe Vereine bei der positiven Entwicklung von Kindern und Jugendlichen leisten. Zudem ergänzte er, dass es ohne die sozialen Projekte von Unternehmen – gerade in den USA – in der Gesellschaft erhebliche Probleme geben würde. „Ich bin sehr dankbar dafür, was Levi's bei uns macht und welchen Einsatz auch Under Armour für die Gesellschaft leistet.“

Während Oke Göttlich im weiteren Verlauf davon sprach, dass zum Beispiel ein Draft-System eine überlegenswerte Ergänzung für den europäischen Fußball sein könnte, verneinte Stefan Szymanski diese Überlegung, würde doch ein Verein wie zum Beispiel der FC Bayern alles dafür tun, seine Vormachtstellung zu halten und die besten Talente zu holen.

Mit Blick auf den Fußball in den USA merkte Sean Mann kritisch an, dass man ansonsten in Amerika freie Marktwirtschaft hätte, der Sport sei aber klar diktiert und damit auch reglementiert. Für die Fußballclubs unterhalb der MLS sei es unglaublich schwierig. Er setzte für eine Auf- und Abstiegsregelung ein, allerdings müsse dafür zunächst bei den Club die Infrastruktur geschaffen werden, um das leisten zu können. Rückblickend auf den bisherigen Besuch in den USA stellte Ewald Lienen fest, dass „wir hier bei diesem herzlichen Empfang gesehen haben, welche tolle Unterstützung wir hier erfahren haben. Wir haben eine große Möglichkeit hier etwas zu entwickeln.“ 

Angesprochen auf die sportlichen Ambitionen des FC St. Pauli antwortete der Präsident: „Wir wollen in die Bundesliga aufsteigen, aber wir sagen nicht, dass das in den nächsten Jahren passieren wird. Aber ich glaube daran, dass es irgendwann passieren wird.“

 

(ms)

Foto: FC St. Pauli

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